Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 241† Idstein, Unionskirche 1472/1480
Beschreibung
Grabplatte für Graf Johann II. von Nassau-Wiesbaden-Idstein und seine Ehefrau Maria von Nassau-Dillenburg, in Zeichnung von Dors überliefert. Die einst im „Reiterchörlein“ aufgestellte, wohl beim Umbau der Kirche nach 1660 verschwundene Platte zeigte das nebeneinanderstehende Ritterehepaar. Johann II. trug die zeittypische Rüstung und einen Rosenkranz statt eines Schwertes sowie eine Sturmlanze. Rechts neben ihm war Maria von Nassau in langem Gewand, Mantel, Schleier und mit dem Rosenkranz in den Händen abgebildet. Zu Füßen beider Figuren waren ihre Wappen, zu Häupten die Helmzieren angebracht.1) Auf dem rechten Plattenrand befand sich die von innen zu lesende Grabinschrift der Gräfin (A) mit Beginn in der Mitte der oberen Leiste. Dort begann auch die Grabinschrift ihres Mannes (B), die, auf der linken Plattenseite entlanglaufend, von außen zu lesen war.
Nach Dors.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
+ Anno · d(omi)ni · m · cccc · lxxii · / die · iia) · me(n)s(i)s · octobris · o(biit) · G(e)n(er)osa · d(omi)na · maria · [de dillenberg]b) acc) · nassawe · comitissa · i(n) · nassawe · / c(uius) · a(n)i(m)a · req(ui)escat · i(n) · pace.
- B
Anno · d(omi)ni · m · cccc · / lxxx · die · me(n)s(i)s · ixd) · maÿ · o(biit) · nobil(is) · ac · gen(er)os(us) · d(omi)n(us)e) · Joh(anne)s · Comes · i(n) · nassau · d(omi)n(u)s · i(n) · Itsteinf) · et · i(n) · Wisbadeng) · / cui(us) · a(n)i(m)a · req(ui)escat · i(n) · pace.
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1472, am 2. Tag des Monats Oktober, starb die vornehme Herrin Maria von Dillenburg und Nassau, Gräfin in Nassau, deren Seele in Frieden ruhe (A). – Im Jahre des Herrn 1480, am 9. Tag des Monats Mai starb der edle und vornehme Herr Johannes, Graf in Nassau, Herr in Idstein und in Wiesbaden, dessen Seele in Frieden ruhe (B).
Nassau-Wiesbaden-Idstein; Nassau-Dillenburg. |
Textkritischer Apparat
- Helwich überliefert die arab. Ziffer 2; Hagelgans xi. Datum 2. Oktober akzeptiert von Struck gegen Europ. Stammtafeln I Taf. 109.
- So erg. nach Andreae. Helwich ließ auf den Vornamen Maia (sic!) zur Herkunft comitissa de nassaw folgen, während Dors marginal vermerkte, daß der Stein an dieser Stelle beschädigt und die Schrift nicht zu lesen sei.
- So Andreae und Joannis, ne bei Dors; Helwich las de.
- Helwich nona, fehlt bei Andreae und Joannis.
- So Helwich, Andreae; Dors dni und Kürzung.
- Helwich, Andreae Itzstein.
- Helwich Rock...stat.
Anmerkungen
- Dabei unterlief entweder dem Bildhauer oder dem Zeichner ein Fehler bei der Zuordnung von Wappen und Helmzier: Das Wappen unter dem Grafen zeigt einen gekrönten Löwen mit zehn Steinen und als Helmzier den Löwen zwischen Büffelhörnern, das Wappen Nassau-Dillenburgs zu Füßen der Gräfin dagegen einen gekrönten Löwen mit acht Steinen, die Helmzier ist jedoch diejenige von Dillenburg-Katzenelnbogen (ein offener Flug), vgl. Dors, Genealogia 143f. mit Anm. 95 mit Hinweis auf die Kopie des Dorsschen Epitaphienbuches von St. George (1768), wo das nassauische Wappen mit neun Steinen, das dillenburgische irrtümlich wie ein nassau-walramisches Wappenbild, aber mit zehn Steinen, gezeichnet ist.
- Vgl. hierzu die Bemerkungen in DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) XXXIIIf. und oben Einleitung Kap. 4.1.3.
- Europ. Stammtafeln NF I Taf. 115; vgl. zu seiner Biografie ausführlich Schliephake/Wenzel 255-440.
- Von den Söhnen führte Philipp (Nr. 346) die Regierung in der Grafschaft Idstein weiter.
Nachweise
- Helwich, Syntagma 424.
- Dors, Genealogia 141-144 Nr 25 mit Abb. 47, 48.
- Joannis, Rer. Mog. I 778 Anm. n, o.
- Hagelgans 32.
- Andreae fol. 42r.
- St. George 65.
- Kremer, Origines II 463 Nr. 28.
- Roth, Nass. Epitaphienbuch 559 Nr. P.
- Struck, Quellen Klöster II Nrr. 984a; 1007b.
- Struck, Stifte 416.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 241† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0024109.
Kommentar
Die Verknüpfung der Epitheta nobilis und generosus als Betonung der hochadligen Abkunft des Verstorbenen entspricht dem zunehmend deutlicher formulierten Standesbewußtsein an der Wende zum 16. Jahrhundert.2)
Johann II. von Nassau-Wiesbaden entstammte der Ehe Adolfs II. mit Margaretha von Baden (Nr. 179). 1419 als ältester Sohn geboren, heiratete er am 17. Juni 1437 die ein Jahr jüngere Gräfin Maria, Tochter des Grafen Engelbert I. von Nassau-Dillenburg und der Johanna von Wassenaer-Polanen in Breda.3) Sein 1422 geborener Bruder Adolf war der spätere Erzbischof von Mainz. Johanns Ehe mit Maria entstammten vier Töchter und vier Söhne.4)