Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)
Nr. 18 Bad Nenndorf, Godehardi-Kirche 1397
Beschreibung
Glocke. Bronze. Die erhaben gegossene Inschrift läuft unterhalb der Schulter zwischen oben fünf und unten drei Stegen um. Vor maria ein mit Lilien besetztes Kreuz, als Worttrenner Rosetten sowie zwei Brakteatenabdrücke am Ende der Inschrift. Auch auf der Flanke ins Kreuz gestellte Brakteatenabdrücke.
Maße: H.: ca. 94 cm; Dm.: 112 cm; Bu.: 2,2 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal der gotischen Majuskel.
+ maria · es · mine · name ·a) iorus · ende · gillis · maecet · mie · mesters · van · haerlebekeb) · int iaer · ovsc) · heeren · Mo · ccc · xcvii · ·
Übersetzung:
Maria ist mein Name. Joris und Gillis, Meister aus Haerlebeke, haben mich hergestellt im Jahr unseres Herrn 1397.
Textkritischer Apparat
- Worttrenner: Hochpunkt.
- haerlebeke] herlebeke Kdm.
- ovs] statt ons.
Anmerkungen
- Dazu A. Deschrevel, Het klokkengietersgeslacht De Leenknecht (alias Van Harelbeke), in: Biekorf 60, 1959, S. 321–340.
- Van Loon-van de Moosdijk, ‚Goet ende wael gheraect‘, S. 60 u. 227 sowie Katalog Nr. 132 u. 133.
- Van Loon-van de Moosdijk, Katalog Nr. 132, S. 489.
Nachweise
- Kdm. Kreis Grafschaft Schaumburg, S. 77f.
Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 18 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0001801.
Kommentar
Der linke Schaft des v ist nach oben verlängert. An den oberen Schaftenden bei b, h, k, t und l schrägrechts verlaufende, am Ende teilweise tropfenförmig verdickte Zierstriche. Die Schrift ist auch davon abgesehen durch eine Vielzahl von Zierhäkchen an Balken- und Bogenenden charakterisiert, insbesondere am Balken des e und des t, am unteren Bogenende des g und an den Bogenenden des s.
Im ausgehenden 14. Jahrhundert waren in Harelbeke (Belgien) Gießer mit dem Namen „de Leenknecht“ als Glockengießer tätig, die sich als „van Haerlebeke“ bezeichneten.1) Wahrscheinlich gehören auch die in der in mittelniederländischer Sprache abgefassten Inschrift genannten Meister Joris und Gillis dieser Familie an. Zwei weitere Glocken von Joris van Haerlebeke aus dem Jahr 1393 finden sich in der Kirche von Heesbeen (Niederlande);2) eine davon trägt in der Inschrift den Gießernamen: + ihesvs : es : mine : name: mester : ioris : van : haerlebeke : maecte : mi : int : iaer : m : ccc : xciii.3) Das Formular ähnelt dem der Nenndorfer Glocke. Eine in der Untersuchung von Elly van Loon-van de Moosdijk abgedruckte Durchreibung lässt auch die für Joris van Haerlebeke offenbar typischen Zierhäkchen an den Balken- und Bogenenden der Buchstaben erkennen.