Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 314 Kreuzgang, Mittelhalle, Ostseite, 2. Joch 1497

Beschreibung

Grabplatte des Franziskus Schlick aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift, zwischen zwei Linien erhaben gehauen, beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Im Feld unter Rundbogen vor Brokathintergrund die Gestalt des betenden Kanonikers, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett, leicht nach links gewandt. Der Hintergrund ist mit floralen Motiven ornamentiert. In der unteren linken Ecke ein großes Rundbogenfeld mit Vollwappen. Guter Zustand.

Maße: H. 175 cm, B. 92 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno d(omi)ni Mo cccc lxxxx vij / v k(a)l(endas) decembris obijt R(evere)nd(us) In chr(ist)o a) p(ate)r d(omi)n(u)s Francisc(us) / Schlick Cano(n)ic(us) // ac p(re)posit(us) Eccl(es)ie Rat(isbonensis) c(uius) a(n)i(m)a req(uiescat) i(n) pace

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1497 am fünften Tag vor den Kalenden des Dezember starb der hochwürdige Vater in Christus, Herr Franziskus Schlick, Domherr und Propst der Regensburger Kirche. Seine Seele möge ruhen in Frieden.

Datum: 1497 November 27.

Wappen:
Schlick2).

Kommentar

Franziskus wurde als Sohn des Heinrich Schlick, Kaufmann und Ratsherr in Eger (Cheb, Tschechische Republik), und der Barbara geboren; sein Bruder, Kaspar Schlick, Kanzler dreier Könige, gilt als das prominenteste Mitglied der Familie3). Franziskus war Pfarrer in Bruck an der Mur (Steiermark) und in Olmütz (Olomouc, Tschechische Republik); im Sommersemester 1433 war er an der Universität Wien immatrikuliert4). Als Nachfolger Francesco Piccolominis wurde er am 2. August 1444 in das Domkapitel aufgenommen, im gleichen Jahr ist er auch als Domherr von Passau nachzuweisen5). 1447 studierte er an der Universität Bologna6).1458 ist er als Domherr und Statthalter des Chorgerichts belegt7). Er gehörte 1465 zu den Mitunterzeichnern der Wahlkapitulation zur Wahl Heinrichs IV. von Absberg (s. at.-Nr. 293) zum Regensburger Bischof8). Im Jahre 1486 wurde er zum Dompropst gewählt9). Während seiner Amtszeit wurde ein für die Zukunft des Domkapitels wichtiges Notariatsinstrument erstellt, das dessen Zusammensetzung festlegte. Demzufolge sollte es 35 Kanonikalstellen geben. Zwei Drittel davon sollten mit Mitgliedern besetzt sein, deren beide Eltern ritterbürtig sein mussten. Ein Drittel musste, wenn es diese Voraussetzung nicht erfüllt, ein Studium nachweisen, wobei hier die Zahl der Kanoniker mit elf festgeschrieben wurde10). 1492 erscheint Franziskus Schlick als Stifter einer Station des Apostelzyklus in der Minoritenkirche11). Er hatte seinen Wohnsitz gemeinsam mit Johannes Goldner (s. Kat.-Nr. 262) in der wermerstrass (Wermuth-Gasse)12).

Textkritischer Apparat

  1. xpo.

Anmerkungen

  1. Schuegraf, Dom II, 95; Freytag/Hecht 44; Kdm Regensburg I, 182.
  2. Bernclau, Episcopatus 374; Bö 167f.; Gesch 370. Am Sockel der Petrusfigur über dem Portal der Pfarrkirche St. Petrus in Wörth, die dem Domkapitel inkorporiert war, befindet sich mittig die Jahreszahl 1464, auf der rechten Seite das Wappen des Domherren; vgl. hierzu Kdm Bezirksamt Regensburg 178 mit Abb. 127.
  3. Zechel, Studien über Kaspar Schlick 318: Auszug aus den Stammtafeln 320. Zur Familie: Gauhe, Adelslexicon, Sp. 1459ff.; FstM 52f.; zu den fragwürdigen Methoden der Erhebung der Familie in den Adelsstand s. Fuchs Franz, Schlick Kaspar, in: NDB 23, 77f.
  4. Knod, Deutsche Studenten in Bologna 496.
  5. Bernclau, Episcopatus 374; Leoprechting 92; Paricius, Nachricht 44: Canonicus 1144 (sic!), Praepositus 1486, † 1489; Ried, Catalogus: Canonicus 1433; Krick, Domstift Passau 47; Scherg, Bavarica aus dem Vatikan 343: das Passauer Kanonikat resignierte er am 10. Mai 1476; vgl. auch Ries, Generalschematismus 74: 1451 Domherr in Passau.
  6. Knod, Deutsche Studenten in Bologna 496.
  7. Bernclau, Epicopatus 374; Strauß, Geschichte der Juden 10, Nr. 36. Gemeiner, Chronik IV, 38. Das Patronatsrecht über St. Oswald stand dem Rat der Stadt zu.
  8. Oefele I, 223; Janner, Bischöfe III, 509, 535.
  9. Bernclau, Episcopatus 374; Leoprechting 49; Paricius, Nachricht 44; Gemeiner, Chronik III, 848; anders Knod, Deutsche Studenten in Bologna 496: 1457 Kanonikus, 1484 Praepositus; Scherg, Bavarica aus dem Vatikan 741: Dompropst von 1477-1486; weitere urkundliche Belege als Bürge und Siegler bei Schmid, Urkunden-Regesten I: erstmalig genannt am 5. Januar 1468 (Nr. 1030), letztmals am 4. Juli 1491 (Nr. 2016).
  10. Janner, Bischöfe III, 613.
  11. DI 40 (Regensburg I), Kat.-Nr. 208.
  12. Wolff, Häuserbestand 150.

Nachweise

  1. Eppinger 27; Sammlung Heckenstaller 367; Schuegraf, Dom II, 95.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 314 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0031409.