Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 368 Kreuzgang, Mittelhalle, 1. Joch 1505

Beschreibung

Grabplatte für Heinrich Schönleben aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Im oberen Teil eine fünfzeilige zentrierte Inschrift (I) mit unterschiedlichen Zeilenlängen. Die gesamte untere Hälfte füllt eine siebenzeilige Inschrift (II). Zwischen den beiden Inschriften ist ein Priesterkelch erkennbar. Der Stein ist gerahmt von zwei gleichlaufenden scharfen Linien. Das kleine Reliefbild ist fast ganz abgetreten, die Inschrift aber relativ gut lesbar.

Maße: H. 231 cm, B. 119 cm, Bu. 5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    In te d(omi)ne speraui non confundar / in eternu(m) · in Justitia tua / libera me · qu(on)i(am) fortitudo / mea · et refugiu(m) meu(m) / es tu

  2. II.

    Heinricus Schonleben p(rae)p(osi)tus et / Can(oni)c(us)a) Ratisponen(sis) hic sepeliri statuit / Obiit die xxvii mensis Marcii / Anno d(omi)ni Mocccccovo Cui(us) a(n)i(m)a / Requiescat in sancta pace amen / vixit annis lxvii mensibus xi / diebus xvi

Übersetzung:

Auf dich, o Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt, in Ewigkeit werde ich nicht zu Schaden kommen, errette mich durch deine Gerechtigkeit, denn du bist meine Burg und meine Zuflucht. (I)

Heinrich Schönleben, Propst und Domherr in Regensburg, hat bestimmt, dass er hier bestattet wird, er starb am 27. Tag des Monats März im Jahr des Herrn 1505. Seine Seele möge ruhen im heiligen Frieden. Amen. Er lebte 67 Jahre, 11 Monate und 16 Tage. (II)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Ps 30,2, 30,4. (I)

Datum: 1505 März 27.

Kommentar

Heinrich Schönleben wurde am 11. April 1437 in Neustadt an der Aisch/Mfr. geboren. Er war 1459 Domherr in Straßburg, 1470 Pfarrer in Schweinfurt/Ufr. und von 1470 bis 1477 Vikar in Beilngries (Lkr. Eichstätt/OB.)2). Im Jahr 1476 bekam er die Stelle des Frühmessers in der Pfarrei Schlicht3). 1477 wurde er in das Domkapitel von Eichstätt aufgenommen, am 14. Juni 1484 erhielt er das Kanonikat in Regensburg und 1498 das Amt des Dompropsts4). Als Kurialprokurator vertrat er die Anliegen Herzog Albrechts IV. an der römischen Kurie und am Reichskammergericht5). In einem Notariatsinstrument der Alten Kapelle aus dem Jahr 1496 wird er als decretorum doctor bezeichnet6). Eine Gedenkinschrift befand sich ehemals im Südflügel des Kreuzgangs an der Südwand (s. Kat.-Nr. 367 †). Die Grabplatte wird dem Regensburger Dommeister Wolfgang Roritzer zugeschrieben7).

Textkritischer Apparat

  1. Die Kürzungszeichen über dem n sind zwei Quadrangeln; das zweite c, ganz schwach erkennbar, ist hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 44; Kdm Regensburg I, 177.
  2. Ries, Generalschematismus 132.
  3. Schlicht, Gde. Vilseck, Lkr. Amberg-Sulzbach/Opf.; Scherg, Bavarica 334.
  4. Leoprechting 99; Bernclau, Episcopatus 377; Paricius, Nachricht 26, 47; Fuchs/Märtl, Literarisches und geistiges Leben 911; vgl. auch Gemeiner, Chronik III, 852 (Anm. 1614): hier wird er auch als Propst in Spalt bezeichnet.
  5. Feuerer, Klosterpolitik 160, 302, 726; Sohn, Deutsche Prokuratoren 149: er legte ein Häuserverzeichnis für Rom an, das bis 1528 weitergeführt wurde.
  6. Schmid, Urkunden-Regesten I, 289; Feuerer, Klosterpolitik 726 bezeichnet ihn als Magister artium und Licentiatus decretorum; welche Universität er besuchte, war bislang nicht zu ermitteln.
  7. Liedke in DI 74 (Stadt Regensburg II, Dom I) LVIII.

Nachweise

  1. Eppinger 21; Zirngibl, Epitaphia 46; Bernclau, Episcopatus 377; Ried, Collectio 24r.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 368 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0036806.