Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 5† Vehlen, Kirche 13. Jh.

Beschreibung

Glocke. Die spiegelverkehrte Inschrift verlief zwischen zwei Stegen unterhalb der Glockenschulter. An nicht näher bezeichneter Stelle ein Weihekreuz im Medaillon. Die Kirche wurde 1903 abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt;1) die Glocke war 1917 noch vorhanden, aber außer Benutzung.2)

Inschrift nach Zeichnung in Kdm.

Maße: Dm.: 47 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.3)

Gustav Schönermark (Bearb.). Kunstdenkmäler des Fürstenthums Schaumburg-Lippe [1/1]

  1. + ECCE · CRVCEM · D(OMI)NIa) · IHESVb) · CHR(IST)Ec)

Übersetzung:

Siehe das Kreuz des Herrn Jesus Christus.

Kommentar

Ausgeprägte gotische Majuskel mit geschlossenem unzialem E und geschlossenem C, links geschlossenem unzialem M, I mit aufgesetzter, nur in Kontur ausgeführter Schwellung am Schaft, unzialem H. Der Schrägschaft des kapitalen N eingezogen und verdoppelt. Der Schriftbefund legt eine Datierung ins 13. Jahrhundert nahe.

Der Inschriftentext nimmt Bezug auf die Antiphon Ecce crucem domini, fugite partes adversae, die Teil des Stundengebets beispielsweise zum Fest Kreuzerhöhung war.4) Sie wurde aber auch im Wettersegen gegen Blitz und Donner verwendet5) und fand wohl aufgrund ihrer apotropäischen Funktion Eingang ins Repertoire der Glockeninschriften;6) Texte, die auf das Wetterläuten Bezug nehmen, finden sich häufiger auf Glocken.7)

Textkritischer Apparat

  1. D(OMI)NI] 1512 Glocken-Inschriften, 1. u. 4. Fassung.
  2. IHESV] fehlt NLA BU, Dep. 22 Nr. 610.
  3. Befund: XPE, wohl versehentlich statt XPI (der Genitiv liegt der Übersetzung zugrunde).

Anmerkungen

  1. Bentrup, Kirchen in Schaumburg, S. 219.
  2. NLA BU, Dep. 22 Nr. 610, fol. 15r.
  3. Maße und Schriftart nach Kdm.
  4. CAO 1, Nr. 110b; CAO 3, Nr. 2500.
  5. Franz, Die kirchlichen Benediktionen, Bd. 2, S. 86f.; vgl. auch S. 80, 82, 92 u. 94.
  6. Vgl. Kizik, Funktion der Glockeninschriften, S. 205f.
  7. Vgl. auch Poettgen, Zur Theologie früher Glockeninschriften, S. 77.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Schaumburg-Lippe, S. 135 u. Abb. 271.
  2. Glocken-Inschriften, 1891 (Archiv des Museums Bückeburg, M 75), ohne Blattzählung (mehrere z. T. abweichende Fassungen).
  3. NLA BU, Dep. 22 Nr. 610 (Heidkämper, Die Glocken in den luth. Kirchen Schaumburg-Lippes), fol. 251v.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 5† (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0000504.