Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 317 Kreuzgang, Mittelhalle, Ostseite, 2. Joch 1498

Beschreibung

Grabplatte des Georg Drexel aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift auf erhöhtem Rand beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Im vertieften Feld unter gedrücktem Rundbogen im Viertelrelief die Gestalt des Domherren mit Chorgewand, Almucia und Birett bekleidet. Er steht leicht nach links gewandt, die Hände zum Gebet gefaltet. Brokathintergrund. Unten links ein Wappenschild. Guter Zustand.

Maße: H. 194 cm, B. 98 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno d(omi)ni Mo cccco lxxxx viii a) / die xix Decembris Obyt Venerabilis decretor(um) licenciatus ∙ / d(omi)n(u)s Georgius Drexel ∙ / Canonicus Ratispon(ensis) ac pl(e)b(an)us in Deckendorff hic sepultus ∙ b)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1498 am 19. Tag des Dezember starb der ehrwürdige Licentiat der geistlichen Rechte, Herr Georg Drexel, Domherr zu Regensburg und Pfarrer in Deggendorf, er ist hier begraben.

Datum: 1498 Dezember 19.

Wappen:
Drexel2).

Kommentar

Georg Drexel (Drächsel), von bürgerlicher Herkunft, erscheint erstmals 1461 als licentiatus in decretis und tabellio des Domkapitels und als öffentlicher Notar. Im Jahr 1463 erhält er Pfründe an der Alten Kapelle; als Kanonikus und Offizial des Domkapitels von Regensburg wird er im Jahre 1467 erwähnt; im selben Jahr ist er zudem als Rat Herzog Albrechts IV. von Bayern-München belegt und als Pfarrer von Deggendorf3). Ebenfalls im Jahre 1467 ist er als Hauseigentümer nachzuweisen. Er übergab ein domstiftisches Chorherrenhaus an Michael Gold, Stiftsdekan zu St. Johann (s. Kat.-Nr. 320). Im selben Jahr bewohnte er ein Haus in der Weißbräugasse Nr. 7, das er 1478 kaufte und dem Stift St. Johann testamentarisch vermachte4). Der Besitz eines Hauses in der Pfauengasse und der früheren Wermuthgasse ist im Jahre 1471 nachzuweisen5). Zwischen 1476 und 1490 erscheint er als iudex surrogatus des Domkapitelgerichtes6). 1487 war er Generalvikar des Eichstätter Bischofs Wilhelm von Reichenau7). Im selben Jahr gehörte er zu den Mitunterzeichnern der Kapitulation zur Einsetzung Ruperts II. als Koadjutor8). Er ist einer der Stifter des Freskos über dem vierten Arkadenbogen im Langhaus der Minoritenkirche zu Regensburg, das den Hl. Thomas darstellt9). Obwohl er seit 1492 als decretorum doctor nachweisbar ist, wird er auf seiner Grabplatte als decretorum licentiatus bezeichnet10).

Textkritischer Apparat

  1. Zirngibl, Epitaphia 48: 1493, dazu die Anmerkung alibi legitur obiit 1498.
  2. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 16; Kdm Regensburg I, 182.
  2. Im Wolkenschnitt schrägrechts geteilt in Gold und Weiß; Bernclau, Episcopatus 196: Im Zahnschnittt schrägrechtsgeteilt in Gold und Blau; so auch Leoprechting 97.
  3. Leoprechting 97: 1475 Domherr, 1480 Pfarrer zu Deggendorf, obiit 19. Oktober 1498; Schmid, Urkunden-Regesten der Alten Kapelle I, 199, 432 (Register); Schuegraf, Dom II, 102; Lieberich, Gelehrte Räte 126, 164; Schultz, Notariat 107; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 394.
  4. Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 395.
  5. Wolff, Häuserbestand 138, 149.
  6. Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 106 (Anm. 240), 173, 417; 46 (Anm. 75): Iudex ordinarius und vicarius generalis.
  7. Ebenda, 395.
  8. Janner, Bischöfe III, 598 (Anm. 1).
  9. Vgl. hierzu DI 40 (Regensburg I), Kat.-Nr. 212.
  10. Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 395 (Anm. 90).

Nachweise

  1. Eppinger 22, 27; Bernclau, Episcopatus 196; Zirngibl, Epitaphia 48; Ried, Collectio 25r; Sammlung Heckenstaller 358; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 395 (Anm. 91).

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 317 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0031700.