Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 270 Kreuzgang, Mittelhalle, Ostseite, 6. Joch (1480)

Beschreibung

Grabplatte des Weihbischofs Johannes Ludovici aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift beginnt vermutlich oben links, läuft um den Stein, wo genau sie endete, ist nicht mehr ermittelbar. Im Feld die Gestalt des Bischofs in vollem Ornat im Viertelrelief. In seiner Rechten hält er den Bischofsstab, in der Linken ein Buch. Der Zustand ist sehr schlecht.

Maße: H. 225 cm, B. 123 cm, Bu. 9,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. – – –/– – –] ioannes / Ep(iscop)us · jerapolis [– – –/– – –

Kommentar

Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich hier um den Weihbischof Johann Ludovici (Lutz) aus Würzburg2). Im Jahre 1452 erwarb er in Florenz den Grad eines Doktors der Theologie, 1461 war er Studienpräfekt in Wien, ist von 1454-1456 als Prior und Lektor in Würzburg, ab 1457 nur noch als Lektor nachzuweisen. Im Jahre 1460 war er erneut an der Wiener Universität tätig. Im Frühjahr 1465 erwarb er in Bologna oder Florenz den Magistertitel; Papst Paul II. übertrug ihm am 3. August 1468 als Nachfolger Ulrich Aumayers (s. Kat.-Nr. 243) das Amt des Weihbischofs in Regensburg. 1472 /73 war er als erster Professor und Dekan am Aufbau der Universität Ingolstadt beteiligt3). Er gehörte dem Orden der Augustinereremiten in Windsheim (Lkr. Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim) an, war Prior und Provinzial in Würzburg und in den Jahren 1461, 1464 und 1467 Leiter der bayerischen Ordensprovinz4). Am 8. September 1473 wird er in den Rat des Herzogs Ludwig des Reichen berufen5). Johannes Ludovici veröffentlichte mehrere Sermonesreihen als Handbücher für Prediger, die zum großen Teil heute noch vorhanden sind6). Aus dem Jahr 1472 ist überliefert, dass Bischof Johannes Ludovici den neu errichteten Altar Mariä Reinigung (später St. Wolfgangsaltar) weihte; Bischof Heinrich von Absberg (s. Kat.-Nr. 293) gewährte den Gläubigen auf diesen Altar eine vierzehntägige Indulgenz und bestätigte den von Weihbischof Johann gewährten Ablass am Tage der Altarweihe7). Am 10. November 1480 berichtet eine Urkunde der Alte Kapelle von der Errichtung eines Altares dort zu Ehren der Hl. Barbara in der Jakobskapelle, den er reich fundierte, was dann auch die letzte Nachricht über den Weihbischof darstellt8).

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 29, 58; Kdm Regensburg I, 186f.: Hier wird dieser Stein entweder den Weihbischöfen Theoderich (+ vor 1436) oder Nikolaus (+ vor 1443) zugeordnet. Aufgrund des identischen Standortes kann bei aller Vorsicht die Abzeichnung in Handschriftensammlung 37 dieser Grabplatte zugewiesen werden. Explizit ist hier auch verzeichnet, dass nichts mehr zu lesen sei; Janner, Bischöfe III, 599 weist darauf hin, dass der Weihbischof Johann im Domkreuzgang bestattet wurde.
  2. Bernclau, Episcopatus 193: Johannes Ep. Hierapolis ordo S. Augusti 1480 (Todesjahr); Eubel, Hierarchia catholica medii aevi II, 181.
  3. Lieberich, Gelehrte Räte 175: an der Universität Ingolstadt immatrikuliert am 3. Juli 1472; Matrikel der Universität Wien I, 110: 13. 10. 1451; Hausberger, Weihbischöfe 51f.; ders., Geschichte II, 262 (Auflistung der Weihbischöfe); Mai, Verzeichnis 1214; vgl. auch Worstbrock, Ludovici Johannes, Sp. 987f.; Janner, Bischöfe III, 599; Ettelt-Schönewald, Kanzlei, Rat und Regierung Herzog Ludwigs des Reichen II, 580.
  4. Freytag/Hecht 29; Janner, Bischöfe III, 537f.; Lieberich, Gelehrte Räte 129, 132, 175; Hausberger, Weihbischöfe 51f.
  5. Janner, Bischöfe III, 594; Lieberich, Gelehrte Räte 175; Hausberger, Weihbischöfe 52; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 94 (Anm185).
  6. Worstbrock, Johannes Ludovici, Sp. 987f.; zu Leben und Werk des Johannes Ludovici vgl. auch Mayer A., Thesaurus Novus III, 62.
  7. Schuegraf, Dom II, 34f.; Hausberger, Weihbischöfe 52.
  8. Schmid, Alte Kapelle 201f., 215; Hausberger, Weihbischöfe 52.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 270 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0027002.