Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 527† Idstein, Unionskirche (1365)/16.Jh.

Beschreibung

Memorialinschrift wohl auf Totenschild des Junkers Gerhard von Stockheim. 1615 kopial überliefert, vermutlich ein Wappen.

Nach Helwich.

  1. Anno domini m ccc lxv ist der Edelknecht Juncker Gebharta) von Stockheim gestorben Gott gnadb).

Wappen:
Stockheim.

Kommentar

Angesichts der Verwendung der deutschen Sprache in der vorliegenden Mischform mit lateinischem Datum und mit dem für 1365 ungewöhnlichen deutschen Fürbittformular Gott gnad ist eine Inschriftentstehung im angegebenen Todesjahr auszuschließen. Eine solche Fürbittformel ist – bis auf vereinzelte frühe Beispiele um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert – vermehrt erst ab 1500 dokumentiert.1) Daß der Inschriftenträger also zu einem deutlich späteren Zeitpunkt entstanden sein muß, ergibt sich auch aus der Familiengenealogie. Zum angegebenen Todesjahres würde nur der 1335 erwähnte Gerhard,2) Sohn Gottfrieds V. von Stockheim (†vor 1325), passen. Möller zufolge wäre Gerhard selbst zum Stammvater der nach ihm benannten Linie des Hauses geworden, die um 1577 erloschen sein dürfte. Mit seiner Frau Elisabeth hatte dieser Gerhard vier Kinder.3) Sein Todeszeitpunkt steht nicht genau fest – 1365 wird der Knappe letztmals urkundlich genannt. In der Familiengenealogie findet sich zudem kein weiterer Namensvertreter, für den ein späteres Todesjahr passen würde. Offenbar war die Memorialfunktion des Totenschildes bewußt auf den Stammvater der Gerhardischen Linie zugeschnitten. In der Unionskirche befanden sich noch weitere Totenschilde unterschiedlicher Zeitstellung, u.a. für Familienmitglieder der von Stockheim (vgl. Nrr. 120, 172, 177, 250).4)

Textkritischer Apparat

  1. Richtig wäre Gerhard.
  2. Helwich kürzte g.g.; hypothetische Auflösung nach Zeitgewohnheit.

Anmerkungen

  1. Zu Vorbehalten solchen Formeln gegenüber bei allein kopial überlieferten Grabinschriften vgl. Einleitung Kap. 4.1.3.
  2. Zu ihm vgl. Möller, Stammtafeln AF II 197 und Taf. LXXIX.
  3. Ebd.: zwei Söhne starben unverheiratet und jung, die Tochter Magdalena (Meckel) wurde Nonne zu Altenburg.
  4. Vgl. Übersicht über die bekannt gewordenen Totenschilde bei Struck, Stifte 417f.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 427.
  2. Struck, Quellen Klöster II Nr. 878a.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 527† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0052701.