Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 328† Eberbach, Kreuzgang 1501

Beschreibung

Name als Stifterinschrift des Weihbischofs E(be)rhard von Redwitz in einem verlorenen Glasfenster des Kreuzganges. Helwich überlieferte nur ein Wappen; Joannis zufolge zeigte das Glasgemälde das farbige Abbild des Stifters im Ornat. Die Eberbacher Kreuzgangverglasung fiel der Zerstörung des Kreuzganges im März 1805 zum Opfer; einzelne Scheiben gelangten aber an die Biebricher Mosburg, von wo sie in Resten in das Wiesbadener Museum (SNA) kamen.1) Das Wappen ist noch erhalten.

Nach Helwich.

  1. Eberhardusa) Redwitz de conventu Lanckheim ordinis Cisterciensis Deib) et apostolicae sedis gratia episcopus Vicecomponensis reverendissimi in Christo patrisc) et dominid) domini Bertholdi sanctae Moguntinaee) sedis archiepiscopi in pontificalibus vicarius et commissarius generalis annof) 1501.

Übersetzung:

E(be)rhard Redwitz aus dem Zisterzienserkonvent Langheim, von Gottes und des Apostolischen Stuhles Gnaden Weihbischof von Venecopel und des ehrwürdigsten Herrn, Herrn Berthold, des heiligen Mainzer Stuhls Erzbischof, Stellvertreter in bischöflichen Angelegenheiten und Generalkommissar im Jahre 1501.

Wappen:
Redwitz2).

Kommentar

Das Auftreten zweier Stifterpersönlichkeiten (vgl. folgende Nr.) um 1500/01 steht in Zusammenhang mit der im Jubeljahr 1500 begonnenen Ausschmückung der Klausurgebäude und der Kirche,3) in deren Verlauf die Stifterfenster als Teil einer erneuerten (?) oder erweiterten Kreuzgangverglasung angefertigt wurden. Daß Wappen früherer Stifter bereits seit dem 14. Jahrhundert in den Kreuzgangfenstern vorhanden waren, berichtet Bodmann mit Hinweis u.a. auf den 1329 verstorbenen Johannes von Scharfenstein (Nr. 39), ferner auf die Ritter Wilhelm (Nr. 19) und Tilmann von Rüdesheim (Nr. 78).4) E(be)rhard von Redwitz, Konventuale des fränkischen Konventes Langheim5), war ein Mitglied der Adelsfamilie, die im 15. Jahrhundert mehrfach Würzburger Domkanoniker und Stifterpersönlichkeiten stellte.6) Am 2. Dezember 1493 wurde er von Erzbischof Berthold von Henneberg als Weihbischof von Venecopel eingesetzt7) und bekleidete später das Amt des Rektors der Mainzer Universität. 1495 weihte er einige Reliquien in Kloster Sponheim8) und war bei der Wahl des Johannisberger Abtes Johannes von Siegen (Nr. 366) zugegen. Redwitz starb am 30. September 1502 und wurde in der Mainzer Dominikanerkirche bestattet.9)

Textkritischer Apparat

  1. Joannis Erhardus.
  2. Helwich hier gestrichen gratia.
  3. Fehlt bei Helwich, von Joannis überliefert.
  4. Fehlt bei Joannis.
  5. Möglich ist auch Moguntinensis; Helwich, Joannis kürzten Mogunt.
  6. Fehlt bei Joannis.

Anmerkungen

  1. Vgl. Sattler, Sanierung 1, 295; Einleitung Kap. 2.3.; Herrn Dr. Daniel Hess, CVMA Freiburg i.Br., ist der Hinweis auf die im Museum Wiesbaden, SNA, vorhandenen Reste der Eberbacher Kreuzgangverglasung zu verdanken.
  2. Helwich: leer.
  3. In dieser Zeit wurden im Mönchsdormitorium längsrechteckige Fenster neu eingebrochen und verglast sowie die Decken ausgemalt. Ebenso erhielt die Kirche eine teilweise Ausmalung, auf den Westflügel des Kreuzganges wurde das in Fachwerk aufgeführte Bibliotheksgeschoß aufgesetzt; die Bibliothek wurde erweitert.
  4. Bodmann 1, 350; 356.
  5. Heute Klosterlangheim, Gem. Lichtenfels, Kr. Lichtenfels, vgl. Dehio Bayern I: Franken (1979) 430-432.
  6. Vgl. zur Familie allg. Kneschke VII 394-396; 1473 verstarb der Würzburger Domkustos Konrad von Redwitz, dessen Sepultur im dortigen Dom belegt ist, vgl. DI 27 (Würzburg) Nr. 281; Belege zu dem 1498 gestorbenen Domherrn Pankraz von Redwitz ebd. Nrr. 359, 360, 408; verwandtschaftliche Beziehungen dürften auch zu Wilhelm von Redwitz bestanden haben, vgl. zu diesem Hollmann 429.
  7. So nach Joannis 439. Es handelte sich um ein Mainzer Titularbistum in Armenien, vgl. Hierarchia Cath. ed. Eubel II 264.
  8. So Joannis 440 nach Trithemius, Chron. Spon. 406.
  9. Joannis 439 teilt seine Grabinschrift mit; vgl. auch DI 2 (Mainz) Nr. 1055 mit weiterführender Literatur.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 185.
  2. Joannis, Rer. Mog. II 440.
  3. Roth, Geschichtsquellen III 273.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 328† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0032807.