Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 308 Kreuzgang, Mittelhalle, Südwand, Ostseite 1. Joch 1496

Beschreibung

Epitaph des Matthias Pollinger aus rotem Marmor, in die Wand eingemauert1). Im unteren Teil eine dreizeilige Inschrift (I). In der Nische unter einem Rundbogen die Gestalt Christi als Schmerzensmann, mit seiner Rechten auf sein Wundmal deutend, die Linke segnend erhoben. Deutlich kleiner der kniende Stifter, der mit Chorgewand, Almucia und Birett bekleidet ist. Von den betenden Händen des Stifters ausgehend ein Schriftband mit der Inschrift II. Links und rechts in den Bogenzwickeln die Jahreszahl in arabischen Ziffern (III). Das Epitaph ist relativ gut erhalten, es finden sich Reste einer farbigen Fassung.

Maße: H. 87 cm, B. 40 cm, Bu. 5,5 cm (I), 2,5 cm (II), 5 cm (III).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (I), Frühhumanistische Schrift (II).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    Memoriale d(omi)ni / Mathie polling(er) / Canonici Ratisp(onensis)

  2. II.

    PARCE · M//ICHIa) · D(OMI)NE · b)

  3. III.

    14 // 96 c)

Übersetzung:

Zum Gedächtnis an den Herrn Mathias Pollinger, Domherr zu Regensburg. (I)

Verschone mich, o Herr. (II)

Kommentar

Das vom Domherren Matthias Pollinger gestiftete Epitaph trägt die gleiche Datierung wie dessen Grabplatte in der Mittelhalle des Domkreuzganges (s. Kat.-Nr. 307). Die Figur des Schmerzensmannes dominiert die Gestaltung des Epitaphs. Sowohl der in aufwendigem Faltenwurf gestaltete Mantel Christi als auch die Kleidung des Domherren und das vermittelnde Schriftband zeigen die hohe künstlerische Qualität. Die neuere kunsthistorische Forschung schreibt diese Arbeit dem Dombaumeister Wolfgang Roriczer zu2). Direkt neben dem Eingangsportal zur Mittelhalle des Kreuzganges an der Ostseite des Südflügels befindet sich an der Wand ein Weihwasserkessel, der mit dem Wappen des Domherren versehen ist3).

Textkritischer Apparat

  1. Knick im Schriftband.
  2. Das N ist spiegelverkehrt; die Trennzeichen sind Quadrangeln.
  3. Links und rechts im Bogenzwickel.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 37; Kdm Regensburg I, 172.
  2. Hubel, Mittelalterliche Plastik in Domkreuzgang und Kapitelhaus 67; Einleitungskapitel LVII
  3. Schuegraf, Dom II, 117; BayA1 85 (Wappen Pollinger von Kammereck).

Nachweise

  1. Kdm Regensburg I, 172 (Abb. 108); Güntner, Dekane und Kanoniker 133; Hubel, Mittelalterliche Plastik in Domkreuzgang und Kapitelhaus 67 (Abb. 18).

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 308 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0030801.