Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 129 Krankenhagen, Extertalstraße 25 15. Jh./1. V. 16. Jh.

Beschreibung

Drei Fragmente von Grabplatten. Stein. Die Objekte stammen vermutlich aus dem Augustinerchorherrenstift Möllenbeck und dürften in napoleonischer Zeit, als die Grabplatten des ehemaligen Stifts als Baumaterial verkauft wurden, in die Bauersche Mühle nach Krankenhagen gelangt sein.1) Zusammen mit weiteren Grabplattenfragmenten wurden sie Anfang des 19. Jahrhunderts im Hof der Mühle als Zaunsockel verbaut. In einer Reihe (von links nach rechts) das Fragment I, anschließend das Fragment Nr. 43, an dritter Stelle das Fragment II, rechts daneben eine Platte aus jüngerer Zeit. Im rechten Winkel zum Fragment I schließt sich um die Ecke das Fragment III an.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

Fragment I

Die eingehauene Inschrift verläuft in einer von zwei eingehauenen Linien begrenzten Zeile. Im Innenfeld Reste einer Ritzzeichnung.

Maße: H.: ca. 19,5 cm (sichtbarer Teil); B.: ca. 67 cm; Bu.: ca. 10 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. I

    [ - - - ]tre(n)i[ - - - ]

Fragment II

Es handelt sich um die Langseite einer Grabplatte, von der jedoch das obere oder untere Stück fehlt. Die Inschrift lief ursprünglich in einer am äußeren Rand von zwei eingehauenen Linien begrenzten Zeile um. Von der vertieft gearbeiteten Inschrift ist die untere Hälfte der Buchstaben von Pflastersteinen verborgen. Links vom Text Reste einer Ritzzeichnung.

Maße: H.: 22,5 cm (sichtbarer Teil); B.: 113 cm; Bu.: ca. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. II

    [ - - - ] / c[ . ]a[ . . ]a) [f]oc(us) [ . . . ](r)eb) · [ . ]u(m)c) · t(ra)nsi(r)ed) · p(rae)cep(i)te) · [ - - - ]f)

Übersetzung:

[…] befahl hinüberzugehen […]

Fragment III

Die eingehauene Inschrift verläuft in einem von zwei eingehauenen Linien begrenzten gebogenen Schriftband. Links vom Text Reste einer Ritzzeichnung. Die Platte war zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht zugänglich und wird daher nach einer Fotografie ediert. Sie dürfte in ihrer Größe in etwa den übrigen Fragmenten entsprechen.

Inschrift nach Fotografie im Archiv des Museums Eulenburg Rinteln.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. III

    [ - - - ]o · s[ . . . ]g) · [ - - - ]h)

Kommentar

In Inschrift II sorgfältig gearbeitete gotische Minuskel mit ausgeprägten Oberlängen. Die verwendeten Abkürzungen und die Buchstabengestaltung, die sich am Idealtyp der gotischen Minuskel orientiert, lassen bei dieser Inschrift wie auch bei Nr. 43 eine Vertrautheit des Urhebers mit den zeitgenössischen buchschriftlichen Formen erkennen; dies stützt die Vermutung der Herkunft aus monastischem Kontext zusätzlich. Davon abgesehen entsprechen die Worte transire praecepit nicht dem üblichen, schlichten Formular für Grabinschriften, sondern deuten ebenfalls auf einen gelehrten Kontext hin.

Textkritischer Apparat

  1. Zwischen c und a ist ein Schaft mit Oberlänge erkennbar, an dem links ein geschwungener Zierstrich ansetzt. Nach dem a drei Schäfte, darüber ein Kürzungsstrich.
  2. Befund: Vier Schäfte, über den ersten beiden Schäften ein Kürzungsstrich. Über dem e ein r-Haken.
  3. Vermutlich tum.
  4. Befund: cc-a über n, r-Haken mittig über ie.
  5. t hochgestellt.
  6. Nach dem Worttrenner sind Reste eines Versals erkennbar.
  7. Nach dem s möglicherweise ein p, danach drei Schäfte, darüber ein Kürzungsstrich.
  8. Drei Schäfte sind noch erkennbar.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 73; Heutger, Stift Möllenbeck, 21987, S. 180.

Nachweise

  1. Fotografie im Archiv des Museums Eulenburg Rinteln (III).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 129 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0012906.