Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 119 Obernkirchen, Stift 1. V. 16. Jh.

Beschreibung

Schrank. Holz. Der Stollenschrank, der möglicherweise unter Verwendung alter Schrankfüllungen neu zusammengefügt wurde, stand zum Zeitpunkt der Aufnahme im Sommer 2009 in einem Nebenraum des Refektoriums. Die Vorderseite ist durch fünf eingetiefte Felder verziert. In den äußeren Feldern gotisches Faltwerk, im mittleren Feld Reliefdarstellungen: oben und unten jeweils ein an den Enden eingerolltes Schriftband mit den erhaben in vertiefter Zeile ausgeführten Inschriften A und B. Von dem oberen Schriftband hängen an Bändern zwei Wappenschilde herab.

Maße: H.: 159 cm; B.: 182 cm; Bu.: 5,5 cm.

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    IHSa)

  2. B

    I V(ON) M(ONNICHVSEN)

Wappen:
Münchhausen,1) Oberg2)

Kommentar

Als Merkmale der frühhumanistischen Kapitalis stechen insbesondere die Ausbuchtungen am Schaft des I, am Balken des H und am Kürzungsstrich hervor. Auffällig ist die Gestaltung des M, dessen Mittelteil aus einem senkrechten breit ausgeführten Schaft besteht, der von der Grundlinie bis über die Mittellinie hinaufreicht; dort gabelt er sich in zwei sehr dünne schräge Haarstriche, die zu den oberen Schaftenden der senkrechten Schäfte reichen. Die Sporen sind als Serifen gestaltet; in Inschrift B haben sie keinen geraden, sondern einen eingekerbten Abschluss.

Das Stück ähnelt einigen weiteren Tischlerarbeiten im Stift Obernkirchen aus der Zeit um 1520 (dazu Nr. 99). Die Schriftform spricht ebenfalls für eine zeitliche Einordnung des Stollenschranks ins erste Viertel des 16. Jahrhunderts.

Das Münchhausensche Wappen erlaubt eine Auflösung der Initialen VM als V(ON) M(ONNICHVSEN). Aufgrund des Obergschen Wappens müsste der oder die Genannte ein Nachkomme aus einer Eheverbindung zwischen einem Herrn von Münchhausen und einer Frau von Oberg sein. Zeitlich kämen am ehesten Johanna oder Justine von Münchhausen in Frage, Töchter des Statius von Münchhausen und der Margarethe von Oberg.3) Allerdings lässt sich keine Verbindung zum Stift Obernkirchen nachweisen.

Textkritischer Apparat

  1. Für IHESVS.

Anmerkungen

  1. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  2. Wappen Oberg (zwei Rauten nebeneinander); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 21 u. Tafel 23.
  3. Von Lenthe/Mahrenholtz, Stammtafeln Münchhausen, Teil II, Nr. 180 u. 181, S. 88f.; vgl. Nr. 116, S. 62f.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 119 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0011900.