Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 302 Kreuzgang, Mittelhalle, Mittelreihe, 6.Joch 1494

Beschreibung

Grabplatte des Domherren Johannes von Trebra aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift I, erhaben gehauen, beginnt oben links und endet ebenda. Im Feld: Viertelreliefbildnis des betenden Klerikers unter Dreipassbogen, leicht nach links geneigt. Er ist bekleidet mit einer reich ornamentierten Kasel über dem stark gefältelten Chorrock, ein Birett auf dem Haupt. Die Hände sind zum Gebet gefaltet. Über der Körpermitte liegt eine Tafel mit der sechszeilig eingehauenen Inschrift II. Die Grabplatte ist im oberen Drittel quer gebrochen und gebessert. Ansonsten ist ihr Zustand relativ gut. Die Art der Darstellung und die über der Körpermitte angebrachte Tafel mit dem gleichen Inschriftentext zeigen starke Ähnlichkeit mit der Grabplatte des Domherren Matthias Pollinger (s. Kat.-Nr. 307).

Ergänzt nach Text Eppinger:

Maße: H. 200 cm, B. 103 cm, Bu. 6 cm (I), 4,5 cm (II).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    J[us]ticie ∙ honestatis ∙ ac pa[up]erum ∙ / studios(us) (et) a) assidu(us) amator ∙ d(omi)n(u)s Joh(ann)es Trebra po(n)tificij Juris excelle(n)s ∙ / doctor h(uius) Rat(isbonensis) ecc(lesi)e b) Can(oni)c(us) c) hic iacet / obyt iiijto d) k(a)l(endas) ∙ augustij ∙ a(n)no d(omi)ni M cccc xciiijo ∙ C(uius) a(n)i(m)a req(ui)escat ∙ i(n) ∙ e(terna) p(ace) e)

  2. II.

    Credo q(uo)d redemp(t)or f) me(us) vivit et / in novissi(m)o die de t(er)ra surrect(ur)us / su(m) et rursu(m) c(ir)c(um)dabor pelle / mea et in carne mea videbo / salvatore(m) meu(m) reposita est / hec spes mea in sinu meo + g)

Übersetzung:

Hier liegt Herr Johannes Trebra, eifriger und beständiger Freund der Gerechtigkeit, der Ehrhaftigkeit und der Armen, herausragender Doktor des pontifikalischen Rechts, Kanoniker dieser Regensburger Kirche. Er starb im Jahr 1494 am vierten Tag vor den Kalenden des August. Seine Seele möge ruhen in ewigem Frieden. (I) Ich glaube, dass mein Erlöser lebt und am Jüngsten Tag werde ich mich aus dem Staub erheben, werde wieder mit meiner Haut umgeben sein und ich werde körperlich meinen Erlöser sehen. Diese Hoffnung ruht in meinem Herzen. (II)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Nach Iob 19, 25-27. (II)

Datum: 1494 Juli 29.

Kommentar

Allein das bei Leoprechting und Bernclau abgebildete Wappen des Johannes erlaubt den Rückschluss auf die Herkunft des Domherren aus dem thüringischen Uraltadelsgeschlecht der Trebra2). Er war Kleriker in Naumburg und wurde am 12. September 1464 in das Regensburger Domkapitel aufgenommen; von 1482 bis zu seinem Tod 1494 hatte er das Amt des Generalvikars inne3). Er vermachte der Bibliothek des Domkapitels mehrere wertvolle Bücher des Magisters Johann Gerson und knüpfte daran die Bedingung, sie jederzeit den Dompredigern zugänglich zu halten4).

Ein Steuerverzeichnis aus dem Jahre 1482 ist heute noch vorhanden und wird im Bischöflichen Zentralarchiv aufbewahrt. Es enthält die zahlungspflichtigen Kirchen und ihre Geistlichen nach Dekanaten geordnet. Kollektor dieser Steuern war Johannes von Trebra5).

Textkritischer Apparat

  1. Tironisches et.
  2. Der letzte Buchstabe ist hochgestellt.
  3. Der Buchstabe c ist hochgestellt.
  4. Die Buchstaben to sind hochgestellt.
  5. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.
  6. Die Buchstaben or sind hochgestellt.
  7. Iob 19,25, 26 und die zweite Hälfte des Verses 27.

Anmerkungen

  1. Kdm Regensburg I 182; Freytag/Hecht 50; Schuegraf, Dom II, 101.
  2. Bernclau, Episcopatus 426; Leoprechting 96 (mit Abbildung des Wappens); Sa50 u. ThüA 23.
  3. Bernclau, Episcopatus 426; Leoprechting 96; Ried, Catalogus; Paricius, Nachricht 46; Ries, Generalschematismus 170; Popp, Register caritativi subsidii des Johannes von Trebra 151; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 102 (Anm. 219) und Tabelle, 417; Mai, Verzeichnis 1215; RG 9, 1, 3949.
  4. Schuegraf, Dom II, 101; MBK, Bd. 4, 94.
  5. Vgl. Popp, Register caritatvi subsidii des Johannes von Trebra 143-221; vgl. ebenda 151, hier sind auch anderthalb Zeilen der Inschrift I wiedergegeben.

Nachweise

  1. Eppinger 19; Bernclau 426; Zirngibl, Epitaphia 55; Ried, Collectio 29v; Sammlung Heckenstaller 370 (jeweils nur Inschrift I); Kdm Regensburg I, 182 gibt die Inschrift der Inschriftentafel nur teilweise wieder; Schuegraf, Dom II, 101 gibt die Grabinschrift ebenfalls nicht vollständig wieder.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 302 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0030209.