Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 135† Schaumburg 1527

Beschreibung

Wappenstein. Das aus zwei Steinen bestehende Stück ist eine Kopie des Originals, das in der Zeit nach 1907 im Zuge des Wiederaufbaus der Schaumburg angefertigt wurde.1) Die Kopie stellt allem Anschein nach eine zuverlässigere Überlieferung des Originals dar als die Wiedergabe bei Siebern im Kunstdenkmälerinventarband; daher werden die Inschriften nach der Kopie ediert. Der links, oben und rechts von einem vorspringenden Gesims gerahmte Wappenstein ist am Palas links oberhalb des linken Fensters des Erdgeschosses in die Wand eingemauert. Er zeigt zwei gegeneinander gelehnte Vollwappen und ein drittes heraldisch links daneben. Unterhalb der Wappen ist die Inschrift A erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt. Darunter auf dem zweiten Stein in vier vertieften Zeilen die erhaben ausgeführte Inschrift B. Die obere rechte Ecke des unteren Steins ist beschädigt, wodurch die Inschrift B am Ende der ersten Zeile gestört ist.

Inschriften nach Kopie.

Maße: H.: ca. 110 cm; B.: 140 cm; Bu.: ca. 8 cm (A), ca. 6 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    1·5·2·7a) ·

  2. B

    Anthonius · Graueb) · Soffia geb[or](n)e / hertochinec) · van · Sacsse(n) · etcd) · Anna · ge/bor(n)e · van · Schonenborgee) · etcf) · sineg) · bede / Gemale(n) · Grauine(n) · to · holste(n) · vn(n) scho(m)borchh)

Wappen:
Sachsen-Lauenburg,2) Holstein-Schaumburg,3) Schönburg4)

Kommentar

Die Schrift greift wahrscheinlich die Buchstabenformen des Originals auf.

Graf Anton, der Mitregent seines Bruders Erich bis 1492 und seines Bruders Otto III. von 1492 bis 1498, regierte eigenständig von 1498 bis zu seinem Tod am 22. Dezember 1526. Er war in erster Ehe mit Sophia von Sachsen-Lauenburg, der Tochter Herzog Johanns IV. von Sachsen-Lauenburg verheiratet. In zweiter Ehe heiratete er die 1479 geborene Anna von Schönburg, die Tochter Ernsts von Schönburg zu Glauchau und Waldenburg und der Anna von Rieneck.5) Wahrscheinlich ließ Antons Ehefrau Anna nach dessen Tod den Stein zum Gedenken an ihn, seine erste Ehefrau und sich selbst anfertigen. Die Schaumburg diente ihr als Witwensitz.6)

Textkritischer Apparat

  1. 1·5·2·7 ] 1521 Kdm.; 1524 Wehrhahn. Lambdaförmige 7.
  2. Anthonius · Graue] Anthonnie · Anna Kdm.; Anthonia Marie Wehrhahn.
  3. hertochine] Wehrhahn; herzochin Kdm.; hertachine Kopie, mit einstöckigem a.
  4. Tironisches et und c.
  5. Schonenborge] schaumborgi Kdm.; Schoenberg Wehrhahn. r als Bogen-r.
  6. Tironisches et und c.
  7. sine] sinn Kdm.; sint Wehrhahn.
  8. r als Bogen-r.

Anmerkungen

  1. Vgl. Wehrhahn, Schloß Schaumburg, S. 197f.; einige der Originalinschriften wurden demnach 1912/13 noch im Archivturm der Schaumburg aufbewahrt.
  2. Wappen Sachsen-Lauenburg (neunmal geteilt, mit Rautenkranz schräglinks belegt); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 3, S. 18f. u. Tafel 26.
  3. Wappen Holstein-Schaumburg (Nesselblatt mit drei in der Mitte zusammentreffenden Nägeln belegt); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 2, S. 32 u. Tafel 38.
  4. Wappen Schönburg (dreimal schräggeteilt); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 3, Teil 1, S. 32 u. Tafel 69.
  5. Bei der Wieden, Schaumburgische Genealogie, Nr. 100, S. 125–127.
  6. Piderit, Geschichte der Grafschaft Schaumburg, S. VII.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 106.
  2. Wehrhahn, Schloß Schaumburg, S. 197.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 135† (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0013507.