Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 213 Eberbach, Klosterkirche (aus Kapitelsaal) 1456

Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Nordseitenschiff der Klosterkirche. Sie ist aufgestellt im vierten Joch von Osten als rechter von zwei Steinen.

Beschreibung

Grabplatte des Abtes Tilmann aus Johannisberg. Sie wurde von ihrem ursprünglichen Standort nach einigen Platzwechseln 1936 an ihren heutigen Standort in der 3. Südkapelle von Westen (Plan Äbte Nr. 7) verbracht. Platte aus rotem Sandstein mit dem Flachrelief des Abtes im Ordenskleid, mit Regelbuch und diagonal vor den Körper gelegtem Stab, flankiert von dreizonigen Fialen und zu Häupten umgeben von einem krabbenbesetzten Kielbogen. Die oberen Zwickel sind jeweils mit vier nebeneinanderstehenden maßwerkgefüllten Blendbögen versehen. Nach einem Foto des LfD aus dem Jahre 1935 war der einmal durchgehend quergebrochene Stein aus insgesamt vier neu verfugten Bruchstücken zusammengesetzt worden. In der auf dem Rand umlaufenden Grabinschrift nahm man im rechten oberen Eck sowie an der unteren und der linken Schriftleiste weitreichende Ergänzungen vor. Heute liegen die alten Bruchlinien wieder offen, die Schriftergänzungen fehlen; oben Einsatz eines inschriftlosen Steinkeiles, rechte untere Ecke fehlt.

Erg. nach Helwich.

Maße: H. ca. 255, B. 118, Bu. 6,5-7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto-NN [1/1]

  1. +a) Ann[o domini m cccc / lvi] non[is iulii obiit reu]erendus in chr(ist)ob) pater et d(omi)n(u)s d(omi)n(u)s Thylmannusc) venerabilis abbas mon[asterii] / Eberbacensis Nonus decim(us)d) / Cuiu[s anima] requiescat in [san]cta pace Amen ·e)

Datum: Datum: 7. Juli 1456.

Kommentar

Beim Vergleich zwischen dem überarbeiteten Zustand der Grabplatte von 1935 mit ihrem gegenwärtigen Zustand werden vor allem im Schriftbereich Eigenmächtigkeiten der alten Restaurierung deutlich, die keine Rücksicht auf den gesicherten Originalbefund nahmen. So scheute man sich nicht, den Textbeginn in die Mitte der oberen Leiste in den frisch aufgebrachten Putz einzugraben. Im Bereich der Plattenecken wurde ebenso verfahren. Der heutige Zustand zeigt eine durch die Zerstörungen weitgehend beeinträchtigte, enggedrängte Minuskelschrift mit den eigenwilligen Versalien A, C, E, N, T, die aus zeitgenössischen Hand- und Druckschriften abgeleitet sind.1)

Zur Biographie des in Johannisberg im Rheingau geborenen Abtes ist nur wenig bekannt. 1439 im verantwortungsvollen Amt des Bursars,2) lag sein Hauptaufgabengebiet in der Leitung der Finanzbuchführung und der Besitzverwaltung.3) 1442 wurde er zum Nachfolger des verstorbenen Abtes Nikolaus III. von Kaub gewählt.4) Typologisch gehören Tilmanns Grabplatte und diejenige für seinen Vorgänger zusammen; in Detaillösungen jedoch, vor allem im Bereich der Gewandbehandlung, werden Unterschiede deutlich.5)

Textkritischer Apparat

  1. Fehlt bei Helwich; Schriftbeginn links.
  2. Befund xpo mit Kürzungszeichen.
  3. Helwich Tilmannus.
  4. Helwich xix.
  5. Ornamentaler Zeilenfüller.

Anmerkungen

  1. Vgl. Einleitung Kap. 5.5.
  2. Roth, Geschichtsquellen II Nr. 195.
  3. Eine kurze Beschreibung der Amtszeit des Abtes findet sich in Series abbatum; außer Abt Tilmann stiegen nach den gesicherten Belegen mindestens drei weitere Bursare in die Abtswürde auf, nämlich Pallas Brender aus Speyer (Nr. 440), Daniel aus Bingen (Nr. 480) und Karl Pfeffer (Nr. 413), vgl. Schnorrenberger 41 und Amtslisten ebd. 121-122 für die Äbte, 125-127 für die Bursare. Zu den Kompetenzen der Bursare vgl. Schnorrenberger 32-41.
  4. Bär, Eberbach I 143.
  5. Vgl. Monsees, Entwicklung 30f.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 177.
  2. Catalogus fol. 25v; ed. Roth, Geschichtsquellen III 111; IV 112.
  3. Series abbatum fol. 90v.
  4. Roth, Geschichtsquellen III 268.
  5. LfD Foto N 10562.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 213 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0021304.