Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 401† Domkirche, außen, östlicher Chorpfeiler 1514

Beschreibung

Grabschrift für den Dommeister Wolfgang Roritzer, ehemals an der Außenwand des Doms an einem Chorpfeiler der Ostseite angebracht1). Die Gedenktafel wurde bei der Domrestaurierung 1838 zerstört2). Schuegraf bildet sie mit der vierzeiligen Inschrift und dem Steinmetzzeichen Wolfgang Roritzers in einem Schild ab3).

Text nach Cranner.

  1. Anno 1514 den 12 May starb der ehrbar Wolfgang Roritzer dommeister, dem Gott genada)

Datum: 1514 Mai 124).

Kommentar

Wolfgang wurde wohl um 1450 als Sohn des Regensburger Dommeisters Konrad Roritzer geboren; gemeinsam mit seinem Bruder Matthäus hatte er das Steinmetzhandwerk erlernt. Um 1495 übernahm er nach dem Tod seines Bruders die Leitung der Regensburger Dombauhütte. Das Bürgerrecht erlangte er laut Bürgerbuch der Stadt am 20. März 14955). Vermutlich stammte er aus der zweiten Ehe des Konrad Roritzer, da der Altersunterschied zu seinem Bruder Matthäus wohl an die 20 Jahre betrug. Stationen seines Werdegangs sind Urach, Esslingen, Ingolstadt, bevor er die Regensburger Dombauhütte übernahm. Unter seiner Leitung wurde der Außenbau des Doms vollendet mit dem dritten nördlichen Turmgeschoß, danach kamen die Bautätigkeiten zum Erliegen. Seine weiteren Schwerpunkte lagen in der Innenausstattung sowie in bildhauerischen Arbeiten wie Sakramentshaus, Dombrunnen und zahlreichen repräsentativen Grabplatten6). Als einer der Rädelsführer des Aufstands der Regensburger Bürger gegen den Reichshauptmann Thomas Fuchs ist er am 30. Mai 1514 hingerichtet worden7).

Textkritischer Apparat

  1. Cranner vermerkt zur Datierung: nach Hochwart den 29, nach dem Mausoläum den 20 May.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 41.
  2. Schuegraf, Dom I, 192 (Anm. 177); Kdm Regensburg I, 131; Zahn, Dom 36.
  3. Schuegraf, Dom I, 192.
  4. Das Todesdatum 30. Mai 1514 ist vielfach belegt, so in Widmann, Regensburger Chronik 22, während Cranners und Schuegrafs Transskriptionen den 12. Mai nennen.
  5. Bürgeraufnahmebuch der Stadt Regensburg 1495, StadtAR pol. III/2, fol. 37r; Liedke in DI 74 (Stadt Regensburg II, Dom I) LVI.
  6. Morsbach, Der Werkmeistervertrag mit Wolfgang Roriczer 241-246.
  7. Ausführlich zu Leben und Werk s. Liedke in DI 74 (Stadt Regensburg II, Dom I) LVIff. und Morsbach, Die Erbauer des Doms 123ff.; zu den Auseinandersetzungen um den Reichshauptmann und die Hinrichtung Roritzers s. Beck, Kaiser und Reichsstadt 106f.

Nachweise

  1. Cranner 128; Sammlung Resch 273; Schuegraf, Dom I, 192.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 401† (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0040104.