Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)
Nr. 75 Eberbach, Klosterkirche 1346?/1350
Neuer Standort: Die Grabplatte befindet sich aktuell im Westflügel des Kreuzgangs. Sie ist aufgestellt im zweiten Joch von Süden als linker von zwei Steinen.
Beschreibung
Grabplatte für das Ehepaar Elisabeth und Gottfried Stahl von Biegen, deren Grab ursprünglich vor dem Elisabethaltar im Nordseitenschiff lag, dem Eberbacher Anonymus zufolge zu Füßen des Grabes der Geza Stahl (Nr. 29). Heute im Boden der äußeren Ostkapelle des Nordquerhauses (Plan K Nr. 12). Große Rotsandsteinplatte mit der ganzfigurigen Darstellung des Ehepaares in Ritzzeichnung. Auf der linken Seite Standfigur des Ritters mit Waffenrock, Langschwert, Schild, Helmbrünne und Beckenhaube, rechts neben ihm seine Ehefrau in Kleid, Nuschenmantel und Schleier. Die Figuren sind umgeben von einem dreiteilig gefüllten Kielbogen, der die Darstellung nach oben begrenzt. In den oberen Zwickeln zwei erhaben gearbeitete Wappen, ebensolche auf dem Schild und dem Brustpanzer des Ritters. Auf dem Plattenrand die umlaufenden Grabinschriften für Gottfried Stahl (B) und Elisabeth (A). Plattenoberfläche stark abgewittert und abgeplatzt mit Inschriftverlust an den beiden Schmalseiten, Inschriften an den Längsseiten stark beeinträchtigt. Inschriftbeginn (A) in der oberen, Inschriftbeginn (B) in der unteren Leistenmitte.
Erg. nach Helwich.
Maße: H. ca. 260, B. 138, Bu. 7,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
- A
[+ ANNO · DOMINI · M · / CCC · XLVIa) ...b) NON(AS) APRI]L(IS) · O(BIIT) · D(OMI)NA · ELZA · CO(N)THORAL[IS GOTFRIDI MILITIS DICTI STAIL]
- B
[+ ANNO DOMI]NI · M · / CCC · L I(N)c) · DIE [NATA]L[IS DOMI]NI [OBIIT DOMINUS] GO[TFRI]D(US) · MIL[ES DICTUS STAIL]
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1346, am ? Tag vor den Nonen des April (2.--4. April) starb Frau Elsa, Ehefrau des Ritters Gottfried genannt Stahl (A). – Im Jahre des Herrn 1350, am Tage der Geburt des Herrn (25. Dezember) starb Herr Ritter Gottfried genannt Stahl (B).
Stahl von Biegen?; ? (zerstört, drei Adler).1) |
Textkritischer Apparat
- Anonymus XLVII.
- Helwich deutet Textverlust durch Punkte an.
- Helwich LI, ebenso bei Roth als Datum aufgefaßt. Diese Lesung wäre durchaus möglich, wenn man die Verwendung des Weihnachtsstiles annimmt; dieser kann jedoch nicht als durchgängig gebraucht nachgewiesen werden, vgl. Einleitung Kap. 4.1.4.
Anmerkungen
- Helwich überlieferte dieses Wappenbild für Elsa Stahl, für ihren Ehemann jedoch kein Wappen.
- NUB I 3 Nr. 2610 zu 1351 Mai 6.
- Ebd. Nr. 2616 zu 1351 Juli 6.
- Reg. Katz. I Nr. 559 zu 1315 August 3.
- NUB I 3 Nr. 1886 zu 1319 November 11.
- Ebd. Nr. 1765 zu 1323 Juli 12. Vgl. zu den Besitzverhältnissen der Burg Frauenstein Gensicke, Die von Frauenstein 279.
- Gemeinsam mit Viztum Heinrich von Lindau, dem Burggrafen von Starkenburg, Hartmann von Kronberg, und Graf Johann von Katzenelnbogen machte sich Gottfried anheischig, der Stadt Mainz eine Bürgschaft dafür zu geben, daß von der durch Balduin von Trier vorgenommenen Befestigung der Mainzer Klöster St. Viktor und St. Alban keine Bedrohung für die Stadt ausgehe, was aber von den Mainzern abgelehnt wurde, vgl. Hansel, St. Viktor 13.
- NUB I 3 Nr. 1911.
- Regest bei Roth, Geschichtsquellen I 156 Nr. 1123 zu 1347 Juni 3. Elisabeth Stahl von Biegen wurde als Wohltäterin („contulit nobis XL lib. hall.“) zum 1. April in das Klarenthaler Totenbuch eingetragen, vgl. Otto, Necrologium 58 Nr. 130, in der Zuschreibung irrig Bodmann 1, 302, der ihr Todesdatum mit dem 10. April angibt.
Nachweise
- Helwich, Syntagma 172.
- Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 85.
- Bodmann 1, 302.
- Roth, Geschichtsquellen III 265.
Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 75 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0007500.
Kommentar
Das Sterbejahr des Ritters läßt sich durch Urkundenbelege verifizieren. Helwich überlieferte 1351, wobei ihn der in der Grabinschrift fehlende Worttrenner nach dem L zur Addition des I bewog. Aufgrund des Urkundenmaterials ist jedoch das Todesjahr mit 1350 in der oben wiedergegbenen Lesart als sicher anzunehmen, da bereits im Mai 1351 die Treuhänder seines Vermögens urkundeten, daß der mittlerweile verstorbene Gottfried dem Kloster eine bei den Mönchen hinterlegte Geldsumme zu seiner Memorie bestimmt habe.2) Wenig später stellte Äbtissin Lisa von Gottesthal eine Urkunde aus, worin sie bekannte, daß das Ehepaar Gottfried und Elisabeth noch zu Lebzeiten eine Korngülte aus dem Kiedricher Klosterhof gekauft und dem Kloster zu seiner Memorienstiftung geschenkt hatte. Im Säumnisfalle sollte die Korngülte an Eberbach fallen.3)
Das von Gottfrieds Bruder Friedrich 1315 bei einem Verkaufsgeschäft des Dorfes Bärstadt an Graf Wilhelm von Katzenelnbogen geführte Siegel4) zeigt einen Schrägbalken, wie er auch auf der Grabplatte vorhanden ist. Allerdings fügte Gottfried zur persönlichen Unterscheidung einen dreilätzigen Turnierkragen hinzu. 1319 wird er beim Abschluß eines Burgfriedens zu Frauenstein gemeinsam mit dem Rheingauer Viztum Heinrich von Lindau erwähnt,5) und eine Urkunde des Mainzer Erzbischofs von 1323 weist ihn als mainzischen Amtmann auf Burg Frauenstein aus, wobei Gottfried erlaubt wird, seine Ehefrau Elisabeth mit 200 Mark Kölnischer Währung auf Güter bei der Burg zu bewittumen.6) 1329 war er bei den Auseinandersetzungen zwischen Erzbischof Balduin von Trier, Heinrich von Virneburg, König Johann von Böhmen und der Stadt Mainz beteiligt.7) In der Fehde seines Bruders Friedrich mit der Stadt Frankfurt war Gottfried gleichfalls involviert, wie die Urkunde vom 28. November 1329 berichtet, in der sich Friedrich mit der Stadt aussöhnte.8) Nach dem Tode seiner Frau bestimmte Gottfried Stahl 1347, daß die jährlichen Gülten, die ihm Eberbach schuldete, im Falle seines Todes dem Kloster gehören sollten.9)