Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 204 Kreuzgang, Mittelhalle, Westseite, 3. Joch 1450

Beschreibung

Grabplatte des Nikolaus Purchard aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift zwischen zwei Linien beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet in der zweiten Zeile an der oberen Breitseite. Im Feld Konturenbildnis des Klerikers, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett, in seiner Linken einen großen Kelch haltend, der ursprünglich mit Metall ausgegossen war, die Rechte segnend darüber. Unten fast mittig möglicherweise Teil eines Wappenschildes. Die Platte ist im unteren Drittel gebrochen, die gesamte rechte untere Ecke ist ausgebrochen, die Inschrift ist hier nicht mehr vorhanden.

Ergänzt nach Text Eppinger und Pseudo-Seneca:

Maße: H. 179 cm, B. 67 cm, Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. + anno ∙ d(omi)nj ∙ M ∙ cccc ∙ mo a) / l ∙ mo a) ∙ obijt ∙ d(omi)n(u)s ∙ nicolaus ∙ purchardi ∙ de · am[berga submissarius / chori b) – – – / – – –] ∙ morieris ∙ r(ati)o ∙ hac co(n)ue(n)c(i)o(n)e ∙ int(ra)ui ∙ vt ∙ exire(m) ∙ na(m) ∙ nasce(n)ti ∙ m(ihi) ∙ / n(atur)a ∙ posuit ∙ hu(n)c ∙ fine(m) c)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1450 starb Herr Nikolaus Purchard aus Amberg, Seelmesser am Chor ... Du wirst sterben. Ich bin unter der Übereinkunft (ins Leben) eingetreten, dass ich (wieder) weggehe, denn (schon) als ich geboren wurde, setzte mir die Natur dieses Ende.

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Nach Pseudo-Seneca, De remediis fortuitorum (seu De miseriis hominis)2).

Kommentar

Nikolaus Purchard stammte der Inschrift zufolge aus Amberg, allerdings konnten in den Amberger Quellen keinerlei Nachweise gefunden werden3). Da er in seinem 1442 vollendeten Breviarium des Domes erklärte, dass er bereits seit fast 50 Jahren Summissarius sei, ist er demnach im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts geboren und um 1392 in dieses Amt gekommen4).

Es handelt sich bei ihm um den Fronamter (submissarius) am Dom, Nyclas Burchhard, der im Jahre 1447 als Jahrtagsgedenken eine reich zu gestaltende Feier zu Ehren des Hl. Josef stiftete5).

Textkritischer Apparat

  1. Vermutlich nachgetragen.
  2. Hier endet die Überlieferung Eppingers; der weitere Text ist ergänzt nach Pseudo-Seneca.
  3. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 38; Kdm Regensburg I, 174.
  2. F. Haase (Hg.), L. Annaei Senecae opera quae supersunt III, Leipzig 1853, 446-57, hier 447.
  3. Für diese Recherche bedanken wir uns bei Herrn Dr. Laschinger, Stadtarchiv Amberg.
  4. Breviarium Clm 1482, p. 316.
  5. Hilz, St. Salvator 181 (Anm. 3), 266 (Anm. 61); im Breviarium (s. o.) sind weitere Stiftungen genannt.

Nachweise

  1. Eppinger 18.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 204 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0020408.