Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 257 Kreuzgang, Mittelhalle, Mittelreihe, 3. Joch 1476

Beschreibung

Grabplatte des Ulrich von Pairsdorf aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift auf erhöhtem Rand, erhaben gehauen, beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Drei Ecken zieren kleine Wappenschilde, jeweils im vertieften Rundfeld in genastem Dreipass; unten links das Vollwappen in einem größeren vertieften Feld unter Kielbogen. Im Feld die Gestalt des Kanonikers im Viertelrelief unter Maßwerk. Sein Kopf ruht auf einem Kissen mit großen Quasten, bekleidet ist er mit Chorherrengewand, Almucia und Birett. In beiden Händen hält er den Kelch. Unten rechts ein kleiner Hund. Die Platte ist leicht beschädigt, unten quer gebrochen.

Maße: H. 215 cm, B. 112 cm, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. A(n)no ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ cccc ∙ lxx // vj ∙ obyt ∙ venerabil(is) ∙ vir ∙ d(omi)n(u)s ∙ udalric(us) ∙ de ∙ pairstarff ∙ // ca(non)ic(us) ∙ ac ∙ senior // eccl(es)ie ∙ mayoris ∙ rat(isbonensis) ∙ dominica ∙ Invocavit ∙ a)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1476 am Sonntag Invocavit starb der ehrwürdige Herr Ulrich von Pairsdorf, Domherr und Senior der Regensburger Hauptkirche.

Datum: 1476 März 032).

Wappen:
Heilingstatt3)Fraunberg4)
Pairsdorf5)Muschelried6).

Kommentar

Ulrich entstammt der Ritterfamilie Pairsdorf aus der Hofmark Baiersdorf, die zu Schloß Prunn an der Altmühl (Gde. Riedenburg, Lkr. Kelheim/NB.) gehört. Sie ist erstmalig 1372 genannt7). Im Jahr 1450 ist Ulrich Mitglied des Regensburger Domkapitels, im selben Jahr findet er sich auch als Unterzeichner der Wahlkapitulation des Bischof Friedrich III. von Plankenfels (s. Kat.-Nr. 222)8). 1460 erscheint er als Beklagter im Streit mit Ulrich Huber (s. Kat.-Nr. 301), dem Bruderschaftsmeisters der Wolfgangsbruderschaften9). Beim Tod Bischof Ruperts I. (s. Kat.-Nr. 238) im Jahr 1465 ist er als einer von 18 Kanonikern belegt, die die Wahlkapitulation zur Wahl Heinrichs IV. von Absberg (s. Kat.-Nr. 293) unterzeichneten10). Ulrich von Pairsdorf wohnte in der wermerstrass (Wermuth-Gasse); hier sind zum großen Christentag im Jahr 1471 Einquartierungen überliefert11).

Textkritischer Apparat

  1. Die Trennzeichen sind erhabene Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Kdm Regensburg I, 180; Freytag/Hecht 34.
  2. Freytag/Hecht 35 führt einen Ulrich von Paulsdorf mit der Jahreszahl 1436 auf und zitiert unrichtig Ried, Collectio 30r; Kdm Regensburg I, 180 liest ebenfalls Ulrich von Paulsdorf und das Jahr 1476. Bernclau, Episcopatus 171: obiit Senior ao. 1486.
  3. BayA1 145; Eckher, Grabsteinbuch 54r beschriftet die vier Wappen; Eppinger 20, Zirngibl, Epitaphia 56 und Ried, Collectio 30r erwähnen fünf Wappenschilde.
  4. Bay 34f.
  5. Bay 6
  6. BayA1 166.
  7. Hund, Stammenbuch III, 248.
  8. Bernclau, Episcopatus 171; Oefele I, 223; Janner, Bischöfe III, 487.
  9. Schmid, Urkunden-Regesten I, 184.
  10. Oefele I, 223; Janner, Bischöfe III, 535.
  11. Wolff, Häuserbestand 150.

Nachweise

  1. Eppinger 20, 33; Eckher, Grabsteinbuch 54r; Zirngibl, Epitaphia 56; Ried, Collectio 30r.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 257 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0025709.