Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 262 Kreuzgang, Mittelhalle, Ostseite, 2. Joch 1478

Beschreibung

Grabplatte des Johannes Goldner aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Im durch eine scharfe Linie eingegrenzten Feld das Konturenbildnis des Kanonikers, gekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett; sein Kopf ruht auf einem Buch, in seinen Händen hält er ebenfalls ein Buch. Zu seinen Füßen in der Mitte in vertiefter Rundblende ein Wappenschild. Guter Zustand.

Maße: H. 139 cm, B. 54,5 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. A(n)no ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ cccc ∙ lxxviij a) / o(biit) ∙ venerabilis ∙ Egregivs ∙ decretorv(m) ∙ doctor ∙ d(omi)n(u)s ∙ Johan(ne)s / goldner b) ∙ Canonic(us) / ∙ Eccl(esi)e ∙ Ratispone(nsi)s ∙ et ∙ pleban(us) ∙ in ∙ werd ∙ 28 ∙ me(n)sis ∙ may c)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1478 am 28. Mai starb der ehrwürdige herausragende Doktor der geistlichen Rechte, Herr Johannes Goldner, Domherr der Regensburger Kirche und Pfarrer in Wörth.

Datum: 1478 Mai 282).

Wappen:
Goldner3).

Kommentar

Johannes Goldner stammte aus Eger (Cheb/Tschechische Republik), hatte 1445 an der Wiener Universität studiert und verfasste als vermutlicher Augenzeuge der Verteidigung Belgrads gegen die Türken im Jahr 1456 mehrere Berichte sowie einen Traktat über das Leiden Christi4). Seit dem Jahre 1457 ist er Domherr in Regensburg, 1465 gehörte er zu den Mitunterzeichnern der Wahlkapitulation zur Wahl Heinrichs IV. von Absberg (s. Kat.-Nr. 293); im Jahre 1466 ist er als Generalvikar nachzuweisen5). In dieser Eigenschaft bestätigte er das Altarbenefizium, das Heinrich von Parsberg (s. Kat.-Nr. 319) und Theoderich von Ramsberg (s. Kat.-Nr. 247) als Testamentsexekutoren für den bereits 1463 verstorbenen Nikolaus von Redwitz d. Ä. (s. Kat.-Nr. 233) gestiftet hatten6). Er wurde sowohl unter der Regentschaft des Herzogs Albrecht III. (1458) als auch bei Ludwig dem Reichen (1477) zum herzoglichen Rat berufen7). Er war zudem Pfarrer in Wörth (Lkr. Regensburg), sein Wappen ist am Sockel der Petrusfigur über dem Portal der Pfarrkirche links neben der Jahreszahl 1464 angebracht8).

Zum großen Christentag im Jahre 1471 beherbergten die Doctores Goldner und Schlick (s. Kat.-Nr. 314), die gemeinsam in der Wermutgasse wohnten, zehn Pferde und zwölf Männer9).

1478 ist er Mitglied einer Fraternitas des Hl. Wolfgang10).

Textkritischer Apparat

  1. Die minderen Daten sind wahrscheinlich nachgetragen.
  2. Zirngibl, Epitaphia 48 und Ried, Collectio 25r: Golener.
  3. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Niedermayer, Künstler und Kunstwerke 110; Freytag/Hecht 19; Kdm Regensburg I, 182.
  2. Eppinger 22, Zirngibl, Epitaphia 48 und Ried, Collectio 25r: 1477; Schuegraf, Dom II, 96 liest 1475.
  3. Schuegraf, Dom II, 96: drei (2:1) Eichhörnchen nach links.
  4. Matrikel der Universität Wien I, 243: Johannes Goldner de Egra, plebanus in Traueß; Fuchs/Märtl, Literarisches und geistiges Leben 911; Lieberich, Gelehrte Räte 170.
  5. Oefele I, 223; Janner, Bischöfe III, 535, 562, 588; Lieberich, Gelehrte Räte 170; Fuchs/Märtl, Literarisches und geistiges Leben 911; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 416; anders Bernclau, Episcopatus 220: Domherr 1455.
  6. Janner, Bischöfe III, 535 (Anm. 1); Schuegraf, Dom II, 32f.; Reitzenstein, Regesten und Genealogie der von Redwitz 47; vgl. Fritzsche, Glasmalereien 334, Anm. 314 mit Quellen und Text der Stiftung.
  7. Janner, Bischöfe III, 594; Lieberich, Gelehrte Räte 131, 170; HAB Altbayern 60 (Regensburg II), 180 (Anm. 298).
  8. Kdm Bezirksamt Regensburg 178 mit Abb. 127.
  9. Wolff, Häuserbestand 150.
  10. Schratz, St. Wolfgangsbruderschaften 249.

Nachweise

  1. Eppinger 22; Bernclau, Episcopatus 220; Zirngibl, Epitaphia 48; Ried, Collectio 25r; Sammlung Heckenstaller 359.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 262 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0026200.