Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 224 Kreuzgang, Mittelhalle, Ostwand, 2. Joch 1459/1536

Beschreibung

Wappengrabplatte des Haimeran Lerchenfelder und der Anna Wolf (†1536) aus rotem Marmor, vermutlich ehemals im Domfriedhof, heute quer an der Wand aufgerichtet1). Die Inschrift auf erhöhtem Rand beginnt oben links, läuft um den Stein und endet an der linken Längsseite im unteren Viertel. Die vier Ecken füllen kleine Wappenschilde, auf dem rechten unteren ist die auf dem Kopf stehende Hausmarke der Lerchenfelder gehauen2), die anderen drei sind erloschen oder nie ausgeführt. Im Feld drei Wappenmedaillons mit Schilden jeweils im genasten Dreipass, das untere ohne Wappenbild. Das mittlere Medaillon trägt als Zweitverwertung eine Umschrift aus dem 16. Jahrhundert auf erhöhtem Rand3). In den vier Ecken sowie in den Zwickeln geflügelte Engel in Halbfigur. Relativ guter Zustand.

Diese Grabplatte und die ebenfalls noch vorhandene Grabplatte der Ursula Lerchenfelder (s. Kat.-Nr. 183) befanden sich vermutlich bei dem von Haimeran Lerchenfelder gestifteten Epitaph mit der Darstellung der Kreuzabnahme, das an der Nordwand der Ulrichskirche außen aufgerichtet war4). Nach der Auflösung des Domfriedhofes zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Epitaph gemeinsam mit den beiden Grabplatten zunächst in den Domkreuzgang verbracht. Die Kreuzabnahme fand ihren Platz im Städtischen Museum im dritten Joch des Chores der Minoritenkirche an der Südwand5).

Maße: H. 222 cm, B. 108 cm, Bu. 7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno ∙ d(omi)nj ∙ Mo ∙ cccco ∙ lviiijo // starb ∙ haymeran ∙ lerchefelder ∙ an ∙ sant ∙ Maria ∙ Magdal//ena ∙ tag ∙ dem ∙ got ∙ ge//nadig ∙ sei ∙ a)

Datum: 1459 Juli 226).

Wappen:
Lerchenfelder7), Prackendorf8), Hausmarke in Schild: Lerchenfelder9).

Kommentar

Haimeram stammte aus der Regensburger und Straubinger Familie Lerchenfelder und war der Sohn des Heinrich und seiner Ehefrau, einer geborenen Probst. Im Jahr 1424 übte er das Amt des Stadtkämmerers in Straubing/NB. aus; als Siegler ist er in Regensburg von 1431 bis 1449 nachzuweisen10). Haimeran war in erster Ehe verheiratet mit Ursula, geborene Schamböck, die 1436 starb (s. Kat.-Nr. 183), seine zweite Ehefrau Apolonia, eine geborene Stadeldorfer, starb 143911). Er war der Vater des Erasmus und des Jorg Lerchenfelder, beide später ebenfalls Stadtkämmerer in Straubing12). Seinen Wohnsitz hatte er vor der capel, dem Bereich der heutigen Spiegelgasse/Gesandtenstraße13).

Textkritischer Apparat

  1. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 29; Kdm Regensburg I, 172 (Abb. 102, hier falsch bezeichnet als Grabstein des Sigmund Graner, gestorben 1483).
  2. Urbanek, Wappen 204.
  3. Diese Inschrift trägt die Datierung 1536 und nennt eine Anna Wolf. Sie wird im Band Dom II publiziert werden.
  4. Am Epitaph ist unter den beiden kleinen Stifterfiguren links das Wappen der Familie Lerchenfelder und rechts das der Familie Stadeldorfer, aus der seine zweite Ehefrau Apollonia stammte, dargestellt. Unten in der Mitte befindet sich das Wappen seiner ersten Ehefrau Ursula aus der Familie Schamböck.
  5. Kdm Regensburg I, 188, die Kreuzabnahme wurde zunächst im Südflügel des Kreuzgangs an der Wand aufgerichtet; im Erscheinungsjahr des Museumsführers, 1953 befand sie sich schon im Städtischen Museum, vgl. Diepolder, Führer 18; hierzu auch Walderdorff, Regensburg 168; Sigersreiter, Lerchenfeld’sche Familienbeschreibung Nr. 34, 134: Eine weitere für Haimeran Lerchenfelder angefertigte Grabplatte befand sich in Straubing im Hl. Geistspital. Sie ist heute nicht mehr vorhanden.
  6. Freytag/Hecht 29 und Kdm Regensburg I, 172: 1458.
  7. Bay15; Si5 225; Sigersreiter, Lerchenfeld’sche Familienbeschreibung Nr. 34, 133; Urbanek, Wappen 204 f.
  8. Sigersreiter, Lerchenfeld’sche Familienbeschreibung Nr. 34, 133.
  9. Urbanek, Wappen 204 (Schild in der rechten unteren Ecke).
  10. Sigersreiter, Lerchenfeld’sche Familienbeschreibung Nr. 34, 131; Urbanek, Wappen 204.
  11. Sigersreiter, Lerchenfeld’sche Familienbeschreibung Nr. 34, 133; Urbanek, Wappen 323.
  12. Sigersreiter, Lerchenfeld’sche Familienbeschreibung Nr. 34, 134f.; Fuchs/Krieger, Regesten Kaiser Friedrichs III., Nr. 146.
  13. Forneck, Einwohnerschaft 204.

Nachweise

  1. Sigersreiter, Lerchenfeld’sche Familienbeschreibung Nr. 34, 134; Schmid H. U., Mittelalterliche deutschen Inschriften 37f., Nr. 37.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 224 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0022400.