Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)
Nr. 232 Kreuzgang, Westflügel, Fensterseite, 2. Joch 1463/1464
Beschreibung
Grabplatte des Peter Giesser, auch Huntmaier genannt, und seiner Ehefrau Elspeth aus rotem Marmor, an der Wand aufgerichtet1). Die Grabplatte war ursprünglich im Kreuzgang der Minoritenkirche zwischen Paulsdorferkapelle und der Sakristei im Boden eingelassen2). Im Feld: Zwei große Medaillons mit schräggelegten Wappenschilden in genasten Dreipässen, jeweils mit Umschrift. Beide Umschriften beginnen oben in der Mitte und enden ebenda. Der Zustand ist schlecht. Die Grabplatte besteht aus zwei annähernd gleich großen Teilen, die grob miteinander verbunden sind. Die rechte untere Ecke ist total abgeschlagen.
Ergänzt nach Text Zirngibl:
Maße: H. 137 cm, B. 98 cm, Bu. 5,5 cm, Du. 58 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
- I.
+ Anno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ cccc̣ ḷx̣iij ∙ starb ∙ peter ∙ hvntmair ∙ der ∙ goltsmid ∙ des ∙ svntags ∙ nach ∙ de(m) ∙ avfferttag
- II.
+ Anno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ cccc ∙ lxiiii ∙ starb ∙ ḍịẹ [edle] a) ∙ frav ∙ elspet ∙ hvntmairin ∙ an ∙ sand ∙ scolastica ∙ tag ∙ d b)
Datum: 1463 Mai 22; 1464 Februar 103).
Huntmaier4), unbekannt5). |
Textkritischer Apparat
- Wohl eher erbar, da sie bürgerlicher Abstammung war.
- Nach dem d Kürzungszeichen, das wohl auf die Formel der gott genad hinweist. Die beiden Zierkreuze bestehen aus fünf Punkten; die Trennzeichen sind Quadrangeln.
Anmerkungen
- Kdm Regensburg I, 194; Freytag/Hecht 61.
- Vgl. hierzu DI 40 (Regensburg I), Kat.-Nr. 119: diese Grabplatte wurde hier irrtümlich als verloren aufgenommen.
- Die Datierung ist nicht gesichert: MGH Necr. III, 252: Anno domini 1442 obiit honorabilis vir Petrus Giesser (...). Item 1464 circa Purificationem virginis Marie obiit Elysabet uxor eius, hic sepulta cum viro; vgl. auch RRUrk. 1458 03 03, in der Peter Huntmair 1458 als bereits verstorben bezeichnet wird; für diesen Hinweis danken wir Dr. Olivier Richard, Straßburg.
- Zirngibl, Epitaphia V. ad S. Salvatorem Ff. Minorum, Nr. 315; Schratz, Minoriten.
- Zirngibl, Epitaphia V. ad S. Salvatorem Ff. Minorum, Nr. 313 beschreibt dieses Wappen als zusammengebundene Schleier.
- Zur Familie Giesser vgl. Voit, Meuschendorf 184f.; Freytag, Winzer 208; Primbs, Jahr- und Totenbuch 247.
- HAB Altbayern 41 (Regensburg I), 71 (Anm. 148).
- Primbs, Jahr- und Totenbuch 248.
- RRUrk. 1418 07 06; für diesen Hinweis danken wir Dr. Olivier Richard, Straßburg.
- MGH Necr. III, 252: dedit nobis monstranciam.
- Primbs, Jahr- und Totenbuch 240.
- Forneck, Einwohnerschaft 220.
- Dirmeier, Armenfürsorge 221f.
Nachweise
- Zirngibl, Epitaphia V (ad S. Salvatorem Ff. Minorum), Nrn. 313, 315; Schratz, Minoriten; Schmid H. U., Mittelalterliche deutsche Inschriften 38, Nr. 40 (Inschrift I).
Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 232 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0023202.
Kommentar
Die Familie Giesser kam ursprünglich aus der Holledau und war seit dem 15. Jahrhundert in München und Regensburg ansässig6). Peter Giesser vom Regensburger Teil der Familie, auch Huntmair genannt, erscheint 1429 in einer Urkunde des Hochstiftes, in der ihm der Wörth bei Donaustauf (Lkr. Regensburg) verliehen wird7). In einer Urkunde aus dem Jahr 1442 werden Peter Huntmaier, seine Frau Elspet und deren Tochter Margareth genannt8). Elspet war eine Tochter des Jordan Zirrenschaub9). Von Beruf Goldschmied, schenkte Peter dem Minoritenkloster eine Monstranz10). Sein Jahrtag wurde am 14. Mai begangen11). Er besaß ein Haus in der Wahlenwacht12). Im Jahr 1444 wird das Anwesen der Elisabeth Huntmaier in der Bachgasse genannt, das von den drei Testamentsvollstreckern des Hans Kastenmaier als Bruderhaus angekauft wird13).