Inschriftenkatalog: Regensburger Dom (I)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 74: Inschriften des Regensburger Doms (I) (2008)

Nr. 194 Kreuzgang, Nordflügel, Ostseite, 2. Joch 1442 (?)

Beschreibung

Wappengrabplatte des Ulrich Paumgartner aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift beginnt oben links, läuft um den Stein und endet im letzten Viertel der linken Längsseite. Im vertieften Feld das Wappen unter Dreipassbogen. Die Bildfläche der Grabplatte ist teilweise herausgebrochen, zudem weist sie mehrere Risse auf. Ein Teil der Inschrift an der unteren Breitseite und an der linken Längsseite ist verloren.

Ergänzt nach Text Eppinger:

Maße: H. 218 cm, B. 112 cm, Bu. 10 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. ∙ anno ∙ d(omi)ni ∙ Mo ∙ cccco ∙ xlijo a) ∙ / do ∙ starb ∙ der ∙ Erberg ∙ man ∙ vlrich ∙ der ∙ / pavmgart[ner de]s ∙ / sambstages ∙ an ∙ sa[nkt Elisabeten abent] b)

Datum: 1442 November 182).

Wappen:
Baumgartner3).

Kommentar

Ulrich Paumgartner schaffte es, aus eigener Kraft zu einem der reichsten Bürger der Stadt aufzusteigen, und zwar hauptsächlich durch Viehhandel zwischen Frankfurt, Nürnberg, Wien und Pressburg (Bratislava). Er war in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts der größte Grundbesitzer der Stadt4). Zum ersten Mal trat er in der Turnierordnung von 1408 in Erscheinung5). Er war Hansgraf in den Jahren 1412 bis 1415 und 1419 bis 14226). Im Jahr 1416 ist er als Mitglied im 45er Rat überliefert7). Von 1417 bis zu seinem Tod 1442 ist er immer wieder als Mitglied des Inneren Rates nachweisbar8). Verheiratet war er mit Margaret, einer geborenen Graner, deren Wappen wohl über der Grabplatte an der Wand angebracht war (s. Kat.-Nr. 208)9).

Mindestens ein Gewölbe im östlichen Teil des Kreuzgangnordflügels trägt das Wappen Ulrich Baumgartners10). Ein weiterer Scheitelstein im Großen Kreuzgang der Minoritenkirche weist darauf hin, dass Ulrich Baumgartner dieses Gewölbe ebenfalls gestiftet hatte11).

Textkritischer Apparat

  1. Zirngibl, Epitaphia 39: 1342; Eppinger 13: 1452, Eppinger 28: 1542.
  2. Am Beginn der Inschrift Zierkreuz aus vier Quadrangeln, zwischen den Worten jeweils zwei übereinanderstehende Quadrangeln als Trennzeichen, am Ende der ersten Zeile und der zweiten Zeile jeweils drei Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Zirngibl, Epitaphia 39: prope sacell(am) S(ancti) Stephani sinistra ex parte. Freytag/Hecht 35; Kdm Regensburg I, 196 bezieht sich auf die Grabplatte des gleichnamigen Domherren Ulrich Paumgartner, † 1480 (s. Kat.-Nr. ?), die heute an der Westwand der Mittelhalle des Kreuzgangs aufgerichtet ist.
  2. In den Jahren 1452 und 1542 trifft der St. Elisabethabend auf einen Samstag, aber nicht im Jahr 1442.
  3. Bg2 7; Urbanek, Wappen 71.
  4. Zur Herkunft vgl. Bastian, Runtingerbuch III, 316; Fischer, Hochfinanz 26f. (Anm. 77), 82 (Anm. 345); zum Grundbesitz vgl. Forneck, Einwohnerschaft 127f.
  5. Engelke, Gelbes Stadtbuch 680 (S. 372); Forneck, Einwohnerschaft 127.
  6. Ritscher, Ratsverfassung II, 19-21.
  7. Engelke, Gelbes Stadtbuch 715.
  8. Forneck, Einwohnerschaft 127. Bei dem in den Ratsherrenlisten für die Jahre 1446, 1451 und 1465 und als Hansgraf 1445 und 1447 bis 1448 verzeichneten Ulrich Baumgartner dürfte es sich um seinen gleichnamigen Sohn handeln, vgl. Fischer, Hochfinanz 82 (Anm. 345).
  9. Eppinger 28; Richard, Mémoires 56 (Anm. 204).
  10. Kdm Regensburg I, 164.
  11. Kdm Regensburg III, 16; DI 40 (Regensburg I), Kat.-Nr. A16.

Nachweise

  1. Eppinger 13, 28; Zirngibl, Epitaphia 39; Schmid H. U., Mittelalterliche deutsche Inschriften 40, Nr. 46 (Inschrift I mit falscher Datierung: 1480).

Zitierhinweis:
DI 74, Inschriften des Regensburger Doms (I), Nr. 194 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di074m013k0019404.