Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 265 Kreuzgang, Südflügel, Westseite, Südwand, 1. Joch 1479

Beschreibung

Grabplatte des Haupto von Pappenheim aus rotem Marmor, in die Wand eingelassen1). Die erhaben gehauene Inschrift beginnt oben neben dem linken Wappenfeld, läuft um den Stein und endet vor dem oberen linken Wappenfeld. Im vertieften Feld im Viertelrelief unter mit Maßwerk gestuftem Rundbogen die Gestalt des Kanonikers, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett, leicht nach rechts gewandt. Die Hände sind gefaltet. Die vier Ecken zieren Vollwappen in Kielbogenblenden. Diese Grabplatte ist eines der wenigen Beispiele für ein an der Wand aufgerichtetes Denkmal, das sich am ursprünglichen Ort befindet. Aus dieser Tatsache erklärt sich auch dessen guter Zustand.

Maße: H. 198 cm, B. 98 cm, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno ∙ d(omi)ni ∙ 1479 // In ∙ die ∙ S(anctae) ∙ dorothee ∙ o(biit) ∙ nobilis ∙ ac ven(erabi)lis a) // d(omi)n(u)s ∙ havpto ∙ M//arschalck ∙ de ∙ bappe(n)heim ∙ can(onicus) ∙ h(uius) ∙ ec(c)l(esi)e ∙ R(equiescat) ∙ i(n) ∙ p(ace) b)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1479 am Tag der Hl. Dorothea starb der edle und ehrwürdige Herr Haupto, Marschall von Pappenheim, Domherr dieser Kirche. Er möge ruhen in Frieden.

Datum: 1479 Februar 06.

Wappen:
Pappenheim2)Abensberg3)
Rottenstein4) Schaunberg5).

Kommentar

Haupto war der Sohn des Heinrich Marschall von Pappenheim, der zweimal verheiratet war, und zwar mit Anna, Tochter des Jobst von Abensberg, und Agnes, Gräfin von Schaunberg6). Haupto studierte in Basel, wurde Priester und Domherr in Eichstätt7). Er gehörte bereits im Jahr 1457 dem Regensburger Domkapitel an; bei der umstrittenen Bischofswahl stimmte er für Heinrich von Absberg (s. Kat.-Nr. 293); gewählt wurde schließlich Rupert (s. Kat.-Nr. 238), der dem Bistum als Administrator neun Jahre vorstand. Auch die darauffolgende Bischofswahl Heinrichs von Absberg 1465 bestimmte der Domherr mit8). Im Jahr 1471 ist er bei Bernclau als Domherr und Capellanus Honoris in Regensburg genannt9). 1479 ist er auch Mitglied einer Fraternitas des Hl. Wolfgang10).

Textkritischer Apparat

  1. Die Buchstaben lis sind hochgestellt.
  2. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Handschriftensammlung 2, hier ist die Grabplatte mit der figürlichen Darstellung und den vier Wappenschilden abgebildet, die Transkription ist fehlerhaft; Freytag/Hecht 34; Kdm Regensburg I, 188.
  2. Bay 18.
  3. BayA1 3, 7.
  4. BayA1 106.
  5. OÖ 323.
  6. Hund, Stammenbuch II, 168; Bernclau, Episcopatus 300; Europäische Stammtafeln NF IX, Tafel 55.
  7. Europäische Stammtafeln IV NF, Tafel 57: hier ist er als Georg von Pappenheim erfasst.
  8. Janner, Bischöfe III, 509, 535; ebenda, 555 weiterer urkundlicher Beleg im Zusammenhang mit einem Schiedsspruch, das Schottenkloster betreffend.
  9. Bernclau, Episcopatus 300; Ries, Generalschematismus, 1475 Pfarrer in Gnotzheim (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen/Mfr.); RG VIII/2, Nr. 1661.
  10. Schratz, St. Wolfgangsbruderschaften 249.

Nachweise

  1. Eppinger 11, 28; Bernclau, Episcopatus 300; Zirngibl, Epitaphia 33, 50; Ried, Collectio 21r, 26v; Sammlung Heckenstaller 363.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 265 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0026501.