Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 102 Obernkirchen, Museum für Bergbau und Stadtgeschichte 1492–1516

Beschreibung

Wappenstein. Vermutlich aus dem Stift Obernkirchen. Der Stein zeigt im Relief einen schräggestellten Wappenschild, darunter auf einem geschwungenen und am linken Ende eingerollten Schriftband die eingehauene Inschrift.

Maße: H.: 34 cm; B.: 58 cm; Bu.: 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal der gotischen Majuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. Deth(ar)dusa) · dorri(n)ghelo · p(re)p(osi)t(us)b) ·

Übersetzung:

Propst Dethard von Dorgeloh.

Wappen:
Dorgeloh (mit Schrägfaden)1)

Kommentar

u mit kreisförmigem diakritischen Zeichen. Flachgedecktes g. Das Objekt ähnelt in seiner Gestaltung dem Türsturz Nr. 115; wahrscheinlich stammt es wie dieser aus dem Stift Obernkirchen.

Dethard von Dorgeloh (Doringelo) wurde am 17. März 1492 zum Propst des Stifts gewählt; er starb am 22. Februar 1516.2) Vermutlich ist er identisch mit einem im Jahr 1473 urkundlich bezeugten Akolythen des Bistums Osnabrück, der in einer Supplik an den Papst darum bat, trotz seiner unehelichen Geburt eine Pfründe mit Seelsorgepflicht erhalten zu dürfen.3) 1491 ist er als bischöflicher Sekretär des Bischofs Heinrich von Minden nachgewiesen.4) Dethard von Dorgeloh stiftete 1516 in Minden eine Memorie zum Andenken der fünf Wunden Jesu5) und in Obernkirchen „verschiedene Messen, Memorien und Kollekten am Hochaltar“.6)

Das Wappen Dethards von Dorgeloh ist in Obernkirchen auch an einem Türgewände im Kreuzgang eingehauen (Nr. 93). Während seiner Amtszeit kam es unter der Priorin Helena von Bennigsen zu einer Reihe von Bauarbeiten an den Stiftsgebäuden (vgl. Nr. 115).

Textkritischer Apparat

  1. Befund: t kleiner und hochgestellt; r-Haken über dem Bogen des h.
  2. Das t ohne Balken.

Anmerkungen

  1. Wappen Dorgeloh (zwei ausgerissene, gestümmelte Baumstümpfe nebeneinander); vgl. Spießen, Wappenbuch, S. 41f. u. Tafel 100; der Schrägfaden (vermutlich Bastardfaden) nur sehr schwach im Hintergrund erkennbar.
  2. Brosius, Stift Obernkirchen 1167–1565, S. 206.
  3. Repertorium Germanicum online, RPG VI 06002 u. 06006 (http://rg-online.dhi-roma.it/RPG/6/6002 u. http://rg-online.dhi-roma.it/RPG/6/6006, zuletzt benutzt am 22.3.2016).
  4. Abschrift der Urkunde in LAV NRW W Minden-Ravensberg, Konsistorium, Nr. IV, 62 (nach dem Online-Findbuch des Landesarchivs NRW Abteilung Westfalen, zu den Urkunden des Stifts Lübbecke, A 212 I, http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=1&guid=Fb_7fb96a44-c126-4ca4-bf55-1ffe31ff0ab1, zuletzt benutzt am 22.3.2016).
  5. NLA BU, Orig. Dep. 2 Nr. 466 (nach Findbuch).
  6. Brosius, Stift Obernkirchen 1167–1565, S. 104.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 102 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0010208.