Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)
Nr. 200 Kreuzgang, Südflügel, Ostseite, Südwand, 5. Joch 1449
Beschreibung
Grabplatte des Bischofs Friedrich II. von Parsberg aus rotem Marmor, ehemals im Mittelschiff bei der Statue des Hl. Petrus, dann im nördlichen Seitenschiff westlich der Statue der Hl. Margarete an der Wand im ersten Joch1). Die monumentale Grabplatte ist heute an der Südwand im Südflügel des Kreuzganges aufgerichtet. Die Inschrift auf breitem, erhöhtem Rand läuft doppelzeilig, beginnend an der linken Längsseite unten, über die obere Breitseite und endend an der rechten Längsseite unten. Im Feld: Ganze Figur des Bischofs im Vollornat mit Pedum und Buch in Viertelrelief auf einem Kissen, das mit großen Quasten besetzt ist, ruhend. Ebenfalls im breiten Rand sind unten rechts und links jeweils unter einem Dreipass das Hochstiftwappen und das der Familie Parsberg eingehauen. Da der Stein ursprünglich im Boden eingelassen war, ist er abgetreten und in schlechtem Zustand.
Maße: H. 272 cm, B. 136 cm, Bu. 9 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
Anno ∙ d(omi)ni ∙ Millesimo ∙ quadringentesimo / [qu]inqvagesimo ∙ vlt(imo) ∙ k(a)l(endas) ∙ ianvar(ii) ∙ / obiit ∙ Reverendus ∙ in ∙ chr(ist)o a) p(ate)r ∙ Et ∙ d(omi)n(u)s ∙ // d(omi)n(u)s b) ∙ Fridericvs ∙ de ∙ parsperg ∙ Ep(iscop)us ∙ Eccl/esie ∙ Ra//tispone(n)s(is) c) / Cui(us) ∙ ani(m)a ∙ in ∙ pace ∙ Requiescat ∙ Se(m)piterna d)
Übersetzung:
Im tausendvierhundertneunundvierzigsten Jahr des Herrn am letzten Tag vor den Kalenden des Januar starb der hochwürdige Vater in Christus und Herr, Herr Friedrich von Parsberg, Bischof der Regensburger Kirche. Seine Seele möge ruhen in ewigem Frieden.
Datum: 1449 Dezember 312).
Hochstift3), Parsberg4). |
Textkritischer Apparat
- xpo.
- Hier wechselt die Inschrift auf die linke Längsseite.
- Das Wort ist durch die Mitra unterbrochen.
- Die Trennzeichen sind Quadrangeln.
Anmerkungen
- Zirngibl, Epitaphia 2: in medio ante Philipp; Schuegraf, Dom II, 42: Sepultus est in medio Cathedralis Ecclesiae juxta Statuam, quam vocant Sct. Petri; Freytag/Hecht 34 und Kdm Regensburg I, 116: An der Wand im ersten Joch des nördlichen Seitenschiffs. Die Grabplatte befand sich also an verschiedenen Orten in der Domkirche; vgl. auch Hausberger, Grablegen 374; Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 385.
- Anders Oefele I, 221: 1450 ult. Kal. Martii; Janner, Bischöfe III, 485: November 1449, so auch Hausberger, Grablegen 374; Kdm Regensburg I, 116: ult. Kl. Augusti; Paricius, Nachricht 18: † 1450; vgl. hierzu auch Fuchs/Krieger, Die Regesten Kaiser Friedrichs III. 367 (Register): †1449.
- Bi 129; Heydenreuter, Wappen der süddeutschen Hochstifte 130f.
- Leoprechting 38; BayA1 83.
- Hund, Stammenbuch II, 202f.; Krick, Stammtafeln 273; zur Herrschaft Lupburg, vgl. HAB Altbayern 51 (Parsberg), 194-220.
- Matrikel der Universität Wien I, 58; Uiblein, Acta Facultatis Artium 512; Knod, Deutsche Studenten in Bologna 397 (Zusammenfassungen der biographischen Daten); Schmutz, Juristen Nr. 856.
- Krick, Domstift Passau 44f.; Hausberger, Bischöfe (Parsberg), 517.
- Leoprechting 48, 56; Paricius, Nachricht 42: 1394 Canonicus, 1430 Decanus, 1436 Praepositus, 1437 Bischof; Bastian, Runtingerbuch III, 312.
- Leoprechting 38; Bernclau, Episcopatus 49ff.; Hausberger, Bischöfe (Parsberg) 517; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 86 (Anm. 146).
- Fuchs, Wahlkapitulation 22-29; Hausberger, Geschichte I, 164, 210f.
- Zusammengefasst nach Hausberger, Geschichte I, 210-212; ders., Bischöfe (Parsberg) 517f.; Janner, Bischöfe III, 451-486.
Nachweise
- Bernclau, Episcopatus 53; Zirngibl, Epitaphia 2; Ried, Collectio 3v; Oefele I, 221; Cranner 53; Sammlung Resch VII, Blatt 33; Sammlung Heckenstaller 299, 348; Kdm Regensburg I, 116.
Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 200 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0020000.
Kommentar
Friedrich von Parsberg wurde um 1385 als ältester Sohn des Hans von Parsberg zu Lupburg und Flügelsberg und seiner Frau Margarete von Aichberg geboren5). Im Wintersemester 1400 war er an der Universität Wien immatrikuliert, im Sommersemester 1405 studierte er in Heidelberg, 1411 in Bologna, wo er 1414 den Titel eines Licenciatus decretorum erwarb6). Er erhielt Domkanonikate in Eichstätt, Passau und Regensburg7). Im Jahre 1416 wurde er Domscholaster in Regensburg, 1420 Domdekan in Eichstätt, 1430 in Regensburg Domdekan und 1436 Dompropst8). Als Berater des Herzogs Wilhelm III. von Bayern-München und Bischofs Konrad von Soest (s. Kat.-Nr. 186) nahm der graduierte Jurist am Konzil von Basel teil. Am 24. Mai 1437 wählte ihn das Domkapitel nach dem Tode Konrads zum Bischof. Konfirmiert wurde er am 28. Juni, am 30. Juni empfing er in Salzburg die Bischofsweihe9).
Einen Tag vor seiner Wahl am 23. Mai erstellte das Domkapitel eine Wahlkapitulation, in der die Rechtsansprüche des Domkapitels gegenüber dem Bischof festgeschrieben wurden, um weiteren Belastungen des verschuldeten Hochstifts vorzubeugen10). Friedrich II. reformierte mit großem Eifer mehrere Klöster und berief in den Jahren 1440 und 1442 zwei Diözesansynoden ein. Wohl krank und geistig geschwächt, agierte er gegen die von ihm selbst maßgeblich mitgetragene und unterzeichnete Wahlkapitulation, verlieh willkürlich hochstiftische Lehen, vergab Ämter ohne Einverständnis des Kapitels und veräußerte Kleinodien des Hochstifts. Schließlich erklärte er das Kapitulationswerk für nichtig. Selbst eine Bulle des Papstes Nikolaus V. im Jahre 1448, die die Verbindlichkeit der Kapitulation bestätigte, ignorierte der Bischof. Das Prozessverfahren gegen ihn im Herbst 1449 aus Rom erledigte sich durch seinen Tod11).