Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)
Nr. 77 Bückeburg, Jetenburger Kirche 2. H. 14. Jh./15. Jh.
Beschreibung
Fragment eines Reliefs. Stein. Das Kreuzigungsrelief, dessen oberer Teil sehr schlicht erneuert wurde, ist außen an der Westseite der Kirche nördlich der Eingangstür eingemauert. Zu beiden Seiten des Kreuzes, an dem der Gekreuzigte fehlt, Maria und Johannes in einer Spitzbogenarchitektur; Johannes trägt ein Beutelbuch. Am Fuß des Kreuzes ein stilisierter Golgatha-Hügel mit einem Totenkopf und zwei Knochen. Unterhalb der Mariendarstellung ist ein Sonnengesicht (Sol), unterhalb des Kreuzes ein Kopf und unterhalb der Johannesfigur ein Mondgesicht (Luna) dargestellt. Die Inschrift verläuft erhaben in vertiefter Zeile auf dem Sockelfeld; am Ende in einem eigenen Feld ein Stern.
Maße: H.: 116 cm; B.: 76,5 cm; Bu.: 6,3 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
ihsa) · maria · ioha(n)nes
Textkritischer Apparat
- Für ihesus.
Anmerkungen
- Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 40.
- Vgl. Lisl und Hugo Alker, Das Beutelbuch in der bildenden Kunst. Ein beschreibendes Verzeichnis, Mainz 1966. Nur ganz wenige datierte Belege entstammen der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts: Nr. 31 (S. 14), 151 (S. 29), 155 (S. 30). Vgl. auch Renate Neumüllers-Klauser/Ulrich-Dieter Oppitz, Beutelbuch-Darstellungen in der Kunst der Spätgotik. Otto Meyer zum 90. Geburtstag, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1996, S. 77–92, dort bes. S. 80 u. 82. – Für wertvolle Hinweise danke ich Thomas Noll (Göttingen).
Nachweise
- Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 40.
Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 77 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0007700.
Kommentar
a und s sind spiegelverkehrt, ebenso das i in ihs.
Schönermark datiert das Objekt ins 15. Jahrhundert.1) Denkbar wäre nach dem epigraphischen Befund auch eine Entstehung der Inschrift in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Figurendarstellungen würden eigentlich nach stilkritischen Gesichtspunkten eine frühere Datierung nahelegen, doch sind Beutelbücher in der bildenden Kunst erst im 15. Jahrhundert verbreitet.2)