Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 319 Kreuzgang, Mittelhalle, Mittelreihe, 2. Joch 1499/1527

Beschreibung

Wappengrabplatte des Heinrich von Parsberg aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die erhaben zwischen zwei Linien gehauene Inschrift beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Im Feld das Vollwappen der Parsberger unter Kielbogen. An der oberen Breitseite ist nachträglich im 16. Jahrhundert eine weitere Inschrift erhaben gehauen, sie betrifft Eberhart von Parsberg († 1527) und füllt fünfzeilig das obere Drittel des Feldes, wobei die beiden unteren Zeilen von der Spitze des Kielbogens unterbrochen werden2). Die Inschrift ist sehr abgetreten, die linke untere Ecke abgebrochen.

Maße: H. 187 cm, B. 94 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno d(omi)ni 1499 xij / May Obyt ven(erabilis) p(ate)r d(omi)n(u)s Heinricus de parsperg / Can(oni)c(us) a) Scolastic(us) [..] Sen/ior mayor(is) eccl(es)ie Rat(isbonensis) C(uius) a(n)i(m)ạ in pace ṛẹq(ui)escat

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1499 am 12. Mai starb der ehrwürdige Vater und Herr Heinrich von Parsberg, Domherr, Scholastikus und Senior der Regensburger Hauptkirche. Dessen Seele möge ruhen in Frieden.

Datum: 1499 Mai 12.

Wappen:
Parsberg3).

Kommentar

Heinrich von Parsberg war der Sohn des Nürnberger Reichsschultheißen Werner von Parsberg und dessen Ehefrau Margreth Schenk von Reicheneck. Zudem war er der Neffe des Regensburger Bischofs Friedrich II. von Parsberg (s. Kat.-Nr. 200) und Vetter des Bischofs Heinrich IV. von Absberg (s. Kat.-Nr. 293)4).

Er immatrikulierte sich 1436 an der Universität Wien und im Wintersemester 1442 in Leipzig, erwarb aber an diesen beiden Universitäten keinen akademischen Grad5).

Im Jahr 1446 wurde er in das Regensburger Domkapitel aufgenommen, 1450 erhielt er ein Benefizium der Pfarrei in Pilsting (Lkr. Dingolfing-Landau/NB.), in der er Vikar war6). Im Jahr 1451 geriet er zusammen mit dem Domherren Ulrich Part (s. Kat.-Nr. 286) in ein nächtliches Handgemenge, bei dem ein Regensburger Bürger starb. Der Kardinallegat Nikolaus von Kues verwies Heinrich von Parsberg und seine Mittäter auf Lebenszeit der Stadt, nachdem sie dem Bischof, dem Domkapitel und der Stadt Urfehde geschworen hatten. Dieses Urteil wurde jedoch auf Intervention der Familie auf fünf Jahre Stadtverweis reduziert, er kehrte also 1456 nach Regensburg zurück7).

Vom 29. August 1459 bis zum 11. Juli 1496 hatte er das Amt des iudex ordinarius am Domkapitelgericht inne und war 1466 Testamentsvollstrecker seines richterlichen Vorgängers Nikolaus von Redwitz d. Ä. (s. Kat.-Nr. 233)8). Im Jahr 1471 erhält er die Pfarrei Niedermassing (Gde. Greding, Lkr. Roth/MFr.) vom Eichstätter Bischof Wilhelm9). Ab 1478 wird er in der Überlieferung als Scholastikus und Senior des Domkapitels geführt10). Am 4. September 1475 wird einem Domherren Parsberger das Regensburger Bürgerrecht verliehen, bei dem es sich sehr wahrscheinlich um Heinrich von Parsberg handelte, der ein Haus nahe der Domdechantei besaß11).

Textkritischer Apparat

  1. Das c ist hochgesetzt mit us-Haken.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 34f. und Kdm Regensburg I, 178, 191: Offensichtlich wurden hier die Namen und Daten des Johannes von Parsberg († 1440, s. Kat.-Nr. 188) und des Heinrich von Parsberg verwechselt.
  2. Diese Inschrift wird im Band Dom II publiziert werden.
  3. BayA1 83; Endres, Führer 26: In den Städtischen Sammlungen ist ein Stein ohne Wappen vorhanden, der das Schriftband mit der Inschrift Arma Eberhardi de parsperg Canonici et Custodis eccl(es)ie maioris Ratisponensis trägt.
  4. Hund, Stammenbuch II, 203; Krick, Stammtafel 273; anders Bernclau, Episcopatus 323: Sohn des Ritters Johannes und Kunigundes, geborene Elcker; zur Familie der Parsberger s. Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 88 (Anm. 150).
  5. Immatrikulation im WS 1436, Matrikel Wien, Bd. I, 195; Immatrikulation im WS 1442, Erler; Leipzig, Bd. I, 141; vgl. Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 390 (Anm. 35).
  6. Ries, Generalschematismus 26.
  7. Gemeiner, Chronik III, 190-193; zuletzt Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 390; RG 6, 1, Nr. 1983.
  8. Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 391, Anm. 45.
  9. Böhaimb, Genealogie oberpfälzischer Geschlechter 276.
  10. Leoprechting 97: 19. Mai 1478 Scholasticus ac Senior; Ried, Catalogus: 1478 Senior; anders Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 391: Senior ab 1486.
  11. Forneck, Einwohnerschaft 79.

Nachweise

  1. Eppinger 21 (hier sind beide Inschriften vermerkt), 33 (nur Eintrag für Heinrich von Parsberg); Bernclau, Episcopatus 324; Zirngibl, Epitaphia 46; Ried, Collectio 23v; Sammlung Resch VII, 33; Sammlung Heckenstaller 364; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 391, Anm. 48 (Heinrich), 387, Anm. 9 (Eberhart).

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 319 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0031901.