Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 326 Kreuzgang, Mittelhalle, Mittelreihe, 1. Joch 1500

Beschreibung

Wappengrabplatte des Kanonikers Theoderich (Dietrich) von Bibra aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift, zwischen zwei Linien erhaben gehauen, beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Im Feld vertieft im Viertelrelief unter Kielbogen großes Vollwappen. In den beiden Zwickeln einander zugeneigte Tartschen, im unteren Bereich zwei vertiefte Quadratfelder, ebenfalls mit nach innen geneigten Wappenschilden. Die Inschrift an der oberen Breitseite fehlt komplett, die Platte ist unten quer gebrochen.

Ergänzt nach Text Eppinger:

Maße: H. 199 cm, B. 93 cm, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. [A(nno) D(omini) 1500] / dominica post Egidy Obiit venerabilis et Nobi[l]is d(omi)n(u)s / Theoderic(us) de Bibra / Cano(n)ic(us) maior(is) Eccl(es)ie Rat(isbonensis) Cui(us) a(n)i(m)a Req(ui)escat i(n) [pace]

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1500 am Sonntag nach dem Tag des Hl. Ägidius starb der ehrwürdige und edle Herr Theoderich von Bibra, Domherr der Regensburger Kirche, seine Seele möge ruhen in Frieden.

Datum: 1500 September 062).

Wappen:
Bibra3) unbekannt4)
Wolfskehl5)Voit6).

Kommentar

Theoderich (Dietrich) aus der fränkischen Adelsfamilie von Bibra war der Sohn des Bartholomeus von Bibra und der Anna, geborene Voit von Rieneck7). Er erhielt am 26. Oktober 1468 in Bamberg die Domherrenpfründe und resignierte dieses Amt am 15. Februar 14738). Bereits am 4. Februar 1473 wurde er in das Regensburger Domkapitel berufen; als Canonicus Ratisbonensis ist er 1477 an der Universität Ingolstadt immatrikuliert9). Im Jahr 1487 gehörte er zu den Domherren, die das Notariatsinstrument zur Wahl Ruprechts, Pfalzgraf bei Rhein, zum Koadjutor des Bischof Heinrich von Absberg (s. Kat.-Nr. 293) unterzeichneten10). Sein Jahrtag wurde am 9. September begangen11).

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 14; Kdm Regensburg I, 177f.
  2. Bei Eppinger 21 zunächst 1530, von anderer Hand zu 1500 gebessert, Eppinger 33: 1500; Zirngibl, Epitaphia 46 und Ried, Collectio 24r: 1530; Leoprechting 96: 1480; Paricius, Nachricht: 1500.
  3. Eppinger bildet das Vollwappen und die vier weiteren Wappenschilde ab; Bay 27; Bibra, Beiträge zur Familiengeschichte I, 118f. (zum Wappen der Familie).
  4. Pferd, nach rechts aufsteigend. Dieses Wappen konnte mittels der Wappenbücher nicht identifiziert werden; Bernclau, Episcopatus 177 benennt es als Kozen.
  5. Bay 64.
  6. SiSu2 18.
  7. Wilhelm Freiherr von Bibra weist in seinen Ausführungen darauf hin, dass Dietrich möglicherweise auch aus der anderen Ehe des Bartholomäus mit einer Tochter des Antonius von Waltershausen stammen könnte. Da aber das Wappen der Voit auf seiner Grabplatte abgebildet ist, ist anzunehmen, dass er aus der Ehe mit Anna hervorgegangen ist; vgl. hierzu, Bibra, Beiträge zur Familiengeschichte I, 37, 47; II, 202, Stammtafel IV; Wagenhöfer, Bibra 383 mit Stammtafel F.
  8. Kist, Bamberger Domkapitel 155.
  9. Bernclau, Episcopatus 177f.; Leoprechting 96; Bay 27; Bibra, Beiträge zur Familiengeschichte II, 207f.; Wagenhöfer, Bibra 383.
  10. Janner, Bischöfe III, 598.
  11. Bernclau, Episcopatus 177f.

Nachweise

  1. Eppinger 21, 33; Bernclau, Episcopatus 177; Zirngibl, Epitaphia 46; Ried, Collectio 24r f.; Sammlung Heckenstaller 357.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 326 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0032609.