Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 286 Kreuzgang, Mittelhalle, Nordseite, 6. Joch 1487

Beschreibung

Grabplatte des Ulrich Part (Pourt, Bart) aus rotem Marmor, ehemals im Südflügel im Boden1), heute in der Mittelhalle im Boden eingelassen2). Die Inschrift auf erhöhtem Rand beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Die rechte Längsseite ist total abgetreten. Im Feld die Gestalt des betenden Domherren, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett, unter genastem Kielbogen. Viertelrelief. In der linken unteren Ecke ein kleiner Wappenschild. Der Zustand der Grabplatte ist sehr schlecht.

Ergänzt nach Text Eppinger:

Maße: H. 216 cm, B. 106 cm, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. A(n)no 14 lxxxvii die lune nov(em) / [July ob(iit) Ven(erabilis) vir M(agister) Ulricus Part Decret(orum) Licent(iatus) Canonic(us) / Eccles(ie)] Rat(isponensis) p(rae)p(osi)tus ∙ In ∙ Spalt / Eiste(te)n(sis) ∙ dio(e)c(esis) ∙ ac ∙ pl(e)b(anus) ∙ in ∙ nabpurgk ∙ c(uius) a(n)i(m)a r(e)quiescat [in pace]

Übersetzung:

Im Jahr 1487 am Montag, dem neunten Tag des Monats Juli, starb der ehrwürdige Mann Magister Ulrich Part, Licentiat der geistlichen Rechte, Domherr der Regensburger Kirche, Propst in Spalt in der Diözese Eichstätt und Pfarrer in Nabburg. Seine Seele möge ruhen in Frieden.

Datum: 1487 Juli 09.

Wappen:
Part3).

Kommentar

In der Genealogie der Münchner Bürgerfamilie wird Ulrich IV. Part als Sohn Heinrichs III. oder Hans III. verzeichnet4). Er wurde am 26. Januar 1439 in das Domkapitel aufgenommen5) und immatrikulierte sich, bereits als Kanonikus, am 14. April 1439 an der Universität Wien6). Im Jahr 1450 gehörte er zu den Unterzeichnern der Wahlkapitulation zur Wahl Friedrichs III. von Plankenfels (s. Kat.-Nr. 222) zum Regensburger Bischof7). 1451 geriet er zusammen mit dem Domherren Heinrich von Parsberg (s. Kat.-Nr. 319) und zwei Regensburger Bürgern in ein nächtliches Handgemenge, bei dem ein Regensburger Bürger starb. Der Kardinallegat Nikolaus von Kues verwies Ulrich Part und seine Mittäter auf Lebenszeit aus der Stadt, nachdem sie dem Bischof, dem Domkapitel und der Stadt Urfehde geschworen hatten. Ulrich Part musste einige Jahre im Kloster Tegernsee (Lkr. Miesbach/OB.) verbringen, bis er wieder in die Stadt zurückkehren durfte8). Im Jahr 1465 gehörte er zu den Unterzeichnern der Wahlkapitulation zur Wahl Heinrichs IV. von Absberg (s. Kat.-Nr. 293) zum Regensburger Bischof9).

Zum großen Christentag im Jahre 1471 in Regensburg beherbergte der Domherr sechs Personen mit ihren Pferden10). Er begrüßte den Kardinal Francesco Todeschini-Piccolomini mit einer Prunkrede über die herausragende Bedeutung von dessen Familie für Italien11). Im Jahre 1478 wurde er als Regensburger Domherr und Propst in Spalt (Lkr. Roth/MFr.) in Rom in die Bruderschaft zum Hl. Geist und der Hl. Maria in saxia aufgenommen. Im selben Jahr trat er als Mitbegründer einer Priesterbruderschaft in Nabburg (Lkr. Schwandorf/Opf.) auf, zu der auch Laien zugelassen waren12). 1488 ist eine Stiftung des Ulrich Part selig im Stiftungsbuch des Reichen Almosens vermerkt, das von seinem vermutlichen Neffen übergeben wurde13).

Anmerkungen

  1. Eppinger 11.
  2. Freytag/Hecht 35; Kdm Regensburg I, 187.
  3. Leoprechting 92; Bay 68; Urbanek, Wappen 69.
  4. Stahleder, Bart 328 (mit Stammtafel).
  5. Leoprechting 92; Bernclau, Episcopatus 171; Parcius, Nachrichten 44: 1439 Kanonikus, Propst zu Spalt, Dekan in Nabburg, vgl. Scherg, Bavarica aus dem Vatikan 213, 214; Ried, Catalogus.
  6. Matrikel der Universität Wien I, 210; Redlich, Tegernsee und die Deutsche Geistesgeschichte 11 (Anm. 9), 32 (Anm. 121): Professor an der Universität Wien 1441, vgl. ebenda 43 (Anm. 171).
  7. Oefele I, 221; Janner, Bischöfe III, 487; RG VII/1, Nr. 2800.
  8. Gemeiner, Chronik III, 190-193; vgl. hierzu auch Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 89 (Anm. 153, 155), 390.
  9. Oefele I, 223; Janner, Bischöfe III, 535.
  10. Wolff, Häuserbestand 150.
  11. Fuchs/Märtl, Literarisches und geistiges Leben im 15. Jh., 911. Die Prunkrede ist gedruckt in: Deutsche Reichstagsakten, Bd. 22,2, Regensburger Christentag 1471; Ries, Generalschematismus 27: hier ist er auch als Pfarrer von Nabburg nachgewiesen.
  12. Gruber, Mittelalterliche Priesterbruderschaften 33.
  13. Stahleder, Bart 328 mit weiteren Belegen.

Nachweise

  1. Eppinger 11; Zirngibl, Epitaphia 51; Ried, Collectio 27r.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 286 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0028600.