Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 112 Stadthagen, St. Martini 1524

Beschreibung

Glocke. Bronze. Die Uhrschlagglocke wurde 1574 in Lüneburg angekauft.1) Die erhaben gegossene Inschrift verläuft unterhalb der Schulter, darüber und darunter je ein Ornamentfries und zwei Stege. Die Inschrift war bei der Aufnahme wegen der schlechten Zugänglichkeit der Glocke nur zum Teil einsehbar und wird hier nach Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe ergänzt.

Inschrift ergänzt nach Kdm.

Maße: H.: 85,5 cm; Dm.: 112 cm; Bu.: 2,2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien der gotischen Majuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. [+ · Sanctus Nycolauusa) · ] ys · myn · naem · myn · ghelut · ys · voer · god · bequaem · [Henrycus · de · borch · me · fecyt · Anno · Domyni · M CCCCC · xx iiii ·]

Übersetzung:

Sankt Nikolaus ist mein Name. Mein Geläut ist Gott angenehm. Heinrich de Borch hat mich gegossen im Jahr des Herrn 1524.

Versmaß: Deutsche Reimverse (Z. 1–2).

Kommentar

Qualitätvoll gearbeitete gotische Minuskel. Das y besteht aus einem senkrechten linken Schaft; der rechte Schrägschaft ist unten abgeknickt. N retrograd, C mit Abschlussstrich.

Von dem Gießer Heinrich de Borch ist eine weitere Glocke in Heersum (Lkr. Hildesheim) aus dem Jahr 1521 nachgewiesen.2) Ihre Buchstaben, die ebenfalls 2,2 cm hoch sind, gleichen denjenigen auf der vorliegenden Stadthäger Glocke. Dies gilt zum einen für die Versalien, zum anderen für die römischen Ziffern (Jahrhundertangaben in Versalien, Zehner und Einer in deutlich kleineren Minuskeln). Auf beiden Glocken ist der Balken des e zu einem geschwungenen Zierstrich ausgezogen, der rechte Schaft des u ist oben abgeschrägt, um u von n zu unterscheiden.

Textkritischer Apparat

  1. Nycolauus] ypcolauus NLA BU, Dep. 22 Nr. 610.

Anmerkungen

  1. Reineking, Chronik, StA Stadthagen, B Ia, Nr. 11, fol. 82r: Die große uhrwerkkß klogkke alhir ist von hiesiger gemeine zu luneburg erkaufft umb 205 thll. 18 gr, hatt am gewicht 15 Zenttner, minus 36 Pfund. vndt ist jeder Zenttner bezahltt umb 14 thaller. Ohn waß daß fuhrlohn, von luneburg biß hieher gekostet. Actum Ao. 1574 den 9. Junij. Weitere Unterlagen zum Ankauf der Glocke: StA Stadthagen, K Nr. 49.
  2. DI 88 (Lkr. Hildesheim), Nr. 110.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 71 u. Abb. 136.
  2. NLA BU, Dep. 22 Nr. 610 (Heidkämper, Die Glocken in den luth. Kirchen Schaumburg-Lippes), fol. 250av.
  3. Peitmann, Glocken, S. 9.
  4. Bentrup, Kirchen in Schaumburg, S. 189.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 112 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0011204.