Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 243 Domkirche, Nordchor, Südseite 1468

Beschreibung

Grabplatte aus rotem Marmor des Weihbischofs Ulrich Aumayer, neben dem einstigen St. Stephansaltar, der 1785 abgebrochen wurde, im Boden eingelassen1). Die Inschrift I auf erhöhtem Rand beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Im vertieften Feld: Die Gestalt des Bischofs im Vollornat, in seiner Rechten den Bischofsstab mit Velum, in der Linken ein Buch haltend, im Viertelrelief aus dem Stein gehauen. Der Kopf ruht auf einem großen Buch, auf dessen rechter Seite noch die Inschrift II zu erkennen ist. Zwei schräggelegte Bücher dienen als Basis für die Füße der Bischofsgestalt. Die Grabplatte ist relativ gut erhalten.

Ergänzt nach Text Cranner:

Maße: H. 230 cm, B. 117 cm, Bu. 7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    ∙ Anno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ cccc ∙ lxviii ∙ obyt / reverend(us) ∙ in chr(ist)o a) ∙ p(ate)r ∙ et ∙ d(omi)n(u)s ∙ d(omi)n(u)s ∙ vldaric(us) ∙ Ep(iscop)us ∙ Ierapolitanensis ∙ / sacre ∙ theolo(giae) ∙ doctor ∙ or[dinis / sancti francisci vir in divinis scri]ptv(r)is b) ∙ famos(us) ∙ hic ∙ sepvltvs ∙ cui(us) ∙ a(n)i(m)a ∙ R(e)q(ui)escat

  2. II.

    ∙ prima ∙ iulii ∙ b)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1468 starb der hochwürdige Vater in Christus und Herr, Herr Ulrich, Bischof von Hierapolis, Doktor der heiligen Theologie, Mitglied des Ordens des Hl. Franziskus, berühmt als Kenner der heiligen Schriften. Er ist hier bestattet. Seine Seele möge ruhen in Frieden.

Datum: 1468 Juli 012).

Kommentar

Ulrich stammte aus der Regensburger Familie Aumayer, die Haus- und Grundbesitz in der Ostnerwacht hatte und bereits im 14. Jahrhundert mehrfach urkundlich nachzuweisen ist3).

Er war Konventuale des Minoritenordens in Regensburg. Paricius nennt ihn 1460 Guardian des Klosters. Er war Lektor, Prediger, Custos Bavariae und Prokurator am päpstlichen Hof. Am 24. Juli 1456 ernannte ihn Papst Calixtus III. zum Titularbischof von Hierapolis in Phrygien und Weihbischof der Diözese Regensburg4). Während seiner Amtszeit unter dem minderjährigen Administrator Rupert I. (s. Kat.-Nr. 238), welcher nie die Bischofsweihe empfangen hatte, fand am 9. Oktober 1465 eine Diözesansynode statt5). Als Doktor der Theologie genoss er hohes Ansehen. Er hinterließ dem Minoritenkonvent ein kostbares Ornat und eine Büchersammlung von 45 Bänden6).

Textkritischer Apparat

  1. Ohne Wortabstand. xpo.
  2. Die Lücke in der Inschrift lässt vermuten, dass Cranner die sicherlich vorhandenen Kürzungen aufgelöst hat.
  3. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Zirngibl, Epitaphia 3, 12: in pavimento S. Stephani; Cranner 89; Freytag/Hecht 11; Kdm Regensburg I, 125. Der St. Stephansaltar wurde erst im 17. Jahrhundert errichtet. Bischof Albert IV. von Törring ließ dafür die Altäre zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit, zu Ehren der Hll. Sebastian, Lucia und Dionysius und den St. Barbara-Altar abbrechen, s. Loers, Barockausstattung 234; vgl. auch Einleitungskapitel XXIV.
  2. Zirngibl, Epitaphia 12 und Ried, Collectio 12v nennen als Todestag den 2. Juli, ebenso Hilz, St. Salvator 183.
  3. Primbs, Jahr- und Totenbuch 264 (Anm1); Hilz, St. Salvator 148; Urbanek, Wappen 66.
  4. Eubel, Hierachia catholica medii aevi II, 181.
  5. Hausberger, Weihbischöfe 51 mit Auflistung seiner weiteren pastoralen Tätigkeiten.
  6. Mayer A., Thesaurus Novus III, 62; MGH Necr. III, 254; Primbs, Jahr- und Totenbuch 260; Hilz, St. Salvator 182f. mit Zusammenfassung der älteren Literatur; Janner, Bischöfe III, 509, 528, 569, 586, 599; Hausberger, Geschichte II, 262; ders., Bischöfe (Aumayer) 30; DI 40 (Regensburg I), Kat.-Nr. 148.

Nachweise

  1. Eppinger 6; Handschriftensammlung 61; Thesaurus Novus III, 62; Zirngibl, Epitaphia 12, 45; Ried, Collectio 12v; Sammlung Heckenstaller 354; Cranner 89.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 243 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0024305.