Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)
Nr. 64 Wiedensahl, St. Nicolai 3. D. 15. Jh.
Beschreibung
Relief. Stein. Das Kreuzigungsrelief ist außen an der Ostseite der Kirche unter einem Gesims in die Wand eingemauert. Es zeigt eine Kreuzigungsgruppe mit den beiden Schächern. Zwischen Maria und Johannes kleiner dargestellt ein Geistlicher mit Tonsur, der kniend am Kreuzstamm betet. Am Kreuz Christi der Titulus A. Links und rechts des Kreuzstamms sind senkrecht zwei Schriftbänder herausgearbeitet, auf denen links die Inschrift B und rechts die Inschrift C verlaufen. Inschrift A ist erhaben ausgehauen, die Inschriften B und C sind erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt. An den Kreuzen, den Haaren der Dargestellten und Teilen der Kleidungsstücke sind Reste einer braunroten Farbfassung zu erkennen.
Maße: H.: 196 cm; B.: 123 cm; Bu.: 5 cm (A), 4 cm (B, C).
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
i(esus) n(azarenus) r(ex) i(udaeorum)1)
- B
· miserere · mei · deus · 2)
- C
· vere + fili(us) · dei · erat · h(om)o · iste · 3)
Übersetzung:
Gott, erbarme dich meiner. (B)
Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen. (C)
Anmerkungen
- Io 19,19.
- Ps 50,3.
- Vgl. Mc 15,39.
- Für wertvolle Hinweise danke ich Thomas Noll (Göttingen).
- Hahn, Wiedensahl, S. 23–25.
Nachweise
- Mithoff, Fürstenthum Calenberg, S. 179.
- Bentrup, Kirchen in Schaumburg, S. 225 (B, C in dt. Übers.).
- Brüdermann (Hg.), Schaumburg im Mittelalter, Tafel XXXI (Abb.).
Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 64 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0006403.
Kommentar
Regelmäßig gearbeitete gotische Minuskel. Fahne des r in Inschrift B und C als Quadrangel mit unten angesetztem Zierstrich; in vere und erat reicht der Zierstrich auch in den Oberlängenbereich; das r ist verhältnismäßig breit ausgeführt.
Die Datierung erfolgt anhand stilkritischer Gesichtspunkte. Die Figurendarstellungen sind der deutschen Spätgotik zuzuordnen.4)
Bei dem betenden Geistlichen handelt es sich vermutlich um den Stifter. Möglicherweise ist er dem nahegelegenen Zisterzienserkloster Loccum zuzuordnen, da Wiedensahl zum Besitz von Loccum gehörte.5)