Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 17 Stadthagen, St. Martini 1394?

Beschreibung

Grabplatte für Conrad von Winninghusen. Stein. Die Platte ist außen an der Südostwand des Chors als sechste Platte von Westen waagrecht in die Wand eingemauert. Sie zeigt im linken, ehemals oberen Bereich des Innenfelds einen Wappenschild. Die erhaben in vertiefter Zeile ausgeführte Inschrift beginnt in heutiger Ausrichtung links unten und läuft an der oberen Langseite fort. Als Worttrenner Vierpässe. Die Inschrift beginnt mit einem Andreaskreuz, dessen Enden in Dreipässen auslaufen. Am unteren (jetzt rechten) Rand der Platte ist ein Stück abgeschlagen.

Maße: H.: 171 cm; B.: 84 cm; Bu.: 12 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal der gotischen Majuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. + Conradus / · de · winninghusen ·

Wappen:
Winninghusen1)

Kommentar

Beim w sind der linke und der mittlere Schaft leicht linksschräg gestellt, ein Anzeichen für eine frühe gotische Minuskel. Das g ragt nicht in den Unterlängenbereich. Die Grabplatte ähnelt in ihrer Gestaltung derjenigen für Johannes Sluter (Nr. 14). Die Buchstaben der vorliegenden Inschrift sind jedoch etwas schlanker und höher gestaltet.

Bentrup erwägt eine Identifizierung des Verstorbenen mit einem Conrad von Winninghusen, der 1388 in der Schlacht bei Winsen an der Aller (Lkr. Celle) zu Tode gekommen sei.2) Ein Knappe namens Conrad von Winninghusen ist 1327 im Urkundenbuch der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg nachgewiesen; hier geht es um eine Forderung an Schloss Lauenau und die Stadt Münder (Lkr. Hameln-Pyrmont).3) Auch im Obernkirchener Urkundenbuch ist 1329 ein Conradus de Winninghehusen belegt, der zusammen mit seinen Brüdern viereinhalb Hufen Land bei Hess. Oldendorf (Lkr. Hameln-Pyrmont) besaß.4) Ob der Verstorbene mit diesem Conrad von Winninghusen identisch ist, bleibt unklar. Mit größerer Wahrscheinlichkeit lassen sich Angaben in den Stadthäger Stadtrechnungen auf den auf der Grabplatte genannten Verstorbenen beziehen: 1378 und 1384 ist dort ein Cord Winningehusen bezeugt, der eine Bezahlung für Stein- und Holzlieferungen erhielt.5) 1393 erhielt er eine Zinszahlung; 1393 und 1394 zahlte er noch Geld an die Stadtkasse.6) Da 1394 pro memoria Conradi Winningehusen 6 Schilling ausgegeben wurden,7) lässt sich sein Todesdatum auf 1394 eingrenzen. Auch in den Folgejahren wurde jährlich, meist zeitnah zum Fest Corporis Christi, ein beghengnis (Jahrgedächtnis) gefeiert;8) daher ist anzunehmen, dass er Ende Mai oder in der ersten Junihälfte verstarb.

Anmerkungen

  1. Wappen Winninghusen (aus dem linken unteren Schildrand hervorwachsender Widder); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 132 u. Tafel 339.
  2. Bentrup, Kirchen in Schaumburg, S. 193, ohne Quellenangabe.
  3. Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande, ges. u. hg. von H. Sudendorf, Erster Theil. Bis zum Jahre 1341, Hannover 1859, Nr. 429.
  4. UB Obernkirchen, Nr. 178 vom 23. Juli 1329.
  5. Brosius, Stadthagener Stadtrechnungen, S. 6,5; 36,9.
  6. Brosius, Stadthagener Stadtrechnungen, S. 99,2; 246,13 u. 248,7.
  7. Brosius, Stadthagener Stadtrechnungen, S. 106,6.
  8. Brosius, Stadthagener Stadtrechnungen, S. 120,20f.; 140,9–11; 160,17f.; 171,18f.; 187,11f.; 200,24f.; 221,28–30.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 60 u. Abb. 131 (Zeichnung).
  2. Tebbe, Epitaphien, Nr. 137, S. 243.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 17 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0001704.