Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 132 Obernkirchen, Stift 1492–1526

Beschreibung

Wappenstein. Der Stein ist an der Nordseite (Giebelfassade) des an das Westwerk der Kirche angrenzenden Gebäudetrakts über der linken Tür eingemauert. Im gerahmten Mittelfeld oben ein Wappenschild mit dem Wappenbild des Stifts, rechts daneben das eingehauene Steinmetzzeichen M13. Darunter an einem Band von einem Haken herabhängend zwei weitere Wappenschilde und eine erhaben ausgeführte Inschrift, deren zweite und dritte Zeile auf der Ober- und Unterseite einer vorspringenden Kante verlaufen.

Maße: H.: 63 cm; B.: 50 cm; Bu.: 4,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. Conserva dom(um) istam / i(m)maculata(m) i(n) ete(r)nu(m) / d(o)m(in)e1)

Übersetzung:

Bewahre dieses Haus unversehrt auf ewig, Herr.

Wappen:
Stift Obernkirchen2)
Brandis?,3) Bennigsen4)

Kommentar

Die gotische Minuskel ist eher unregelmäßig ausgeführt. Über dem u ein Quadrangel als u-Haken.

Möglicherweise entstand der Wappenstein anlässlich des Wiederaufbaus der Stiftsgebäude nach dem Brand des Jahres 1503.5) Das gleiche Steinmetzzeichen findet sich auch auf einer Darstellung der Maria im Strahlenkranz aus dem Jahr 1514 (Nr. 98). Zu den Baumaßnahmen der Priorin Helena von Bennigsen, an deren Amtszeit sich die Datierung orientiert, vgl. auch Nr. 115. Unklar bleibt die Deutung des heraldisch rechten Wappens. Auf anderen Obernkirchener Objekten tritt das Wappen der Helena von Bennigsen in Kombination mit dem Wappen des jeweils amtierenden Propstes auf. Von 1492 bis 1516 bekleidete Dethard von Dorgeloh dieses Amt; er führte jedoch ein anderes Wappen als das vorliegende (vgl. Nr. 102). In Frage käme Konrad Wasmer (Wesmer), der bis 1492 Propst war.6) Das Wappenbild entspricht jedoch in etwa dem Wappen der Hildesheimer Familie Brandis, auch wenn dort der Hirsch mehr steigend dargestellt ist und den Kopf normalerweise nicht umwendet. Es ist allerdings kein Träger des Namens Brandis nachweisbar, der ein Amt im Stift Obernkirchen innehatte.

Anmerkungen

  1. Nach II Mcc 14,36: Domine, conserva in aeternum inpollutam domum istam.
  2. Wappen Stift Obernkirchen (heraldische Lilie); vgl. Brosius, Stift Obernkirchen 1167–1565, Tafelteil (Siegel der Pröpste ab Ludolf Dene).
  3. Wappen Brandis? (geteilt: 1. springender Hirsch, 2. drei Schrägbalken); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 23 u. Tafel 24.
  4. Wappen Bennigsen (Armbrustschaft); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 10 u. Tafel 23.
  5. Vgl. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 81.
  6. Vgl. Suckale, Stift Obernkirchen, S. 38.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 89.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 132 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0013206.