Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 123 Rodenberg (Grove), St. Jacobi 1. V. 16. Jh.

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Sechspassfuß mit breitem Standring und zweifach gekehlter Zarge. Sechsseitig ansteigender Fußhals. Auf einem der Pässe ein aufgeheftetes Kruzifix; auf dem Schriftband, auf dem der Titulus zu erwarten wäre, lediglich Ritzungen. Unter dem Kruzifix eine angedeutete Graslandschaft, darunter ein Schriftband mit der eingravierten Inschrift A. Sechsseitige Schaftstücke; die Schaftstücke unterhalb des Nodus tragen palmettenförmige Gravuren (vgl. Nr. 125). Der Nodus, der oben und unten von gedrehten Schnüren eingefasst ist, ist mit Lanzetten verziert. Auf der Oberseite des Nodus sind auf jeder zweiten Lanzette die einzelnen Buchstaben der Inschrift B eingraviert, wobei die ersten beiden Buchstaben auf einer Lanzette untereinander angeordnet sind; die übrigen Lanzetten tragen eine ornamentale Verzierung. Auf der Unterseite des Nodus sind auf jeder zweiten Lanzette die einzelnen Buchstaben der Inschrift C eingraviert, allerdings gegen die Leserichtung; die übrigen Lanzetten tragen eine ornamentale Verzierung. Auf den Rotuli die einzelnen Buchstaben der Inschrift D glatt vor schraffierten Feldern.

Maße: H.: 14,7 cm; Dm.: 13,8 cm (Fuß), 10,7 cm (Kuppa); Bu.: 0,3 cm (A), 0,5–0,9 cm (B), 0,9 cm (C), 0,6 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis mit Elementen der frühhumanistischen Kapitalis (A, B), gotische Minuskel (C), gotische Minuskel mit Versalien (D).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/2]

  1. A

    IHESVS

  2. B

    M/A R I (A)

  3. C

    ihsa)

  4. D

    I h e s o V

Kommentar

Die Kapitalisbuchstaben weisen Elemente der frühhumanistischen Kapitalis auf, insbesondere Ausbuchtung beim Schaft des I und beim Balken des H. Auch das A mit nach links überstehendem Deckbalken und das konische M mit keilförmig verbreiterten Schrägschäften können als typisch für die frühhumanistische Kapitalis gelten. In Inschrift B ist das S fast wie eine 8 geschlossen.

Bei den Buchstaben der gotischen Minuskel wird durch Schraffuren eine Schattenwirkung erzielt; auch die Konturen der Buchstaben sind teilweise nicht als durchgezogene Linien, sondern als Schraffuren ausgeführt, wodurch insbesondere das s schwer lesbar wird.

Ungewöhnlich ist die griechisch gebildete Form Ἰησοῦ auf den Rotuli des Nodus statt des üblichen Nominativs Ihesus. Vermutlich ist die Form als Vokativ (im Sinne einer Gebetsanrufung) aufzufassen.

Die Datierung erfolgt aufgrund des epigraphischen Befunds.

Textkritischer Apparat

  1. Für ihesvs. Befund: shi.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 58 (A, B, D).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 123 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0012307.