Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 378 Domkirche, südliches Seitenschiff, Turmjoch 1507

Beschreibung

Grabplatte für Bischof Rupert II. aus rotem Marmor, ehemals im Chor beym Tabernakel, heute im südlichen Turmjoch an der Wand aufgerichtet1). Die zwischen zwei Linien erhaben herausgehauene Inschrift auf erhöhtem Rand beginnt oben links, läuft doppelzeilig um den ganzen Stein und endet mit der inneren Zeile ebenda. Im vertieften Feld die schmale Gestalt des Bischofs im Pontifikalornat mit Rationale, Bischofsstab und Evangelium. Zu beiden Seiten halten Engel das fein ornamentierte Grabtuch. Die Gestalt steht auf zwei Löwen. Die beiden oberen Ecken füllen zwei Wappenschilde im Dreipass. In den beiden unteren Ecken Vollwappen unter Kleeblattbögen. Die Grabplatte ist gut erhalten.

Maße: H. 288 cm, B. 143 cm, Bu. 9,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. Anno d(omi)ni Moccccco // vijo die xix Aprillisa) Obiit R(everendissi)m(us)b) In chr(ist)oc) pater ac // Illustrissimus // Princeps et Dominus ∙ D(omi)n(u)s Rupertus huius // Rat(isponensis) Ecclesie Ep(iscop)us // Comes palatin(us) Reni ∙ Bauarie dux ∙ et Comes // In Sponheim // Hic Sepultus Cuius anima in pace Requiescatd)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1507 am 19. Tag des April starb in Christus der hochwürdigste Vater und durchlauchtigste Fürst und Herr, Herr Rupert, Bischof dieser Regensburger Kirche, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern und Graf von Sponheim, der hier begraben liegt. Seine Seele möge ruhen in Frieden.

Datum: 1507 April 19.

Wappen:
HochstiftPfalz-Bayern
HochstiftPfalz-Bayern

Kommentar

Rupert wurde am 16. April 1461 als Sohn des Pfalzgrafen Friedrich I. von Simmern-Sponheim und dessen Gemahlin Margarete von Geldern geboren2). Bereits in jungen Jahren wurde er mit zahlreichen geistlichen Pfründen ausgestattet an den Domstiften zu Straßburg, Trier, Mainz, Speyer und Würzburg. Im Kloster Klingenmünster3) erhielt er die Abtswürde und bei St. Maria ad Gradus in Mainz die Propstei. In den Jahren von 1481 bis 1483 studierte er in Paris und Pavia. Seit 1482, also zur Amtszeit Heinrichs IV. von Absberg, vgl. DI 74 (Stadt Regensburg II, Dom I) Kat.-Nr. 293, 294) bemühte sich das Haus Wittelsbach, Rupert dem Bischof als Koadjutor zur Seite zu stellen.

Erst 1487 stimmten Bischof Heinrich und sein Kapitel diesem Ansinnen zu. Der bereits zum Priester geweihte Rupert residierte ebenfalls im Bischofshof, gleichzeitig gingen die hochstiftischen Besitzungen und die österreichischen Herrschaften an ihn über. Da in der Koadjutorie bereits das Recht der Nachfolge enthalten war, ging die Leitung des Bistums nach dem Tod Heinrichs von Absberg im Jahre 1492 ohne Wahl auf Rupert über. Seine Konsekration erfolgte am 25. November 1492, die Belehnung mit den Regalien hatte bereits am 18. August durch Kaiser Friedrich III. in Linz stattgefunden.

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit setzte er sich für die Umsetzung der Mühldorfer Beschlüsse ein, in denen Leitlinien und Vorschriften für den Klerus in Bezug auf einen würdigen Lebenswandel erarbeitet worden waren4). Auch das Domkapitel reformierte seine Statuten. Nicht wie bisher elf von 35 Kanonikern, sondern zwölf konnten aufgrund einer akademischen Ausbildung in das Domkapitel berufen werden5). Bischof Ruperts Amtszeit war überschattet von den andauernden Einmischungsversuchen des bayerischen Herzogs und der Stadt in die Hoheitsrechte des Bistums6). Gezeichnet durch eine fortschreitende Krankheit kümmerte sich Rupert um seine Nachfolge. 1506 nahm er auf Empfehlung des pfälzischen Kurfürsten Ludwig V. dessen Bruder Johann als Koadjutor an. Die Bestätigung durch den Papst erfolgte allerdings nicht mehr zu Ruperts Lebzeiten. Er schenkte der Domkirche eine aus Silber vergoldete Statuette des Hl. Sebastian, die bereits im Verzeichnis der Heiltümer 1476 erwähnt wird7). Die Grabplatte fertigte der Regensburger Dommeister Wolfgang Roritzer8).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Das m und die us-Kürzung sind hochgesetzt.
  3. xpo.
  4. Die Worttrenner sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Janner, Bischöfe III, 624 (Anm. 5); Cranner 55 und Freytag/Hecht 12 berichten von diesem Standort; nach Walderdorff, Regensburg 156 befindet sich die Grabplatte seit 1869 am heutigen Standort; Kdm Regensburg I, 117 (mit Abb. 62); Hausberger, Grablegen 375; Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 388; Hubel/Schuller, Dom, Fotodokumentation 736 (Abb. 2484).
  2. Daten und Fakten zur Biographie zusammengefasst nach Janner, Bischöfe III, 604; Hausberger, Geschichte I, 223-224; Gatz, Bischöfe 2, 607f.; Becker, Wege auf den Bischofsthron 411; Fuchs/Krieger, Die Regesten Kaiser Friedrichs III., Nrn. 462-465, 469; zur Grabplatte vgl. Morsbach, Der Bischof ist tot, es lebe der Bischof 11.
  3. Gde. Bergzabern, Lkr. Südliche Weinstraße/Rheinland-Pfalz.
  4. Janner, Bischöfe III, 605f.
  5. Ebenda, 612f.
  6. Schuegraf, Dom I, 189ff.; Hausberger, Geschichte I, 223; Schmid Peter, Die bayerischen Herzöge und Regensburg 72ff.; Schmid Alois, Vom Höhepunkt zur Krise 205ff.
  7. Hubel/Schuller, Dom 148.
  8. Liedke in DI 74 (Stadt Regensburg II, Dom I) LVIII; Gruber, Urkunden und andere Quellen zum Dombau 27, Nr. 144; Morsbach, Der Werkmeistervertrag mit Wolfgang Roriczer 245 (Anm. 30): die im BZAR aufgefundene Quittung für die Grabplatte belegt, dass Wolfgang Roritzer für die Anfertigung 20 Rheinische Gulden und für die Aufstellung weitere 10 Gulden erhalten hatte.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 60; Zirngibl, Epitaphia 3; Ried, Collectio 4v; Cranner 55; Sammlung Resch 294 (mit Abzeichnung); Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 388.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 378 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0037803.