Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 81 Möllenbeck, Kloster vor 1505

Beschreibung

Ziersteine, teilweise mit Metallauflage. An den Außenwänden der Stiftsanlage sind an verschiedenen Stellen Christus- und Marienmonogramme angebracht.

An der Südseite des Sakristeianbaus der Stiftskirche als Giebelbekrönung eine runde, steinerne Scheibe mit der erhaben ausgehauenen Inschrift A im vertieften Innenfeld. Links, rechts und oben wachsen drei Arme eines Lilienkreuzes aus der Scheibe hervor.

An der Südseite des Chors der Stiftskirche rechts oberhalb des zweiten Fensters von Westen ist ein runder Zierstein in die Wand eingemauert. Er zeigt in einem runden vertieften Feld, das von einem Strahlenkranz umgeben ist, die erhaben ausgehauene Inschrift B.

An der Westseite des Stiftsgebäudes am Giebel des Nordflügels ist ein hochrechteckiger, gerahmter Zierstein in die Wand eingemauert, darin erhaben in vertieftem Feld die Inschrift C.

Am Westgiebel der Stiftskirche auf einem hochrechteckigen Zierstein die Inschrift D. Die Buchstaben aus vergoldetem Metall sind auf am Stein befestigten Kupfer- oder Messingleisten angebracht.

An der Westseite des Stiftsgebäudes rechts oberhalb der Rundbogentür (der zweiten Tür von Süden), auf einem in der Wand vermauerten Zierstein ein rundes, vertieftes Feld, darin die erhaben ausgeführte Inschrift E.

Maße: Bu.: ca. 25 cm (A, C), ca. 20 cm (B), ca. 35 cm (D), 11,5 cm (E).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/4]

  1. A

    ihsa)

  2. B

    ihsb)

  3. C

    ihsc) / m(ari)ad)

  4. D

    ihse) / m(ari)af)

  5. E

    m(ari)ag)

Kommentar

Die Inschriften A–C sind besonders kunstvoll gehauen; sie weisen dieselben Gestaltungsprinzipien auf wie die Buchstaben auf den Schlusssteinen des Kreuzgangs (Nr. 53). Inschrift A als Bandminuskel aus gefalteten und umgeknickten Bändern. Der Bogen des h läuft in einer gegabelten Zierlinie aus. In Inschrift B am Schaft des i drei Zacken in Kontur, am Schaft des h eine Zacke in Kontur. In Inschrift C am Schaft des i und am linken Schaft des m jeweils vier Zacken in Kontur. Um die Plastizität zu erhöhen und eine Schattenwirkung zu erzielen, wurden die erhabenen Buchstaben der Inschriften B und C mit einem dreieckigen Querschnitt gehauen, so dass sich eine Schattenwirkung ergibt. Die Buchstaben laufen unten in geschwungenen Zierstrichen aus.

Die Metallbuchstaben von Inschrift D mit rankenförmigen Zierelementen am oberen Schaftende des h, am unteren Bogenende des s sowie am linken Teil des gebrochenen oberen Bogens des a.

Vermutlich wurde den an der Möllenbecker Klosteranlage angebrachten nomina sacra (vgl. auch Nr. 48 u. 82) apotropäische Wirkung zugeschrieben, so dass sie gewissermaßen als Schutzzeichen für den Gebäudekomplex dienten.1) Die Datierung orientiert sich an der Weihe des Kirchenneubaus im Jahr 1505.

Textkritischer Apparat

  1. Für ihesus.
  2. Für ihesus; als Kürzungszeichen eine Rosette.
  3. Für ihesus.
  4. Zu zwei Quadrangeln reduziertes cc-a über dem a.
  5. Für ihesus.
  6. Linker Schaft des m fehlt; zu zwei Quadrangeln reduziertes cc-a über dem a.
  7. Linker Schaft des m fehlt; zu zwei Quadrangeln reduziertes cc-a über dem Wort.

Anmerkungen

  1. Vgl. Tiemann, Art. „schreiben, Schrift, Geschriebenes“, in: Bächtold-Stäubli (Hg.), Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 9, Sp. 293–388, dort Sp. 345.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 74 (A, B, D).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 81 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0008104.