Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 110 Bückeburg, Stadtkirche 1519–1523

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Provenienz unklar. Sechspassfuß mit gerillter Zarge. In jedem der sechs Pässe des Fußes einzelne eingravierte Darstellungen: 1. ein Kruzifix, am Kreuz der eingravierte Titulus A, 2. ein Mann im Bischofsornat, in der Rechten ein Krummstab, in der Linken ein Buch,1) 3. eine kniende Frau, in ihren Händen ein Buch, über der Darstellung ein Schriftband mit der eingravierten Inschrift B, 4. ein Wappen, 5. ein Wappen, 6. ein kniender Mann in Rüstung, über ihm ein Schriftband mit der eingravierten Inschrift C, hinter ihm ein Pferd. Runder Nodus mit aufgesetzten Blüten. Unter dem Fuß die eingeritzte Inschrift D sowie ein Restaurierungsvermerk aus jüngerer Zeit.2)

Maße: H.: 19 cm; Dm.: 13,8 cm (Fuß), 10,5 cm (Kuppa); Bu.: 0,1 cm (A), 0,35 cm (B), 0,2 cm (C), 0,4 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B, C), Minuskel (D).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/2]

  1. A

    I(ESUS) N(AZARENUS) R(EX) I(UDAEORUM)3)

  2. B

    LISA

  3. C

    W//ILHELM

  4. D

    x gl to vorguld(en)a) / vnde to makenb) / xxviii loet sul/uersc)

Übersetzung:

10 Gulden zum Vergolden und zum Herstellen. 28 Lot Silber. (D)

Wappen:
von dem Bussche,4) Frese I5)

Kommentar

Der Balken des L in LISA mit auffallend großem Sporn. A mit nach beiden Seiten überstehendem Deckbalken. Konisches M in W//ILHELM.

Wilhelm von dem Bussche, Herr zu Waghorst (Kreis Herford, Nordrhein-Westfalen), war Drost in Wildeshausen und Delmenhorst (Lkr. Oldenburg).6) Er war der Sohn Diederichs von dem Bussche und einer Frau von Korff.7)

In erster Ehe war er mit Stephanie Monyke (Monyck) verheiratet,8) in zweiter Ehe mit der auf dem Kelch genannten Lisa, der er in einer Urkunde vom 21. Oktober 1517 eine Morgengabe zusicherte.9) Ein Ehevertrag wurde am 7. April 1519 geschlossen.10) Das Wappen mit seinem recht ungewöhnlichen Wappenbild deutet darauf hin, dass Lisa der Familie Frese entstammte.11)

Wilhelm von dem Bussche starb 1523 oder früher.12)

Textkritischer Apparat

  1. Rundes d mit einem Kürzungsstrich, der am oberen Bogenende ansetzt und bis unter die Grundlinie reicht.
  2. maken] NIAK Albrecht.
  3. sul/uers] am Ende brezelförmiges s. SID Albrecht.

Anmerkungen

  1. Fragwürdig ist die Angabe in Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe (S. 33), der Dargestellte könne „auch Probst Benno aus Propsthagen oder der Abt von Obernkirchen“ sein.
  2. A(NNO) · D(OMINI) · 1982 / RESTAUR(IERT) / F [Zeichnung eines Kelchs] S · [Wappenbild von Hamburg]. Darunter ein Christusmonogramm. Ein ähnlicher Restaurierungsvermerk mit denselben Initialen findet sich auch auf dem Kelch Nr. 75 in Heuerßen.
  3. Io 19,19.
  4. Wappen von dem Bussche (drei Streitäxte (Pflugscharen) 2:1); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 25 u. Tafel 58.
  5. Wappen Frese I (Helm mit drei Kugeln belegt und drei Straußenfedern besteckt); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 56 u. Tafel 131.
  6. Wilhelm Kohl, Das Bistum Münster 7,4: Die Diözese (Germania Sacra 37,4), Berlin New York 2004, S. 225.
  7. Von dem Bussche, Stammtafeln der von dem Bussche, Tafel 1.
  8. Von dem Bussche, Stammtafeln der von dem Bussche, Tafel 1; vgl. NLA OL, Best. 105 Urk. Nr. 24 vom 29. Oktober 1493 (nach Findbuch). Der Nachname ergibt sich aus einer Urkunde des Archivs Darfeld vom 3. Oktober 1486 (LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv Darfeld, Dar.B.II.Uk 273, nach Digitale Westfälische Urkunden-Datenbank, http://www.westfaelische-geschichte.de/que71562, zuletzt benutzt am 4.9.2015).
  9. LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv Darfeld, Dar.B.II.Uk 333 (nach Digitale Westfälische Urkunden-Datenbank, http://www.westfaelische-geschichte.de/que71631, zuletzt benutzt am 4.9.2015).
  10. LWL-Archivamt für Westfalen, Archiv Darfeld, Dar.B.II.Uk 336 (nach Digitale Westfälische Urkunden-Datenbank, http://www.westfaelische-geschichte.de/que71634, zuletzt benutzt am 4.9.2015).
  11. Die Angabe Albrechts (Bückeburger Stadtkirche, S. 123), die Ehefrau habe den Namen Schenking getragen, lässt sich nicht verifizieren. Die Wappen verschiedener Familien namens Schenking sehen sämtlich anders aus, vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 112 u. Tafel 278.
  12. NLA OL, Best. 105 Urk. Nr. 33 vom 7. Oktober 1523 (nach Findbuch).

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 33 (B, C).
  2. Albrecht, Bückeburger Stadtkirche, S. 123 u. Abb. 124.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 110 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0011000.