Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 329 Domkirche, Querhaus, Südseite 1500

Beschreibung

Neben dem Südportal befindet sich eines der Wahrzeichen der Kathedrale, der Dombrunnen. Es handelt sich um einen Ziehbrunnen mit 17 m tiefem Schacht, der wohl anstelle eines nicht mehr vorhandenen Vorgängers errichtet wurde. Um 1480 wurde die astwerkverzierte Brüstung des Brunnens errichtet. Die Schöpfvorrichtung wird von zwei reich profilierten Pfeilern getragen. Am Frontpfeiler die Figurengruppe Christus und die Samariterin unter kleinen Baldachinen; die Szene bezieht sich auf die Bibelstelle Io 4,1-26. Am großen Sprengwerkbaldachin hängt das Rad mit der Schöpfkette. An der Ost- und Westseite des Baldachins zwei kleine Hängefiguren, jeweils mit Schriftband mit erhaben gehauener Jahreszahl (Inschrift I, II). Der Baldachin, die beiden Pfeiler mit Figurengruppe und die Hängefiguren sind ein Werk des Dombaumeisters Wolfgang Roriczer1).

Schriftband, Ostseite:

  1. I.

    1 ∙ 5 ∙ 00a)

Schriftband, Westseite:

  1. II.

    1500

Kommentar

Der Bau des Dombrunnens begann unter der Leitung des Dombaumeisters Matthäus Roriczer im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts2). Die Jahreszahlen auf den beiden Schriftbändern, die von kleinen Konsolfiguren gehalten werden, beziehen sich auf die Fertigstellung des hochgotischen, reich gezierten Baldachins, des letzten steinernen Baldachins im Dominnenraum3). Bei der östlichen Konsolfiguren handelt es sich vermutlich um das Portrait des Dombaumeisters Wolfgang Roriczer; bei der westlichen um dessen Sohn Dionys als jungen Gesellen4).

Textkritischer Apparat

  1. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Sammlung Resch VII, Blatt 6 (Lithographie von H. Kransperger); Zahn, Dom 53f.; Kdm Regensburg III, 278; Hubel, Regensburger Dombauhütte 32; Hubel/Kurmann, Der Regensburger Dom 65, 79f.; Einleitungskapitel LVIII
  2. Morsbach, Die Regensburger Werkmeisterfamilie Roriczer 117.
  3. Hubel/Schuller, Dom 148.
  4. Kdm Regensburg I, 106 (Abb. 49); Bauer, Regensburg 424.

Nachweise

  1. Kdm Regensburg I, 106; Bauer, Regensburg 424; Hubel/Schuller, Dom 148 (Abb. 134).

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 329 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0032907.