Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 255 Eltville, Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul 1478

Beschreibung

Grabplatte des Edelknechtes Jakob von Sorgenloch gen. Gensfleisch d.Ä., 1823 bei der Tieferlegung des Kirchhofes an der linken Choraußenseite unter der Erde aufgefunden,1) übergangsweise in der Schmidburgkapelle aufgestellt, heute an der Innenwand des Südseitenschiffes neben dem Eingang. Roter Sandstein, leicht eingetieftes Bildfeld mit zwei Wappenschilden unter einer gemeinsamen Helmzier. Auf dem Rand umlaufende Inschrift mit Beginn links oben. Untere rechte Plattenecke fehlt, Abtretungen an oberer Leiste.

Maße: H. 175,5, B. 105, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Thomas G. Tempel_Akademie der Wissenschaften Mainz [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni · m · cccc · lxxviii · / v[f]f · mond[ag · na]ch · sant · albans · dag · starp · der / · vest · iacob · von · sorgenloch / · dem · got · genedich · vnd · barmhertzich · sy ·a)

Datum: 22. Juni 1478.

Wappen:
Sorgenloch gen. Gensfleisch; Bechtermünz.

Kommentar

Die schlanke Minuskel zeigt enge Wortabstände. Das eigenwillig gestaltete A-Versal zeigt zwei parallele Hasten; an der linken setzt oben ein nach links auslaufender, bis auf die Grundlinie reichender Sporn an. Deck- und Mittelbalken fehlen. Als Worttrenner sind kleine Quadrangel verwendet worden. Die Fürbittformel dem Gott gnädig und barmherzig sei stellt eines der frühen Beispiele dieser Fürbitte im Bearbeitungsgebiet dar.2)

Jakob von Sorgenloch gen. Gensfleisch d.Ä. war ein Vetter des Buchdruckers Johannes Gutenberg und lebte in Eltville.1) Von dort stammte auch seine Ehefrau Elisabeth, Tochter des Druckers Heinrich Bechtermünz, mit der er seit 1464 verheiratet war. Während der Mainzer Stiftsfehde geriet Jakob von Sorgenloch als Parteigänger Erzbischof Adolfs II. von Nassau in dessen Auseinandersetzung mit Diether von Isenburg, wurde dabei in Gewahrsam genommen3) und soll Zaun zufolge von Anhängern des Isenburgers bei Budenheim erschlagen worden sein.4) Seiner Ehe entstammten zwei Söhne, Jakob d.J. (vorherige Nr.) und Philipp (Nr. 354), sowie die Tochter Margarethe, die nach ihrer Eheschließung 1484 gemeinsam mit ihrem Ehemann Johann von Molsberg den Hof Bechtermünz in Eltville (Nr. 251) bewohnte.5)

Textkritischer Apparat

  1. Ornament.

Anmerkungen

  1. Schaab; Helmut Thomä, Der Grabstein des Jakob von Sörgenloch gen. Gensfleisch in Eltville. In: Arch. f. Sippenforschg. 20 (1943); vgl. zum Schicksal der Grabplatte Ruppel, Eltville 72f., 83 Anm. 17.
  2. Vgl. Einleitung 4.1.3.
  3. Zaun, Landkapitel 39 Anm.
  4. Kratz, Eltville I 97 ohne nähere Quellenangabe zufolge soll er am 6. Mai 1462 überfallen und verwundet worden sein.
  5. Vgl. Ruppel, Bechtermünze 61f.

Nachweise

  1. Schaab, Grabstein 21.
  2. Zaun, Landkapitel 39.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 255 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0025508.