Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 195 Kreuzgang, Mittelhalle, Westseite, 1. Joch 1443/1438 (?)

Beschreibung

Wappengrabplatte des Konrad Reichertshofer und seines Vaters Burkhart aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift I auf erhöhtem Rand beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet im ersten Drittel der linken Längsseite. Nach einem kleinen vertieft eingehauenen quadratischen Feld mit Wappenschild folgt die Inschrift II, die an der linken Längsseite oben endet. In vertieftem Feld ein großes Vollwappen leicht schräg nach rechts geneigt mit zwei Wappenhaltern. Maßwerk oben rechts. Der Zustand ist sehr schlecht, die obere linke Ecke ist ausgebessert.

Ergänzt nach Text Eppinger:

Maße: H. 213 cm, B. 114 cm, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    [Anno domini] ∙ M ∙ cccc ∙ xliii ∙ xxix / ḍịẹ ṃạ[ṛ]c̣ỵ ob(iit) ∙ Eximi(us) ∙ decre(torum) ∙ [d]octtor ∙ d(ominus) ∙ conrad ∙ [R]ey/ershofer ∙ Can(onicus) ∙ Rat(isponensis) ∙ ac ∙ p(re)p(osi)t(u)s / vet(er)is cap[e]lle

  2. II.

    A[– – –] xxxviii ∙ ob(iit) ∙ bvrckard ∙ p(ate)r ∙ eivsdem a)

Übersetzung:

Im Jahr 1443 am 29. Tag im März starb der vortreffliche Doktor der geistlichen Rechte, Herr Konrad Reichertshofer, Domherr zu Regensburg und Propst der Alten Kapelle. (I)

Im Jahr 1438 (?) starb Burkhart, dessen Vater. (II)

Datum: 1443 März 29; 1438 (?)2).

Wappen:
Reichertshofer3).

Kommentar

Konrad entstammte der fränkischen Adelsfamilie Reichertshofer, die in der Stadt und im Stift Eichstätt ansässig war und seit dem 14. Jh. urkundlich erwähnt ist4). Im Jahre 1420 war der Doktor der geistlichen Rechte Domherr in Regensburg und Passau5). Er gehörte im Jahr 1437 zu den Mitunterzeichnern der Wahlkapitulation zur Wahl Bischof Friedrichs II. von Parsberg (s. Kat.-Nr. 200)6). Am 25. September 1438 resignierte Konrad Konhofer die Propstei der Alten Kapelle; das Amt des Propstes ging dann am 6. April 1439 an Konrad Reichertshofer über. Die Kanonikate in Regensburg und Passau durfte er behalten, seine Pfarrei in Gmunden/OÖ. (als Olsdorf bezeichnet) musste er aber abgeben7). Ab dem Jahr 1441 übte er zudem das Amt des Domdekanes aus8). Sein bei den Minoriten gestifteter Jahrtag wurde am 14. März abgehalten9). Konrad Reichertshofer hatte seinen Wohnsitz am Sand kilians prunn, dem ehemaligen Domherrenhof am Frauenbergl10). Der in der Inschrift II genannte Burkhart, Vater des Domherren, konnte nicht näher bestimmt werden. Er wird nur bei der unten zitierten Eintragung bei Siebmacher und bei Freytag/Hecht genannt; letzterer ordnet aber diese Inschrift fälschlicherweise der Familie Aunkofer zu.

Textkritischer Apparat

  1. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 11, 40; Kdm Regensburg I, 173; Freytag/Hecht 11 nennt Konrad und Burkhart fälschlicherweise unter dem Namen Aunkofer; so auch Kdm Regensburg I, 173; Krick, Domstift Passau 257 nimmt an, dass Konrad Reichertshofer im Jahr 1446 in der Capella Dominorum bestattet wurde und die Grabplatte verloren sei; vgl. hierzu DI 67 (Passau), Kat.-Nr. 137: Domhof, Andreaskapelle.
  2. Eppinger 16: 29. May; Eppinger 31: 22. Marty; Zirngibl, Epitaphia 53 und Ried, Collectio 28v: 29. Mai.
  3. BayA1 120; ebenso Primbs, Jahr- und Totenbuch 226: Drei Sterne auf Schrägbalken; hier wird darauf hingewiesen, dass im Wappenbuch - gemeint ist Leoprechting - ein aufspringender Löwe nach rechts dargestellt ist, wobei es sich offensichtlich um eine Verwechslung handelt.
  4. BayA1 120; Primbs, Jahr- und Totenbuch 225f.
  5. Leoprechting 89; Bernclau, Episcopatus 353; Paricius, Nachricht 43; Ries, Generalschematismus 35; Redlich, Tegernsee und die deutsche Geistesgeschichte 11 (Anm. 9).
  6. Oefele I, 221; Janner, Bischöfe III, 451.
  7. Schmid, Urkunden-Regesten I, 148, 149, 150; ders., Alte Kapelle 87f.
  8. Bernclau, Epicopatus 353; Leoprechting 56, 89; Paricius, Nachricht 30; Krick, Domstift Passau 41.
  9. MGH, Nekr. III, 250: Eintrag am 14. März 1443; Primbs, Jahr- und Totenbuch 221; Hilz, St. Salvator 78.
  10. Forneck, Einwohnerschaft 248.

Nachweise

  1. Eppinger 16, 31; Zirngibl, Epitaphia 53f.; Ried, Collectio 28v.

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 195 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0019502.