Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 306 Kreuzgang, Nordflügel, Westseite, Nordwand, 5. Joch 1495

Beschreibung

Grabplatte eines Klerikers aus rotem Marmor, an der Wand aufgerichtet1). Die Umschrift (Inschrift I) auf erhöhtem Rand ist erhaben gehauen. Sie beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet im letzten Viertel des Steines. Den Rest füllt ein verschlungenes Schriftband (Inschrift II). Im Feld: Fein gearbeitete Gestalt des Klerikers, leicht nach rechts gewandt, unter ornamentiertem Kielbogen. Er ist bekleidet mit Albe, Kasel und Birett. In seiner Linken hält er den Kelch mit Hostie, die rechte Hand ist zum Segensgestus erhoben. Auf der Borte der Kasel ein stark ornamentiertes figürliches Bildprogramm, bei dem es sich wohl um eine Wurzel Jesse handelt. Den einzelnen Figuren sind Bänder mit zum Teil noch lesbaren Inschriften zugeordnet (III, IV, V). In den Zwickeln jeweils Schriftbänder, die zum Teil herausgebrochen sind; an dem linken Schriftband sind noch einige Buchstaben zu erkennen (Inschrift VI). Unten rechts ein Wappenschild mit einem geknickten Schriftband darüber, in dem vermutlich der Name des Klerikers eingehauen war. An der rechten Längsseite ist die Inschrift fast ganz abgetreten.

Ergänzt nach Vulgata, Psalm 21, 20-21:

Maße: H. 232 cm, B. 115 cm, Bu. 9 cm (I), 4,5-5 cm (II), 0,5 cm (III), 4,5 cm (IV).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/2]

  1. I.

    O domine ∙ ne ∙ elongaueris ∙ / auxilium tuum [ad defensionem meam c]onspice ∙ / Erue ∙ a framea a) ∙ deus ∙ anim/am ∙ meam ∙ et ∙ de ∙ manu ∙ canis ∙ vnicam ∙ meam b)

  2. II.

    1//4 9//5 c)

  3. III.

    Ezechias

  4. IV.

    Iosias

  5. V.

    [..]asa[– – –]

  6. VI.

    Mar[ia]

Übersetzung:

O Herr, halte deine Hilfe nicht fern. Erscheine zu meiner Verteidigung. Gott entreiße meine Seele dem Schwert und mein einziges Gut aus der Gewalt der Hunde. (I)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Psalm 21, 20-21.
Wappen:
unbekannt2).

Kommentar

Zu dieser Grabplatte konnte bislang weder der Name des Klerikers gefunden noch das Wappen zugeordnet werden. Aufgrund des Sterbejahres könnte der Domherr Georg Walch, für den im Kreuzgangnordflügel eine Grabschrift in der Wand (s. Kat.-Nr. 304) überliefert ist, in Frage kommen.

Textkritischer Apparat

  1. Ohne Wortabstand.
  2. Die Trennzeichen sind gestreckte Quadrangeln mit oben und unten angesetzten Zierhäkchen.
  3. Schriftband zweimal geknickt.

Anmerkungen

  1. Kdm Regensburg I, 194.
  2. Schrägbalken von rechts oben nach links unten, darüber sechsstrahliger Stern.

Nachweise

  1. Kdm Regensburg I, 194 (Tafel XXIV).

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 306 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0030607.