Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 247 Kreuzgang, Mittelhalle, Westwand, 3. Joch 1470

Beschreibung

Grabplatte des Kanonikers Theoderich von Ramsberg aus rotem Marmor, ehemals im Südflügel im Boden eingelassen1). Die Grabplatte ist heute quer an der Wand aufgerichtet2). Die Inschrift auf erhöhtem Rand beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Im Feld im Viertelrelief die Gestalt des Kanonikers bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett, die Hände vor der Brust gefaltet. Der Kopf ruht auf einem mit vier großen Quasten gezierten Kissen, das von der Gestaltung her große Ähnlichkeit mit dem Kissen auf der Grabplatte des Johannes von Ramsberg (s. Kat.-Nr. 202) aufweist. Zu seinen Füßen unten rechts ein kleiner Hund. Unten links das Vollwappen unter gedrücktem Bogen. Der Zustand der Grabplatte ist schlecht.

Ergänzt nach Text Eppinger:

Maße: H. 224 cm, B. 111 cm, Bu. 10 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno ∙ d(omi)ni ∙ Mo ∙ cccc ∙ lxx / obyt ∙ venerab[ili]s ∙ vir ∙ d(omi)n(u)s ∙ Theod(e)ricus ∙ de R[amsbe]/rg ∙ pr(es)b(yte)r ∙ Canonic(us) ∙ // eccl(es)ie ∙ Rat(isbonensis) ∙ senior ∙ In ∙ crastino ∙ S(ancte) ∙ lvcie ∙ v(ir)g(inis) ∙ a)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1470 am Tag nach dem Fest der Hl. Jungfrau Lucia starb der ehrwürdige Mann Herr Theoderich von Ramsberg, Priester, Domherr, Senior Canonicus der Regensburger Kirche.

Datum: 1470 Dezember 14.

Wappen:
Ramsberg3).

Kommentar

Theoderich (Dietrich) von Ramsberg stammte aus dem Bayerischen Adelsgeschlecht der Ramsberger, deren Stammsitz in Altrandsberg (Gde. Miltach, Lkr. Cham/Opf.) lag4). Er wurde am 12. Oktober 1431 in das Regensburger Domkapitel aufgenommen und war Pfarrer in Sallern (Stadt Regensburg)5). Im Jahre 1436 immatrikulierte er sich im Sommersemester an der Universität Wien6). Als Testamentsexekutor des verstorbenen Domherren Nikolaus von Redwitz des Älteren (s. Kat.-Nr. 233) stiftete er am 6. Oktober 1466 in dessen Namen gemeinsam mit dem Domherren Heinrich von Parsberg (s. Kat.-Nr. 319) ein Benefizium im Dom mit neuem Altar zu Ehren der Hll. Dionysius und Agnes7). Im Turmjoch des nördlichen Seitenschiffs stiftete er sehr wahrscheinlich ein Fenster mit seinem Wappen und seinem Bild (s. Kat.-Nr. 206)8). Er war Senior und Generalvikar und hatte im Jahre 1459 das Amt des Magister fabricae inne9). Er war Mitglied einer Fraternitas des Hl. Wolfgangs10).

Textkritischer Apparat

  1. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Eppinger 11, 28.
  2. Freytag/Hecht 39; Kdm Regensburg I, 170.
  3. BayA1 119; Hylmair, Wappenbuch 120; vgl. auch Schuegraf, Dom I, 224.
  4. Hund, Stammenbuch I, 312, 314; Schuegraf, Dom I, 224.
  5. Leoprechting 91; Hund, Stammenbuch I, 314; Bernclau, Episcopatus 348; Ried, Catalogus.
  6. Matrikel der Universität Wien I, 193; Redlich, Tegernsee und die deutsche Geistesgeschichte 11 (Anm. 9).
  7. Janner, Bischöfe III, 535; vgl. Fritzsche, Glasmalereien 334, Anm. 314 mit Quellen und Text des Benefiziums.
  8. Schuegraf, Dom I, 224; Freytag/Hecht 39; Kdm Regensburg I, 97; Elsen, Dom 138; Fritzsche, Glasmalereien 333-339.
  9. Schuegraf, Nachträge 126; Hubel/Schuller, Dom 137; Hubel, Regensburger Dombauhütte 24.
  10. Schratz, St. Wolfgangsbruderschaften 248.

Nachweise

  1. Eppinger 28; Zirngibl, Epitaphia 50; Ried, Collectio 26v.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 247 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0024703.