Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 313 Kreuzgang, Mittelhalle, Ostreihe, 4. Joch 1497

Beschreibung

Wappengrabplatte des Georg von Preysing aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die zwischen zwei Linien erhaben gehauene Inschrift beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Im von einer Hohlkehle gerahmten, vertieften Feld ein großes Vollwappen in Halbrelief. Der Zustand der Grabplatte ist gut.

Maße: H. 256 cm, B. 129 cm, Bu. 7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno d(omi)ni M cccc lxxxxvij Jn / die leonardj Obiit ven(erabi)lis a) et Generosus vir d(omi)n(u)s Georgius de Preising · / Canonic(us) et Custos eccl(es)ie Rat(isbonensis) · b) / Ac d(omi)n(u)s in Wolnzach fu(n)dator h(uius) altar(is) Cui(us) a(n)i(m)a in pace requiescat

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1497 am Leonhardstag starb der ehrwürdige und edelmütige Mann Herr Georg von Preysing, Domherr und Kustos der Regensburger Kirche und Herr zu Wolnzach, Stifter dieses Altares. Seine Seele möge ruhen in Frieden.

Datum: 1497 November 06.

Wappen:
Preysing zu Wolnzach2).

Kommentar

Georg war der Sohn des Rudolf von Preysing zu Wolnzach und der Anna Marschallin von Bocksberg3). Er wurde am 14. August 1452 Domherr und 1489 Custos4). Im Jahr 1465 gehörte er zu den Mitunterzeichnern der Wahlkapitulation zur Wahl Heinrichs IV. von Absberg (s. Kat.-Nr. 293)5). 1487 ist er ebenfalls als Mitunterzeichner der Kapitulation zur Einsetzung Ruperts II. (s. Kat.-Nr. 238) als Koadjutor belegt6). In einer Urkunde der Alten Kapelle vom 28. April 1492 wird er als Senior des Domkapitels bezeichnet7). Er ließ das Sakramentshäuschen im Dom (s. Kat.-Nr. 300) erbauen, welches ein Werk von Matthäus und Wolfgang Roriczer ist und dessen unterer Teil das Wappen des Stifters und das Datum 1493 trägt8). Zudem machte er eine Stiftung von fünf ewigen Wochenmessen auf den Gregorsaltar im Dom9). Urkundlich erwähnt wird er 1490 und 1491 als Mitsiegler in Verkaufs- und Verschreibungsangelegenheiten der adeligen Familie der Paulsdorfer10). Im Langhaus der Minoritenkirche befand sich eine Gedenkinschrift für Georg von Preysing, die heute nicht mehr vorhanden ist. Zudem stiftete er hier auch ein Fresko über dem östlichsten Arkandenbogen der südlichen Mittelschiffswand11). Mit Georg starb der Zweig der Preysing zu Wolnzach aus12).

Textkritischer Apparat

  1. Die Buchstaben lis sind hochgestellt.
  2. Die beiden Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 38; Kdm Regensburg I, 184 (Abb. 109); Rheude, Grabsteine im Kreuzgange 80 vermerkt, dass sich diese Grabplatte ehemals im Dom befunden hat.
  2. Bernclau, Episcopatus 336; Leoprechting 93; vgl. auch Bay 19 sowie NÖ1 361; Rheude, Grabsteine im Kreuzgange 80.
  3. Hund, Stammenbuch I, 297.
  4. Bernclau, Episcopatus 336; Ried, Catalogus; Paricius, Nachricht 44; Janner, Bischöfe III, 535 und 613. Scherg, Bavarica aus dem Vatikan 218: 1443 Domherr, 1448 Propst zu St. Johann in Freising; Ries, Generalschematismus 220.
  5. Oefele I, 223; Janner, Bischöfe III, 535: Die Kapitulation entspricht den 28 Punkten von 1437 mit den hier abgedruckten neun Zusätzen.
  6. Janner, Bischöfe III, 598.
  7. Schmid, Urkunden-Regesten I, Nr. 1360.
  8. Kdm Regensburg I, 106; Paricius, Nachricht 44; Walderdorff, Regensburg 148; Schuegraf, Dom II, 27f.; Ries, Generalschematismus; Primbs, Jahr- und Totenbuch 339; Hubel/Schuller, Dom 146 (Abb. 14 und 132).
  9. Schuegraf, Dom II, 35f.; Primbs, Jahr- und Totenbuch 339; Mai, Bruderschaften und Benefizien 416.
  10. Primbs, Paulsdorfer 88; Paulsdorfer Regesten Nr. 296; als Mitsiegler in einer Verschreibung der Juden bei Gemeiner, Chronik III, 641.
  11. DI 40 (Regensburg I), Kat.-Nrn. 139, 206.
  12. Hund, Stammenbuch I, 300.

Nachweise

  1. Handschriftensammlung 121; Rheude, Grabsteine im Kreuzgange 80.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 313 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0031302.