Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 142 Obernkirchen, Stiftskirche St. Marien 1532

Beschreibung

Grabplatte für Johann Molkenbur. Stein. Die hochrechteckige Platte ist im nördlichen Seitenschiff der Kirche aufgerichtet. Zwischenzeitlich war sie an der Nordseite des Turms aufgestellt.1) Sie ist an mehreren Stellen durch Abplatzungen, Verwitterungsspuren und Abtretung beschädigt. Im Innenfeld ist der Verstorbene im Priestergewand mit Kelch und Hostie im Flachrelief, teilweise in Ritzzeichnung dargestellt. Die Inschrift läuft erhaben in vertiefter Zeile um den Stein um.

Maße: H.: 233 cm; B.: 127 cm; Bu.: 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. [Anno] d(omi)ni mo ccccc xxxii · / [in die] apol[ . . . . e]a) V[ir]gin[i]s2) Obi[i]t V[enerabilis] · / Dominus Joh[a . . . . ]b) / [M]olkenbur · Cui(us) anima Requiescat in pa[c]e

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1532 starb am Tag der Jungfrau Apollonia der ehrwürdige Herr Johann Molkenbur. Seine Seele ruhe in Frieden.

Kommentar

Kastenförmiges a in Joh[annes] und Requiescat. Zweites a in anima als zweistöckiges a; der untere Teil durch einen Schrägbalken geteilt. Beim u enden die beiden Schäfte oben stumpf.

Johann Molkenbur, ein Sohn des Hermann Molkenbur, studierte von 1492 bis 1494 in Erfurt,3) dürfte also um 1470 bis 1475 geboren worden sein. 1496 präsentierte ihn, der in diesem Zusammenhang als Kleriker des Bistums Paderborn bezeichnet wird, die Äbtissin des Klosters Oberweimar (Weimar, Thüringen) der Präpositur des Erfurter Doms für eine Vikarie an einem Altar des Klosters.4) Johann Molkenbur ist von 1502 bis 1518 als Pfarrer in Grove und als Sekretär des Grafen Anton von Holstein-Schaumburg (Nr. 135) bezeugt, ferner 1517 als Sekretär der Stadt Lemgo (Kreis Lippe, Nordrhein-Westfalen).5) Graf Anton präsentierte ihn am 27. April 1516 dem Mindener Domkapitel für eine Vikarie.6) Von 1520 bis 1529 ist Molkenbur als schaumburgischer Kanzler nachweisbar.7) Er starb der Inschrift zufolge am 9. Februar 1532.

Textkritischer Apparat

  1. apol[ . . . . e]] vermutlich apol[lo(n)ie].
  2. Joh[a . . . . ]] Jobst von Mahrenholtz, Tebbe.

Anmerkungen

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 87.
  2. 9. Februar.
  3. NLA BU, L 1, Nr. 4516 (nach Findbuch). In den Matrikeln der Universität Erfurt ist er nach Ausweis des Registers nicht aufgeführt.
  4. NLA BU, Orig. F. Nr. 300 (nach Findbuch).
  5. NLA BU, L 1 Nr. 4518; vgl. auch Orig. F Nr. 122; Lemgo: NLA BU, L 1 Nr. 4520 (nach Findbuch).
  6. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, Sign. Grafschaft Schaumburg – Urkunden, Nr. 60 (nach Digitale Westfälische Urkunden-Datenbank, http://www.westfaelische-geschichte.de/que61697, zuletzt benutzt am 2.6.2016); vgl. NLA BU, L 1, Nr. 4523 (nach Findbuch).
  7. NLA BU, L 1 Nr. 4522, 4524 u. 4057 (nach Findbuch).

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 87.
  2. Mahrenholtz, Grabsteine, Nr. 15, S. 126 (mit Abb.).
  3. Tebbe, Epitaphien, Nr. 100, S. 225.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 142 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0014202.