Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 192† Eberbach, Klosterkirche 1439
Beschreibung
Grabinschrift für Gräfin Anna von Katzenelnbogen, deren Grabstätte sich im Südquerhaus („Grafenchor“) der Kirche befand. Art und Aussehen der 1614 erstmals überlieferten, auf der Erde liegenden und nach 1803 zerstörten, wohl ein? Wappen tragenden Grabplatte unbekannt. Anna starb in Darmstadt,1) der katzenelnbogischen Residenz in der Obergrafschaft.
Nach Bär.
Anno domini m cccc xxxixa) in vigilia Simo(n)is et Jude obiit nobilis comitissa domina Anna filia comitis Eberhardi de Katze(n)ellenbog(en) c(uius) a(n)i(m)a req(uie)scat i(n) pace amen.
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1439, am Tag vor dem Fest Simon und Judas (27. Oktober) starb die edle Gräfin, Frau Anna, Tochter des Grafen Eberhard von Katzenelnbogen, deren Seele in Frieden ruhe. Amen.
Katzenelnbogen.2) |
Textkritischer Apparat
- Winkelmann irrig 1443; Aufhebungsprotokoll m cccc xliv in die, verwechselt mit dem Datum für Graf Johann IV. (Nr. 197).
Anmerkungen
- Im Gegensatz zu Helwich u.a. überlieferte Winkelmann 90 als ihren Beerdigungsort Darmstadt mit dem Sterbejahr 1443 und ordnete die ihm bekannte Grabinschrift einer von ihm erfundenen, gleichnamigen Schwester der Verstorbenen zu, vgl. Wenck 494 Anm. o und 526 Anm. o; diese Angabe beruht auf einem Zusatz „in castro Darmstat“ zu einem Zitat der Grabinschrift auf einem dem Katzenelnbogener Kopiar in Marburg beigefügten Pergamentzettel, vgl. Text bei Reg. Katz. II Nr. 3926, 1. Gemeint war mit dem Zusatz nur der Sterbeort.
- Vgl. Einleitung Kap. 3.
- Roth, Geschichtsquellen III 53.
- Reg. Katz. I 37.
- Vertrag s. Reg. Katz. I Nr. 1733 zu 1383 Februar 3. Johannes überlebte seine Frau bis 1444 und wurde dann neben ihr in Eberbach beigesetzt (Nr. 197); vgl. auch Wenck 524-526; zu den Kriterien für die Auswahl eines Ehepartners vgl. Spieß, Familie 71; zur Ehevermittlung ebd. 105; zum weiblichen Erbrecht im Hause Katzenelnbogen vgl. ebd. 341.
- Spieß 243.
- Hierzu ausführlicher Demandt, Grafen passim.
Nachweise
- Helwich, Syntagma 158.
- Winkelmann, Hess. Chronic I 115 Nr. XII.
- Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 80.
- Bär, Epitaphiensmlg. fol. 1v.
- Würdtwein, Epitaphienbuch 235.
- Wenck, Hess. Landesgesch. I UB, Grabschriften 277 Nr. XXIII.
- Aufhebungsprotokoll 20 Nr. XVI.
- Roth, Geschichtsquellen III 257.
- Beitr. Gesch. Erzstift 26.
- Reg. Katz. II Nr. 3926.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 192† (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0019206.
Kommentar
Die Gräfin, deren Todesdatum das Eberbacher Nekrolog zum 27. Oktober mit dem Hinweis auf die dem Konvent zugewiesenen 100 Gulden zum Anniversar vermerkt,3) war die Tochter Graf Eberhards V. von Katzenelnbogen und der Agnes von Diez (Nrr. 141, 162).4) Der 1383 abgeschlossene Ehevertrag zwischen Anna als Erbtochter der älteren und Johann IV. (Nr. 197) als einzigem Sohn der jüngeren Katzenelnbogischen Linie diente allein dem Ziel der Vereinigung des bis 1402 voneinander getrennten Hauses und der Vereinbarung einer Primogenitur- und Erbfolgeordnung.5) Mit dieser geplanten Linienzusammenführung ging der Aufstieg des Grafenhauses zu einer der reichsten Familien des Spätmittelalters einher.6) Der Ehe entstammte die letzte große Gestalt des Hauses Katzenelnbogen, Graf Philipp d.Ä. (Nr. 256), mit dessen Tod 1479 das Ende des Grafenhauses und der Übergang der Ober- und Niedergrafschaft an Hessen verbunden waren.7)