Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 259 Kreuzgang, Südflügel West, Südwand, 2. Joch 1477

Beschreibung

Grabplatte des Kanonikers Paulus Meck aus rotem Marmor, ehemals auf der Erd1), heute an der Wand aufgerichtet2). Die Inschrift auf erhöhtem Rand beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet im letzten Viertel der linken Längsseite. Im Feld: Gestalt des betenden Domherren, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett, leicht nach links gewandt, unter genastem Bogen. Der Hintergrund ist ornamentiert. In der unteren linken Ecke ein kleiner Wappenschild. Der Zustand der Grabplatte ist relativ gut.

Maße: H. 200 cm, B. 96 cm, Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno d(omi)ni Mo cccco ∙ lxxvijo ∙ / die ∙ xviii ∙ mensis Aprilis ∙ obyt ∙ Venerabilis ∙ decretor(um) licenciat(us) ∙ / d(omi)n(u)s Paulus Megk preposit(us) / Solien(sis) ∙ ac ∙ Canonicus Ratisponen(sis) ∙ et hic sepultus ∙ a)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1477 am 18. Tag im April starb der ehrwürdige Licentiat der geistlichen Rechte Herr Paulus Meck, Propst von Maria Saal und Domherr in Regensburg. Er ist hier bestattet.

Datum: 1477 April 18 3).

Wappen:
Meck4).

Kommentar

Paulus Meck stammte möglicherweise aus Hemau (Lkr. Regensburg) und war im Sommersemester 1435 an der Universität Wien immatrikuliert5). Nachzuweisen ist er als Kleriker in der Diözese Freising und Rektor der Pfarrei St. Vitus im Paugau (St. Veit, Pol. Bez. St. Johann im Pongau/Salzburg)6). Er war Assessor im Erzbistum Salzburg (curia archiepiscopalis assessor) und Official7) und wurde im Jahr 1456 in das Regensburger Domkapitel aufgenommen8). Im selben Jahr erhielt er von Papst Calixtus III. die Praepositur von St. Johann9). Er gehörte 1465 zu den Mitunterzeichnern der Wahlkapitulation zur Wahl Heinrichs von Absberg zum Regensburger Bischof10). Um 1470 erhielt er die Propstei von Maria Saal (Pol. Bez. Klagenfurt Land/Kärnten), die er bis zu seinem Tod innehatte11). Zusammen mit dem Domherren Johannes Fager (s. Kat.-Nr. 261) trat er 1475 in einer Urkunde der Alten Kapelle als Bürge auf12). Seinen Wohnsitz hatte der Domherr und Stiftspropst in der tauber straß, der heutigen Pfauengasse13). Zwei Jahre vor seinem Tod wurde er 1475 Mitglied einer Fraternitas des Hl. Wolfgang14).

Textkritischer Apparat

  1. Die noch erkennbaren Trennzeichen sind kleine Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Eppinger 30.
  2. Freytag/Hecht 30; Kdm Regensburg I, 188 (Abb. 106); Güntner, Pröpste 57.
  3. Bei Eppinger 10 erscheint als Sterbejahr 1474, so auch Zirngibl, Epitaphia 49 und Ried, Collectio 26r.
  4. Eppinger 10, 30: Hundekopf nach rechts mit Ast im Maul.
  5. Matrikel der Universität Wien I, 188; zur Herkunft s. Zaisberger, Maria Saal 187.
  6. RG VI/1, Nr. 4729. Diese Pfarrei behielt er bis zu seinem Tod, vgl. hierzu auch Zaisberger, Maria Saal 189.
  7. RG VII/1, Nr. 2348; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 108 (Anm. 246). Ausführlich zur Biographie Zaisberger, Maria Saal 187-195.
  8. Leoprechting 94, hier mit anderem Wappen; Bernclau, Episcopatus 304; Janner, Bischöfe III, 535; RG VII/1, Nr. 2348.
  9. Güntner, Pröpste 42; anders Bernclau, Episcopatus 304: Propst von St. Johann 1464, Todesjahr 1474.
  10. Oefele I, 223; Janner, Bischöfe III, 535.
  11. Zaisberger, Maria Saal 187, 193.
  12. Schmid, Urkunden-Regesten I, 220.
  13. Wolff, Häuserbestand 138.
  14. Schratz, St. Wolfgangsbruderschaften 249; Ries, Generalschematismus 54.

Nachweise

  1. Eppinger 10, 30; Bernclau, Episcopatus 304; Zirngibl, Epitaphia 49; Ried, Collectio 26r; Sammlung Heckenstaller 363.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 259 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0025900.