Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 238 Domkirche, Südliches Seitenschiff, Turmjoch 1465

Beschreibung

Grabplatte des Bischofsadministrators Rupert I. aus rotem Marmor, ehemals im Presbyterium neben der Sakristei1), seit 1869 im südlichen Seitenschiff im Turmjoch an der Südwand aufgerichtet2). Die Inschrift auf erhöhtem Rand beginnt oben links und läuft zweizeilig um den ganzen Stein. Sie endet im letzten Drittel der inneren Zeile auf der linken Längsseite. Die Buchstaben sind erhaben zwischen zwei scharfen Linien gehauen. Im vertieften Feld: Die Gestalt des Bischofs im Rauchmantel mit Birett auf einem Kissen mit großen Quasten ruhend. Bischofsstab und Mitra sind neben der figürlichen Darstellung angeordnet, der Zeigefinger der linken Hand weist auf die Mitra hin, zur Verdeutlichung, dass der junge Kandidat auf den Bischofsstuhl noch vor seiner Konsekration gestorben ist. Die beiden oberen Ecken füllen zwei kleinere Rundfelder mit Wappenschilden in genasten Dreipässen, links Wittelsbach, rechts Hochstift. Im unteren Drittel zu beiden Seiten unter Segmentbögen das Vollwappen des Hochstifts links und das Vollwappen des Hauses Wittelsbach rechts. Dazwischen über der zweizeiligen Inschrift im vertieften Querrechteckfeld ein liegender Löwe. Die Grabplatte ist gut erhalten.

Maße: H. 280 cm, B. 149 cm, Bu. 10 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Staatliches Bauamt Regensburg [1/1]

  1. A(n)no ∙ d(omi)nj ∙ Mo ∙ cccco ∙ lxvo // xv ∙ kal(endas) ∙ novembris a) ∙ obyt ∙ Reverend(us) ∙ in ∙ chr(ist)o a) ∙ // ∙ pater ∙ jllustris ∙ // princeps ∙ et ∙ d(omi)n(u)s ∙ d(omi)n(u)s ∙ Rvpertvs ∙ Comes ∙ pala//tinvs ∙ Renj ∙ pavarie ∙ // Dvx ∙ ac ∙ administrator ∙ Eccl(es)ie ∙ Ratisponensis ∙ // ∙ hic ∙ Sepvltvs ∙ // ∙ cvivs ∙ anima ∙ Reqviescat ∙ jn ∙ pace ∙ b)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1465 am 15. Tag vor den Kalenden des November starb der hochwürdige Vater in Christus, edle Fürst und Herr, Herr Rupertus, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern und Administrator der Regensburger Kirche. Er ist hier bestattet. Seine Seele möge ruhen in Frieden.

Datum: 1465 Oktober 183).

Wappen:
Hochstift4), Pfalz-Wittelsbach5).

Kommentar

Rupert wurde als Sohn des Pfalzgrafen Otto I. von Pfalz-Mosbach und dessen Gemahlin Johanna, Schwester Ludwigs des Reichen von Landshut am 25. November 1437 geboren. Er erhielt bereits in früher Jugend die Kanonikate dreier Domkirchen, 1456 von Freising, 1447 von Passau und Regensburg. Ab dem 2. Juli 1452 bekleidete er zudem das Amt des Dompropstes in Regensburg6). Das Regensburger Domkapitel hatte am 10. Juni 1457 mehrheitlich Heinrich von Absberg (s. Kat.-Nr. 293) zum Nachfolger Bischof Friedrichs III. von Plankenfels (s. Kat.-Nr. 222) gewählt. Herzog Ludwig der Reiche focht die Gültigkeit der Wahl an, da vier Domkapitulare angeblich nicht zur Wahl geladen oder erschienen waren. Das Kardinalskollegium in Rom wurde offensichtlich durch Bestechung und Ehrengeschenke an die Kurialen beeinflusst und ernannte daraufhin den jungen Herzog Rupert zum Bischofsadministrator7). Durch diese Entscheidung gelangte das Bistum für einige Jahre unter den Einfluss Herzog Ludwigs, da dieser die Amtsgeschäfte an den herzoglichen Rat und Domdekan Nikolaus von Künsberg (s. Kat.-Nr. 252) übergab. Der Herzog selbst aber vergab geistliche und weltliche Lehen, ordnete Visitationen aller Stifte und Klöster des Bistums an, und berief eine Synode ein. Im Jahr 1458 wurde Rupert von Kaiser Friedrich III. ein Aufschub seiner Regalienverleihung auf zwei Jahre erteilt8). Er beendete daraufhin seine Studien in Pavia und ergriff erst im Jahre 1461 als Elekt Besitz vom Bistum. Noch bevor er die offizielle Bischofsweihe erhalten hatte, starb er auf einer Reise nach Pöchlarn in Ybbs (Pol. Bez. Melk, NÖ.) im Alter von knapp 28 Jahren an der Pest. Sein Leichnam wurde Donau aufwärts nach Regensburg überführt, die Funeralien fanden am 26. Oktober statt9).

Textkritischer Apparat

  1. xpo.
  2. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Cranner 53: beym Tabernakel; Oefele I, 222: Ejus exanimatum corpus adversus Danubium scaphae impositum Ratisponam est devecrum, et in choro secus Sacrarium honorifice collocatum; Freytag/Hecht 12 gibt ebenfalls als Standort die Nähe des Hochaltares an; Hausberger, Grablegen 374.
  2. Walderdorff, Regensburg 156; Kdm Regensburg I, 116 (mit Abb. 61); Zahn, Dom 63.
  3. Zirngibl, Epitaphia 3 und Ried, Collectio 4r: November 1. Janner, Bischöfe III, 533 und Freytag/Hecht 12: Oktober 10; Oefele II, 515: Oktober 11; Schuegraf, Dom I, 184: November 1.
  4. Bi 129; Heydenreuter, Wappen der süddeutschen Hochstifte 130f.
  5. Leoprechting 39; zum Wappen der bayerisch-pfälzischen Wittelsbacher vgl. Volkert, Staat und Gesellschaft 492f.
  6. Daten und Fakten zusammengefasst nach Janner, Bischöfe III, 509-534; Hausberger, Geschichte I, 215f.; ders., Bischöfe (Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein) 604f.
  7. Hausberger, Geschichte I, 215; ders., Bischöfe, 604.
  8. Fuchs/Krieger, Regesten Kaiser Friedrichs III., Nrn. 134, 135; zur weiteren Verlängerungen des Regalienempfangs s. Nrn. 160, 161, 171.
  9. Oefele I, 222, Zitat s. Anm. 1; Gemeiner, Chronik III, 396.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 55; Zirngibl, Epitaphia 3; Ried, Collectio 4r; Oefele I, 222; Cranner 53; Schuegraf, Dom I, 184; Sammlung Resch VII, Blatt 31 (Zeichnung Schellenberg); Sammlung Heckenstaller 299; Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 387.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 238 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0023804.