Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 233 Vorraum zum Domschatzmuseum, Westwand 1463

Beschreibung

Grabplatte des Nikolaus von Redwitz des Älteren aus rotem Marmor, ehemals zwischen den Betstühlen auf der Evangelienseite im Boden eingelassen1). Noch in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts befand sich diese Grabplatte im Mittelschiff der Domkirche westlich des Denkmals des Kardinals Philipp Wilhelm2). Heute befindet sie sich im Vorraum zum Domschatzmuseum, wo sie wahrscheinlich 1976 gemeinsam mit der Grabplatte des Bischofs Johannes II. von Streitberg (s. Kat.-Nr. 168) an der Westwand aufgerichtet wurde3). Die Inschrift auf erhöhtem Rand beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet etwa in der Hälfte der linken Längsseite. Im Feld die Gestalt des Domherren, bekleidet mit Chorgewand und Almucia im Viertelrelief, den Kopf mit dem Birett auf einem Kissen mit großen Quasten ruhend, den Kelch mit beiden Händen haltend. Unten links unter einem Kleeblattbogen das Vollwappen, rechts ein kleiner Hund. Die Grabplatte ist in gutem Zustand.

Maße: H. 254 cm, B. 130 cm, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. a(n)no ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ cccc ∙ lxiii ∙ In ∙ die ∙ s(an)c(t)i / ∙ Dionisy ∙ obyt ∙ venerabilis ∙ vir et a) ∙ d(omi)n(u)s ∙ Nicolavs ∙ de ∙ Radwicz ∙ / p(ro) tv(n)c b) ∙ senior ∙ Canonicvs ∙ // eccl(esi)e ∙ Ratisponensis ∙ c)

Übersetzung:

Im Jahre 1463 am Tag des Hl. Dionysius starb der ehrwürdige Mann und Herr Nikolaus von Redwitz, damals Seniorkanonikus der Regensburger Kirche.

Datum: 1463 Oktober 094).

Wappen:
Redwitz5).

Kommentar

Nikolaus von Redwitz der Ältere stammte aus der fränkischen Adelsfamilie von Redwitz und wurde im Jahr 1418 in das Domkapitel aufgenommen, wahrscheinlich als Nachfolger seines 1417 verstorbenen Verwandten Bartholomäus von Redwitz (s. Kat.-Nr. 138)6). Er gehörte 1437 dem Wahlgremium bei der Wahl Friedrichs II. von Parsberg (s. Kat.-Nr. 200) an und, ebenso wie der namensgleiche Nikolaus von Redwitz der Jüngere (s. Kat.-Nr. 225), zu den Unterzeichnern der Wahlkapitulation zur Wahl Bischof Friedrichs III. (s. Kat.-Nr. 222) im Jahr 1450 und zu den Unterstützern des Heinrich von Absberg (s. Kat.-Nr. 293) bei der später als ungültig erklärten Bischofswahl im Jahre 14577). Er tritt am 11. August 1457 als Bürge und Siegler auf in einer Urkunde der Alten Kapelle8). Am 6. Oktober 1466, also drei Jahre nach seinem Tode, stifteten die Exekutoren seines Testamentes, die Domherren Theoderich von Ramsberg (s. Kat.-Nr. 247) und Heinrich von Parsberg (s. Kat.-Nr. 319), in seinem Auftrag und aus seinen Mitteln ein Benefizium an dem von ihm gestifteten Altar des Hl. Dionysius und der Hl. Agnes9).

Textkritischer Apparat

  1. Hochgestellt nachgetragen über dem r von vir.
  2. Ohne Wortabstand.
  3. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Cranner 99; Reitzenstein, Genealogie der von Redwitz 34; Freytag/Hecht 39.
  2. Freytag/Hecht 39; Kdm Regensburg I, 126.
  3. Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 386.
  4. Zirngibl, Epitaphia 12 nennt zwei fast identische Inschriften für Nikolaus von Redwitz mit dem gleichen Todestag, aber unterschiedlichen Jahresangaben: 1463 und 1466. Er vermutet, dass es sich um die gleiche Person handelt; Paricius, Nachricht 43 nennt 1428 als Todesjahr.
  5. BayA1 120; BayA3 34.
  6. Bernclau, Episcopatus 346; Leoprechting 89, er nennt 1418 auch als sein Todesjahr; Ried, Catalogus; Ries, Generalschematismus 31. Er ist, ebenso wie der gleichnamige Nikolaus von Redwitz der Jüngere genealogisch nicht einzuordnen, vgl. Reitzenstein, Regesten und Genealogie der von Redwitz 34, 128.
  7. Oefele I, 221; Bernclau, Episcopatus 53; Janner, Bischöfe III, 451, 487, 509; Reitzenstein, Regesten und Genealogie der von Redwitz 34, 42.
  8. Schmid, Urkunden-Regesten I, 177.
  9. Schuegraf, Dom II, 32f.; Reitzenstein, Regesten und Genealogie der von Redwitz 45, 47; Janner, Bischöfe III, 535; Mai, Bruderschaften und Benefizien 416; vgl. Fritzsche, Glasmalereien 334, Anm. 314 mit Quellen und Text des Benefiziums.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 346; Zirngibl, Epitaphia 12; Ried, Collectio 12v; Cranner 99; Schuegraf, Dom II, 33; Sammlung Heckenstaller 351.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 233 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0023309.